9-Euro-Ticket: Übervolle Züge und Überstunden

    Bilanz von Bahn-Betriebsrat:9-Euro-Ticket: Übervolle Züge und Überstunden

    07.06.2022 | 03:30
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    Zum Pfingstwochenende haben viele Bahnreisende das 9-Euro-Ticket genutzt. Der Vize-Chef des Betriebsrates berichtet von überfüllten Zügen und Mehrbelastungen für Mitarbeiter.

    Bundesweit wurde das 9-Euro Ticket bereits millionenfach verkauft. Immer wieder kommt es zu einer Überlastung des Schienenverkehrs.
    Bundesweit wurde das 9-Euro Ticket bereits millionenfach verkauft. Immer wieder kommt es zu einer Überlastung des Schienenverkehrs.
    Quelle: Reuters

    Nach dem Pfingstwochenende mit 9-Euro-Ticket hat ein Personalvertreter der Deutschen Bahn eine kritische Zwischenbilanz gezogen. An jedem Tag habe es bundesweit etwa 400 Züge mit zu hoher Auslastung gegeben, so dass Passagiere abgewiesen oder Fahrräder nicht mitgenommen worden seien, berichtete der Vize-Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Regio, Ralf Damde, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland nach Gesprächen mit Bahn-Betriebsräten.
    Insgesamt habe es pro Tag rund 700 Meldungen von Überlastung, Problemen mit Passagieren oder Störungen an die Einsatzzentrale gegeben. Das sei signifikant mehr als an einem durchschnittlichen Wochenende und auch als am Pfingstwochenende vor Corona.

    Betriebsrat beklagt Tausende Überstunden wegen 9-Euro-Ticket

    "Zu den befürchteten tätlichen Übergriffen gegen das Bahnpersonal kam es nicht, wohl aber zu verbalen", sagte Damde. Der massive zusätzliche Personalbedarf habe allein über Pfingsten Tausende Überstunden nötig gemacht.

    Überall in Deutschland waren die Bahnsteige und die Züge voll, in mehreren Fällen mussten überfüllte Züge geräumt werden - aber zum Glück keine Bahnhöfe.

    Ralf Damde, stellvertretender Vorsitzender Gesamtbetriebsrat DB Regio

    Trotz der vielen zusätzlich eingesetzten Fahrzeuge mussten Passagiere abgewiesen werden, Fahrräder konnten nicht mitgenommen werden.

    Maskenpflicht-Hinweise und Orientierungslosigkeit sorgen für Mehraufwand

    Zu erhöhtem Personal- und Zeitaufwand führte demnach auch, dass viele Reisende ohne Bahn-Erfahrung sich auf den Bahnsteigen oder in großen Bahnhöfen nicht zurecht fanden, erklärte Damde.

    Insgesamt brauchten die Passagiere deutlich mehr Hilfestellung als sonst. Dazu gehörte auch, dass viele Menschen, die lange nicht Zug gefahren sind, nicht wussten, dass im ÖPNV nach wie vor Maskenpflicht herrscht.

    Ralf Damde, stellvertretender Vorsitzender Gesamtbetriebsrat DB Regio

    Damde lobte jedoch die Rücksichtnahme und Geduld der meisten Fahrgäste.

    9-Euro-Ticket für bundesweiten Nahverkehr

    Mit dem 9-Euro-Ticket können Fahrgäste seit vergangenen Mittwoch einen Monat lang bundesweit den Nahverkehr nutzen. Tickets werden für Juni, Juli und August verkauft. Damit sollen Pendler wegen der stark gestiegenen Energiekosten unterstützt werden. Für den Klimaschutz sollen neue Nutzer dauerhaft zum Umstieg auf die Bahn bewegt werden.
    Quelle: dpa, AFP, Reuters