Die Parlaments- und Kommunalwahlen in Bahrain sind Ziel eines Hackerangriffs geworden. Offizielle Webseiten waren vorübergehend nicht erreichbar.
Die Parlaments- und Kommunalwahlen im Golfstaat Bahrain sind offenbar Ziel eines Hackerangriffs geworden. Nach Angaben des bahrainischen Innenministeriums wurden amtlichen Webseiten blockiert und auf ihnen "negative Botschaften" verteilt. Auch die Seite der staatlichen Nachrichtenagentur BNA war demnach zwischenzeitlich nicht erreichbar. Eine bislang unbekannte Gruppe namens Al Tufan, auf Deutsch "Die Flut", bekannte sich zu den Attacken.
Hackerangriff richtet sich gegen Regierung von Bahrain
In sozialen Medien hieß es, die Webseite des Parlaments sei angegriffen worden "wegen der von bahrainischen Behörden ausgeführten Verfolgung und in Umsetzung des Volkswillens, die Scheinwahlen zu boykottieren". Der Angriff sei eine Antwort auf die Versuche des "herrschenden Regimes" die Rechte des Volkes zu verletzen.
Staatliche Überwachung und Zensur: Das Internet ist zum Kampfplatz um die Wahrheit geworden. Mutig lehnen sich digitale Rebellen auf gegen die Mächtigen in autokratischen Staaten.
Die politische Führung in Bahrain geht schon länger mit harter Hand gegen die schiitische Opposition vor. So wurden laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im Vorfeld der Wahlen mehrere Oppositionsparteien verboten.
Amnesty beklagte außerdem in dieser Woche, Bahrains Behörden hätten in den vergangenen elf Jahren alle abweichenden Meinungen unterdrückt und die freie Meinungsäußerung stark eingeschränkt. Gewählt werde jetzt "in einem Umfeld politischer Unterdrückung".
Mehr als 340.000 Wählerinnen und Wähler sind am Samstag aufgerufen, 40 Abgeordnete des Repräsentantenhauses zu bestimmen. Unter den Kandidaten sind auch 73 Frauen. Die Abgeordneten der zweiten Kammer, des Schurarates, werden vom König bestimmt.
Hartes Vorgehen gegen Minderheiten im Land
Seit 2002 werden in Bahrain alle vier Jahre Parlamentswahlen abgehalten. Nach dem Arabischen Frühling 2011 wird allerdings hart gegen Andersdenke vorgegangen, insbesondere gegenüber den Schiiten im Land. Obwohl diese die religiöse Mehrheit darstellen, ist die sunnitische Glaubensausrichtung des Islams bei der politischen Führung weiter verbreitet. Auch der König gehört zu den Sunniten.
Die Sunniten bilden die weitaus größte muslimische Glaubensgruppe. Nur etwa 10-15 Prozent aller Muslime weltweit sind Schiiten, die vor allem im Südirak, Iran und auf dem indischen Subkontinent sowie in Pakistan und dem Libanon beheimatet sind.
Der aus 33 Inseln bestehende Staat im Persischen Golf ist eine konstitutionelle Monarchie. Das bedeutet, dass es zwar einen König gibt, dieser aber durch eine Verfassung eingeschränkt wird. Im Gegensatz zu anderen konstitutionellen Monarchien wie in England herrscht der bahrainische König Hamad bin Isa Al Chalifa allerdings weitgehend uneingeschränkt.
Papst besuchte Bahrain kurz zuvor
Zuvor besuchte auch Papst Franziskus Bahrain. Er rechtfertigte seinen Besuch im muslimischen Land als wichtiges Zeichen für den Dialog zwischen den beiden Religionen. Er mahnte bei seinem Besuch aber auch die Achtung der Menschenrecht an. So kritisierte er beispielsweise die im Land noch immer angewendete Todesstrafe.