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Augsburger Puppenkiste:Urmel, Jim Knopf und Co seit 70 Jahren im TV
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Die Augsburger Puppenkiste feiert: Vor 70 Jahren startete sie mit "Peter und der Wolf" ihre Karriere im TV. Heute sind deren Marionetten aber nur noch selten im Fernsehen zu sehen.
"Jim Knopf" und "Lukas", hier mit Scheinriese "Tur Tur" und Lokomotive "Emma" im Bild, sind die wohl bekanntesten Figuren der Augsburger Puppenkiste.
Quelle: dpa
Das Intro mit der sich langsam öffnenden Kiste samt Schrift "Augsburger Puppenkiste - Oehmichens Marionetten Theater" ist legendär. Heute feiert die Puppenkiste ihr 70jähriges TV-Jubiläum.
In den Filmen half man sich mit einfachen Mitteln statt auf spektakuläre Effekte zu setzen: Manche Besucher, die das Museum der Augsburger Puppenkiste betreten, staunen erst einmal über ein Stück Kunststoff. In den legendären Fernsehserien des Marionettentheaters wie "Urmel aus dem Eis" oder "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer" symbolisiert die sich langsam bewegende Folie die Wellen des Ozeans - so simpel, so genial.
Das Plastikmeer brannte sich in Deutschland ins Gedächtnis von Generationen von Kindern. "Die Einfachheit" mache die Puppenkiste aus, sagt Klaus Marschall, Chef des Augsburger Theaters und Enkel von Puppenkistenerfinder Walter Oehmichen.
Wir wackeln mit einem Stück Holz, der Rest passiert im Kopf des Zuschauers.
Klaus Marschall, Chef Augsburger Puppenkiste
Jim Knopf und Urmel: Als Puppenspiel exklusiv fürs Fernsehen
Keine andere Puppenbühne hat in Deutschland jemals solch eine Bekanntheit erreicht. Nur wenige Wochen nachdem das erste Fernsehprogramm der Bundesrepublik auf Sendung gegangen war, spielten am 21. Januar 1953 die bayerischen Schwaben beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) in Hamburg live "Peter und der Wolf". Am heutigen Samstag jährt sich dieser erste Auftritt (auf der damals noch schwarz-weißen Mattscheibe) zum 70. Mal.
Der "Kleine König Kalle Wirsch" - 1969 als Kinderbuch erschienen - kämpfte schon 1970 in der Puppenkiste um seine Krone.
Quelle: imago
Nach der Fernsehpremiere im hohen Norden war es der Hessische Rundfunk (HR), der jahrzehntelang die Produktionen der Augsburger ins TV brachte. "Über 150 Produktionen des HR-Fernsehens machten die Holzköpfe und ihre Abenteuer deutschlandweit berühmt", sagen die Frankfurter.
Zwei der bekanntesten Figuren aus dem Ensemble - Urmel und Jim Knopf - wurden übrigens nie in Augsburg auf der Bühne gespielt, sondern nur fürs Fernsehen produziert.
Statement Hessischer Rundfunkt
... ließ am 26. Februar 1948 erstmals die Marionetten tanzen - "Der gestiefelte Kater" stand damals auf dem Programm. Rund 5 Jahre später, im Januar 1953, lief die Puppenkiste zum ersten Mal im TV.
Quelle: dpa-Bildfunk
Zum 75. Jahrestag am 26.02.2023 werde das neue Kinderstück Rapunzel Premiere feiern, kündigt Puppenkistenchef Klaus Marschall an. Eine große Jubiläumsausstellung sei dann ab 16. März geplant.
Gebannt saßen einst die Kinder vor dem Bildschirm, wenn die oftmals mehrteiligen Geschichten wie "Der Löwe ist los" (1965) oder "Kleiner König Kalle Wirsch" (1970) über mehrere Wochen gestreckt ausgestrahlt wurden.
Inszenierungen mit Marionetten auch für Erwachsene
Bis heute zieht die Puppenkiste zahlreiche Fans an. Oftmals gibt es nachmittags ein Kinderstück wie "Frau Holle" und abends dann eine Inszenierung für Erwachsene. Für die großen Marionettenfans wird beispielsweise "Doktor Faust" gespielt, auch an Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen" haben sich die Augsburger schon gewagt.
Ein Klassiker im Programm ist seit vielen Jahren das politische Kabarett, bei dem Scholz, Söder, Merz und Co. auf Miniaturformat geschrumpft werden.
Mehr als 140 Puppentheater in Deutschland
Die Augsburger seien ein tolles Aushängeschild für die gesamte Branche in Deutschland, sagt Matthias Träger vom Verband Deutscher Puppentheater.
Man kommt an der Puppenkiste nicht vorbei.
Matthias Träger, Verband Deutscher Puppentheater
"Jeder von uns, alle kennen das Urmel, Jim Knopf und so weiter," erklärt Träger, der in Klotten an der Mosel ein Figurentheater betreibt. Doch der langjährige Funktionär des Verbands mit bundesweit mehr als 140 Bühnen sieht darin auch ein Problem. Denn letztlich sei die Puppenkiste auch das einzige große, sichtbare und wichtige Aushängeschild. Träger betont:
Was Figurentheater heutzutage alles ist, was es kann, wie unterschiedlich und wie reichhaltig es ist, wird oft vergessen durch dieses Bild, das jeder kennt.
Auch die Augsburger Marionettenversion von "Urmel aus dem Eis" (hier Urmel mit Mama Wutz im Bild) basiert auf einem Kinderbuch.
Quelle: dpa
Augsburger Puppenkiste nur noch selten im TV-Programm
Die große Zeit der Puppenkiste im TV ist allerdings auch längst vorbei. Selbst im Kinderprogramm haben die Augsburger keinen Platz mehr. Der Schritt hatte damals einige Diskussionen ausgelöst, die aber mittlerweile verstummt sind. Auch für Puppenkistenchef Marschall ist ein Schlussstrich gezogen:
Ich sehe uns in dem heutigen Fernsehprogramm auch nicht mehr.
Klaus Marschall, Chef der Augsburger Puppenkiste
Ihm gehe es darum, Geschichten in ruhigen Bildern erzählen. "Das unterscheidet sich von dem aktuellen Fernsehen so massiv, das ist schwierig."
Quelle: Ulf Vogler, dpa