Vieles ist noch unklar nach dem tödlichen Unfall am Set von Alec Baldwin. Doch Polizeiermittlungen bringen immer mehr Details ans Licht. Und zeigen: Es wurden viele Fehler gemacht.
1. Die Waffe war nicht "kalt"
Der Regieassistent, David Halls, hatte dem Schauspieler Alec Baldwin die Pistole gereicht, die kurz danach die Kamerafrau Halyna Hutchins töten sollte. Das geht aus Untersuchungsberichten hervor, die von der Polizei in Santa Fe, New Mexico veröffentlicht wurden. Demnach rief er Baldwin dabei zu: "Cold Gun". Es handele sich um eine kalte Waffe ohne Munition.
Wie sich später rausstellen sollte, stimmte das nicht. Halls selbst gab der Polizei gegenüber an, dass er von der Patrone in der Waffe nicht wusste.
Halls soll schon bei anderen Produktionen Sicherheitsstandards verletzt haben. Das sagten zwei Personen, die mit ihm zusammenarbeiteten, dem Nachrichtensender CNN.
2. Baldwin zielte mit Pistole auf Kamera
Als der Schuss sich löste, war Baldwin gerade dabei, eine Szene in einer Kirche zu proben. So sagte Regisseur Joel Souza aus, Baldwin habe auf einer "Kirchenbank in einem Kirchengebäude" gesessen und geübt, die Pistole aus dem Holster zu ziehen.
- Diese Regeln sollen Waffen-Unfälle verhindern
Eigentlich dürften Unfälle wie beim Film "Rust" mit Alec Baldwin nicht passieren: Denn für Schusswaffen gelten bei Dreharbeiten strenge Sicherheitsvorkehrungen.
Dabei stand Kamerafrau Halyna Hutchins hinter der Kamera und Souza selbst habe sich ihr über die Schulter gebeugt, um den Kamerawinkel zu überprüfen. Dann habe er etwas gehört, das wie eine Peitsche und dann wie ein lauter Knall klang. Baldwin hatte beim Üben die Waffe direkt auf die Kamera gerichtet - und damit auf Hutchins und Souza. "Das ist sehr unangebracht", sagte Steve Wolf, Experte für Film-Waffen, CNN.
Wolf erklärte jedoch, man könne nicht von Schauspieler*innen erwarten, dass sie diese Regeln kennen. Baldwin hätte ein Schusswaffentraining machen müssen und über diese Regeln informiert werden müssen.
3. Crew beschwerte sich über mangelnde Sicherheit
Nur Stunden bevor es zu dem tödlichen Schuss kam, verließen offenbar mehrere Kameraleute das Set in New Mexico, um gegen die Arbeitsbedingungen zu protestieren. Regisseur Souza bestätigte gegenüber der Polizei, dass deshalb am Donnerstag eine neue Kameracrew engagiert werden musste.
Zuvor hatte die Zeitung "LA Times" darüber berichtet. Demnach sollen sich Kameraleute und ihre Assistent*innen über die Bedingungen rund um den Low-Budget-Film beschwert haben: lange Arbeitszeiten, lange Fahrten und das Warten auf ihren Gehaltsscheck.
- "Keine Worte, um Trauer auszudrücken"
Schauspieler Alec Baldwin feuert beim Dreh mit einer Requisitenwaffe - die Kamerafrau stirbt, der Regisseur wird verletzt. Hollywood ist geschockt, viele Fragen noch offen.
Die "LA Times" bezieht sich auf die Aussagen dreier Mitarbeiter*innen. Diese sollen gesagt haben, dass auch die Sicherheitsprotokolle, einschließlich Waffeninspektionen, nicht strikt befolgt wurden. Mindestens einer der Kameraleute habe sich bereits bei einem Produktionsleiter über die Waffensicherheit am Set beschwert. Die Produktionsfirma Rust Movie Productions wies die Vorwürfe zurück.
4. Scharfe Munition am Set
Die Pistole war offenbar mit scharfer Munition geladen. Laut Polizei wusste Souza nicht, ob die Filmcrew auf scharfe Munition kontrolliert wurde. In den Untersuchungsberichten heißt es:
Vollkommen unklar ist bislang, wie und wieso am Donnerstagnachmittag trotzdem Munition in die Pistole gelangte.
Sowohl in der Politik als auch in der Filmindustrie fordern nun immer mehr Menschen ein Schusswaffenverbot und bessere Arbeitsbedingungen für Filmteams. Eine Petition auf der Website change.org wurde bereits von mehr als 26.000 Menschen unterzeichnet. Darin heißt es: "Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass so etwas im 21. Jahrhundert passiert."
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