Sabotage bei der Bahn: Staatschutz ermittelt

    Kabel durchtrennt:Staatsschutz ermittelt zu Bahn-Sabotage

    09.10.2022 | 12:12
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    Nach der Sabotage bei der Bahn ermittelt nun der Staatschutz. Experten gehen von professionellen Tätern aus.

    Wegen der Sabotage an Bahn-Kabeln ermittelt jetzt auch der Staatsschutz. Eine politische Motivation könne nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher des Berliner Landeskriminalamtes am Sonntag.
    Unbekannte hatten am Samstag wichtige Kommunikationskabel der Deutschen Bahn in Berlin und auch in NRW zerstört und so für Chaos gesorgt. Über Stunden stand der Bahnverkehr in Norddeutschland größtenteils still.

    Tatort Berlin-Hohenschönhausen

    Zu den möglichen Tätern gibt es bislang keine offiziellen Informationen. "Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen", sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin der Deutschen Presse-Agentur. "Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen." Aus Sicherheitskreisen hieß es, es seien am Karower Kreuz in Berlin und in Herne in NRW vorsätzlich sogenannte "Lichtwellenleiterkabel" beschädigt worden.
    Auch das Backup-System sei damit ausgefallen. "Aktuell ist von einer zielgerichteten Fremdeinwirkung von außen auf Kabel der Deutschen Bahn auszugehen", sagte der Sprecher. Zu weiteren Details könne er auch aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben.
    Sicherheitsexperte Peter Neumann erklärte bei RTL, es benötige erhebliches Wissen, um diese Knotenpunkte anzugreifen.

    Es waren wahrscheinlich nicht Amateure oder Einzeltäter, sondern es war etwas, das von Profis durchgeführt wurde.

    Peter Neumann, Sicherheitsexperte

    Sabotage an zwei Standorten

    Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte zuvor gesagt, die Störungen gingen auf Sabotage an zwei Standorten zurück. "Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind." Die Bahn sei Ziel eines Anschlags geworden.
    Grünen-Chef Omid Nouripour forderte angesichts der Tat Verbesserungen beim Schutz der kritischen Infrastruktur.

    Der heutige Anschlag auf die Kabelverbindungen der Bahn hat Chaos auf den Bahnhöfen, Verzögerungen in den Lieferketten und massive Verunsicherung in der Bevölkerung ausgelöst

    Omid Nouripour, Grünen-Chef

    Die kritischen Infrastrukturen und damit wir alle seien angreifbar und verletzlich.

    Unzählige Fahrgäste strandeten im Norden

    Betroffen von der Sabotage waren der Fern- und teils auch der Regionalverkehr der Deutschen Bahn in weiten Teilen Norddeutschlands. Unzählige Fahrgäste strandeten an den großen Bahnhöfen wie Hannover, Hamburg und Berlin. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen.
    Im Laufe des Vormittags meldete die Bahn, dass die Störung behoben sei, es aber weiter zu Beeinträchtigungen kommen könne. "Leider müssen Sie weiterhin mit Zug-, Haltausfällen und Verspätungen rechnen", twitterte die Bahn am Samstagmittag.

    Auch Internationale Verbindungen betroffen

    Auch internationale Verbindungen waren betroffen. So fuhren keine IC-Züge zwischen Berlin und Amsterdam. IC-Züge von Kopenhagen endeten an der dänisch-deutschen Grenze in Padborg. Stillstand herrschte teils auch bei Regionalzügen - so bei RE- und RB-Verbindungen in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein, wie die Bahn mitteilte.

    Zugverkehr im Norden
    :Bahn: Störung behoben, Verkehr läuft an

    Ausfälle im Digital-Funkverkehr haben am Morgen zum Total-Ausfall des Bahnverkehrs in Norddeutschland geführt. Die Störung ist behoben - es war Sabotage, die Polizei ermittelt.
    Berlin: Reisende stehen in langen Schlangen im Hauptbahnhof nachdem der Fernverkehr in Norddeutschland zum Erliegen gekommen ist.
    Als Alternative schlug das Unternehmen Reisenden zwischen Berlin und Köln sowie zwischen Berlin und Baden-Württemberg und der Schweiz vor, Verbindungen des Fernverkehrs mit Umstieg in Erfurt und Frankfurt am Main zu nutzen. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die noch verkehrenden Züge teilweise ein sehr hohes Reisendenaufkommen zu verzeichnen haben", hieß es.

    Umleitungen überfüllt

    Viele Reisende, die etwa von Berlin nach Nordrhein-Westfalen fahren wollten, folgten der Empfehlung der Bahn und nahmen den Umweg mit Umstieg in Frankfurt auf sich.
    Die Folge waren völlig überfüllte Züge, wie ein dpa-Reporter aus dem ICE 934 auf der Fahrt nach Frankfurt berichtete. "Kein Durchkommen in den Gängen, weil alles mit sitzenden oder dort stehenden Fahrgästen blockiert ist", sagte er.
    Quelle: dpa, Reuters

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