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Forstwirtschaft leidet : Wie Bambi unsere Sicht auf die Natur verrückt

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Im Disneyfilm "Bambi" ist das Reh niedlich und der Jäger der Bösewicht. Doch in der Realität ist es viel komplizierter. Was, wenn Rehe der Natur schaden?

Rehkitz
Rehe jagen für den Naturschutz? Für "Bambi"-Fans macht das absolut keinen Sinn.
Quelle: dpa

Große Kulleraugen, ein fröhlich wippendes Schwänzchen und vier staksige Beine - seit "Bambi" haben viele Menschen eine klare Vorstellung von der Rollenverteilung im Wald: auf der einen Seite das niedliche Reh, auf der anderen Seite die Jäger, die "Bambis" Mutter töten.

Doch jetzt steht dieses Bild Kopf: Forstleute und Naturschutzverbände fordern, mehr Rehe zu schießen, denn diese bremsen ihnen zufolge den in der Klimakrise so wichtigen Waldumbau - so manche Jägerinnen und Jäger aber zögern. Um "Bambi" ist eine Art Kulturkampf ausgebrochen.

Zeichentrickfilm Bambi prägt Generationen von Kindern

Vor etwa 100 Jahren erschien der Roman "Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Wald" des österreichischen Schriftstellers Felix Salten. Berühmt machte "Bambi" dann rund 20 Jahre später der Zeichentrickfilm von Disney, der auf dem Buch basiert.

Für Generationen von Kindern war dieser prägend - auch für die Münchner Medienwissenschaftlerin Maya Götz:

Er (der Film Bambi, Anm. d. Red.) prägt unser Bild, wie geht es einem Reh. Und er prägt das Bild vom Jäger - nämlich: Er schießt Rehe.
Maya Götz, Medienwissenschaftlerin

Vor allem die Szene, in der "Bambis" Mutter bei einer Treibjagd erschossen wird, wirkt noch Jahrzehnte später nach, wie Götz in einer Studie zu Angst und Alpträumen herausfand, die Filme hervorrufen.

Disney-Film "Bambi"
Im Disney-Film "Bambi" ist der Jäger der Bösewicht.
Quelle: DVD Bambi/Disney/dpa

Neumaier: Forderung zu schnell Rehbestände anzupassen

"Bambi" sei bis heute ein "Supergau für die Forstwirtschaft", meint der bayerische Heimatpfleger Rudolf Neumaier, der ein Buch über Rehe geschrieben hat.

Das Wildtier Reh ist durch die Marke "Bambi" so populär geworden, dass es schwierig ist, eine Geschichte zu erzählen, in der es ein Schädling ist.
Rudolf Neumaier, Heimatpfleger

Neumaier ist Jäger und beobachtet die Debatte um die Abschusszahlen ganz genau. "Ich finde, es wird zu schnell gefordert, die Rehbestände anzupassen - oder zu regulieren, wie es euphemistisch heißt."

Die Fuchsjagd ist Artenschutz, sagen die Jäger. Tierschützer sehen das anders.

Beitragslänge:
6 min
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Straußberger: Rehe hindern Bäume am Wachsen

Das fordert zum Beispiel Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz in Bayern. Etwa 450.000 Hektar Wald müssen nach Angaben des Bundesagrarministeriums in den nächsten Jahren in Deutschland wieder aufgeforstet werden.

Doch oft hätten die jungen Bäume keine Chance hochzuwachsen, weil Rehe und Hirsche diese anknabberten, sagt Straußberger. Vor allem in Gebieten, wo der Wald geschädigt sei, müssten die Abschussquoten deshalb steigen.

Bäume und Sträucher in Winterlandschaft mit von Tieren abgefressener Rinde
Bäume und Sträucher, deren Rinde von Tieren abgefressen wurde.
Quelle: Imago

Dass eine solche Forderung auch auf Unverständnis stößt, liege auch an "Bambi", meint Straußberger. Auch der Forstwissenschaftler Ulrich Schraml sieht ein besonderes Verhältnis zu Rehen und Hirschen in Deutschland.

Da wird beim Abschuss ganz anderes diskutiert als beim Wildschwein.
Ralf Straußberger, Bund Naturschutz in Bayern.

Weltweit Bäume pflanzen, und schon ist das Klima gerettet. Eine schöne Vision, doch so einfach ist es leider nicht.

Beitragslänge:
28 min
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Deutschland: 1,2 Millionen Rehe jährlich erlegt

1,2 Millionen Rehe werden nach Angaben des Deutschen Jagdverbands jährlich in Deutschland erlegt. Die Debatte, wie viele es zum Schutz des Waldes mehr sein müssten, greift nach Ansicht von Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg zu kurz.

In Gegenden, wo Stürme oder der Borkenkäfer gewütet hätten, spiele die Jagd eine wichtige Rolle, sei aber nicht die alleinige Lösung.

Neu gepflanzte Bäume aus der Baumschule wie Douglasie oder Roteiche müssten in den ersten Jahren zusätzlich geschützt werden. Denn diese seien mit ihrem hohen Nährstoffgehalt ein Leckerbissen für Rehe.

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