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Terra X - die Wissens-Kolumne : Atommüll endlagern - nur wo und wie?

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Für alle, die jetzt die Verlängerung der AKW-Laufzeiten fordern: Wir wissen immer noch nicht, wohin mit dem alten Atommüll und sollten uns endlich für einen Standort entscheiden.

Terra X - Die Wissens-Kolumne: Thora Schubert

In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.

Die Zeit drängt, zurzeit lagert der schwach- bis mittelradioaktive Müll oberirdisch, die schlechteste aller Lösungen. Wie geht es mit ihm weiter? Und vor allem wo?

Im September 2020 ging ein Bild durch die Nachrichten, das einigen Trubel auslöste: eine Deutschlandkarte, auf der ungefähr die Hälfte der Landesfläche bunt eingefärbt war. Bunt bedeutete, im Untergrund befindet sich einer der drei Gesteinstypen, die für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle grundsätzlich in Frage kommen, in ausreichender Dicke und in geeigneter Tiefe.

Diese Karte (und der dazugehörige Bericht) ließ manche erleichtert aufatmen. Der seit Jahrzehnten heiß diskutierte Salzstock Gorleben wurde als ungeeignet beurteilt, da er die Sicherheitsanforderungen nicht erfüllt. Andere waren irritiert bis wütend: Im Fichtelgebirge soll der Untergrund für ein Endlager geeignet sein?! Da gibt's doch Erdbeben. Sind die alle unfähig?! 

Darum wurde der Salzstock Gorleben nach 40 Jahren geschlossen und scheidet als Endlager radioaktiver Abfälle aus.

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27.500 Kubikmeter Atommüll brauchen ein Endlager

Die, das sind die Mitarbeiter*innen der Bundesgesellschaft für Endlagerung, kurz BGE. In einem recht unübersichtlichen Geflecht aus Institutionen mit verschiedenen Zuständigkeiten und Kontrollfunktionen hat die BGE mehrere Aufgaben. Die wohl schwierigste: einen Standort für ein Endlager für alle hochradioaktiven Abfälle zu finden, die jemals in Deutschland angefallen sind, insgesamt 27.500 Kubikmeter.

Auf dem Foto ist ein Modell eines Atomendlagers zu sehen. In dieser Art wird es gerade in Finnland gebaut. Es zeigt ein komplexes System an Gängen und Schichten tief unter der Erde.

Nachrichten | Politik - Wohin mit unserem Atommüll?  

Die letzten deutschen AKW gehen vom Netz - doch der Atommüll bleibt. Ein Beispiel aus Finnland zeigt, wie ein Endlager aussehen könnte. Erkunden Sie es in der interaktiven 3D-Story.

Diese Aufgabe ist im Standortauswahlgesetz (StandAG) von 2017 festgeschrieben, genauso wie der Zeitplan: 2031 soll der bestmögliche Standort gefunden sein, sodass man ab 2050 mit der Einlagerung der Abfälle beginnen kann. Auch die Art und Weise der Endlagerung ist im StandAG festgelegt: in tiefen geologischen Schichten. Der Bundestag hat das StandAG 2017 verabschiedet.

Endlagerung in 300 Metern Tiefe an Erdoberfläche nicht messbar

Natürlich gibt es auch immer mal wieder Ideen, wir sollten die Abfälle anders entsorgen, beispielsweise ins All schießen oder in einen Vulkan werfen? Spannende Ideen, über die sich schon schlauere Leute als Sie und ich Gedanken gemacht haben. Kurz gesagt: Beides birgt ein größeres Risiko als die Endlagerung in mehreren hundert Metern Tiefe in geeignetem Gestein.

Dessen Abschirmung ist so gut, dass bereits ein Endlager in 300 Metern Tiefe mit heutigen Messgeräten an der Erdoberfläche nicht mehr detektierbar wäre. Deswegen steht auch dieser Entsorgungsweg im StandAG und kein anderer. 

Mit Transmutation den Atommüll für Energie nutzen?

Eine weitere Idee: Wir sollten die Abfälle verfügbar lassen, damit wir sie zur Energiegewinnung nutzen können, sobald das technisch möglich ist. Das Verfahren, die reaktorbetriebene Transmutation, verspricht zweierlei.

Zum einen wird das Entsorgungsproblem vereinfacht, indem der Zerfall der besonders langlebigen Bestandteile des Atommülls beschleunigt wird. Dadurch wird er bereits nach einigen hundert Jahren genauso "harmlos" wie natürlich vorkommendes Uranerz. Harmlos ist hier mit sehr deutlichen Anführungszeichen zu verstehen.

Bei der Suche nach einem Endlager geht vor allem um eine Rückholoption. Denn mit Technologien der Zukunft könnte der radioaktive Müll erneut nutzbar und damit seine Zerfallszeit reduziert werden.

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Einsatz von Natrium kann zu Problemen führen

Zum anderen kann mit dem Verfahren noch Energie gewonnen werden. Klingt fantastisch, aber: Momentan weiß man, dass reaktorbetriebene Transmutation im Labormaßstab funktioniert und in sehr wenigen und kleinen Demonstrationsanlagen weltweit.

Das für das Verfahren notwendige hochreaktive Natrium hat dabei schon wiederholt zu Problemen geführt, bei einem Unfall ist zudem eine Kernschmelze möglich. (Wem das nichts sagt: In Tschernobyl kam es 1986 zu einer Kernschmelze, deren Auswirkungen große Teile Europas betrafen.) Flüssigsalzreaktoren als natriumfreie Alternative sind noch weniger weit entwickelt. 

Bitte flexibel bleiben, wenn Durchbruch bei Transmutation kommt

Deutschland fokussiert sich daher auf die Endlagerung, statt darauf zu hoffen, dass Transmutation irgendwann im großen Maßstab und sicher verfügbar sein wird. Aber die Einlagerung der Abfälle ins Endlager beginnt nicht vor 2050 (und ob das klappt, wage ich auch zu bezweifeln, schließlich leben wir im Land von Stuttgart 21 und dem Flughafen Berlin-Brandenburg). Wenn in den knapp 30 Jahren bis dahin der große Durchbruch in der Transmutation kommt, wäre es nur richtig, den politischen Konsens von heute in Frage zu stellen.

Aktuell aber läuft die Standortsuche weiter. Die großen bunten Flächen auf der Karte von 2020 werden genauer untersucht und weitere Regionen ausgeschlossen. Mit Sicherheit ist auch bald das Fichtelgebirge dabei - die Erdbeben dort wurden nicht übersehen, der erste Schritt des Auswahlverfahrens war nur sehr grob.

Endlager in Ihrer Nähe nicht unbedingt fürchten

Zusätzliche Sicherheitskriterien kommen ins Spiel, bei denen die geowissenschaftliche und technische Fachwelt fleißig mitmischt. Mit der Zeit werden die Untersuchungen immer detaillierter, bis am Ende der sicherste Standort in Deutschland gefunden ist. Möglicherweise liegt der ganz in Ihrer Nähe. Doch lassen Sie sich für diesen Fall bitte auf ein Gedankenspiel ein: Würden Sie sich sicherer fühlen, wenn ein hungriger Löwe im Nachbardorf in einem Pappkarton hockt oder wenn er in einem massiven Käfig auf Ihrem Grundstück sitzt?

Wohin mit dem Atommüll? Diesmal begibt sich Geowissenschaftlerin Thora Schubert für Terra Xplore auf Spurensuche: Kann das radioaktive Zeug wirklich sicher vergraben werden?

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