Nach dem Zugunglück in Bayern Anfang Juni hat die Bahn 200.000 Betonschwellen eines bestimmten Bautyps untersucht. Der Verdacht: Es liegt ein Herstellerfehler vor.
Nach dem Zugunglück im bayerischen Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen Anfang Juni hat die Deutsche Bahn (DB) bundesweit Betonschwellen eines bestimmten Bautyps und Herstellers überprüft. Ende August sollen die Inspektionen abgeschlossen sein. Erste vorläufige Erkenntnisse aus technischen Gutachten unabhängiger Prüfinstitute legten nun den Verdacht nahe, dass ein Herstellerfehler vorliege, teilte die Bahn am Freitag mit.
Auch wenn die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind und die Unfallursache noch nicht feststeht, will die Bahn diese Schwellen nun vorsorglich austauschen. Dies werde sich "teilweise bis in das kommende Jahr ziehen", teilte die DB mit.
Einschränkungen durch Untersuchungen an rund 165 Stellen
Aktuell gebe es aufgrund der Untersuchungen an den Bauteilen an rund 165 Stellen im Schienennetz Einschränkungen für die Fahrgäste.
"Betroffen sind schwerpunktmäßig die Bundesländer Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen", hieß es.
Überall dort, wo die Experten Auffälligkeiten entdeckt hätten und wo nötig, führen zudem die Züge langsamer über die betroffenen Schwellen. Vereinzelt musste die DB auch Streckenabschnitte sperren.
Seit dem Zugunglück im Juni ist die Strecke von München nach Garmisch-Partenkirchen gesperrt. Die Schienen müssen hier erneuert werden. Die Ersatzbusse sind überfüllt, die Reisenden genervt.
Bahn erwartet Schaden in dreistelliger Millionenhöhe
Auf ersten Strecken seien Schwellen bereits ausgetauscht worden, für rund 90 Prozent der betroffenen Strecken seien konkrete Bautermine eingeplant.
Die notwendigen Materialien stünden auch in Zeiten von Materialknappheit zur Verfügung, versicherte die Bahn.
Der entstandene Schaden lasse sich noch nicht beziffern. Die Bahn erwarte aber einen dreistelligen Millionenbetrag. Mögliche Regressansprüche gegenüber dem Schwellenhersteller sollten auf Basis der abschließenden Gutachten juristisch geprüft werden, kündigte der Konzern an.
Fünf Tote bei Zugunglück in Bayern Anfang Juni
Bei dem Unglück in Garmisch-Patenkirchen war Anfang Juni ein Regionalzug entgleist. Vier Frauen sowie ein 13-Jähriger starben bei dem Unfall. Es gab zahlreiche Schwer- und Leichtverletzte.
Die Bahn begann einige Wochen später damit, bundesweit rund 200.000 Betonschwellen zu überprüfen und auszutauschen. Bei den Bauteilen handelt es sich laut Bahn um den gleichen Bautyp wie auf dem Streckenabschnitt des verunglückten Zugs.
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