Zwei Bartgeier-Weibchen wurden im Nationalpark Berchtesgaden frei gelassen. Sie sind Teil eines Zuchtprogramms und sollen für eine stabile Population in den Ostalpen sorgen.
Zum ersten Mal seit über 140 Jahren leben in Deutschland wieder Bartgeier in freier Wildbahn. Zwei Jungvögel wurden am Donnerstag im Rahmen eines europaweiten Wiederansiedlungsprojektes im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert, mit enormem Aufwand.
Auswilderung in Kunstnester
Die aus Spanien stammenden, etwa 100 Tage alten Jungvögel werden von Experten zu Fuß zu ihrer Auswilderungsnische getragen - einem gewaltigen Felsüberhang, 20 Meter breit und 6 Meter tief. Darin geben zwei Kunstnester aus Zweigen und Wolle Geborgenheit.
Jungvögel sollen Populationslücke schließen
Bei der Wiederansiedelung kommt den bayerischen Geiern eine wichtige Funktion zu:
Die beiden Jungvögel sollen - so die Hoffnung - nach ihrer Vagabundenzeit nach Bayern zurückkehren und dort mit ihren Partnern Nachwuchs großziehen. Ziel sei - in ferner Zukunft - eine durchgehende Verbindung der Populationen von Marokko über Italien, den Balkan und die Türkei bis nach Zentralasien.
Vom Menschen ausgerottet
In den Westalpen wurde der Bartgeier inzwischen wieder recht erfolgreich angesiedelt, nachdem er vom Menschen ausgerottet worden war. Der Mensch hatte den reinen Aasfresser verdächtigt, ein Raubvogel zu sein, gar Kinder zu schnappen, und rottete ihn vor mehr als 100 Jahren aus.
Bartgeier jedoch fressen fast ausschließlich Knochen, weder Schnabel noch Krallen sind darauf ausgelegt, selbst Tiere zu töten.
Auch Waldrappe werden in Deutschland wieder ausgewildert. Sie müssen allerdings per Leichtflieger von ihren menschlichen Eltern lernen, wie man nach Italien fliegt:
Waldrappe werden in Deutschland wieder ausgewildert. Sie müssen allerdings per Leichtflieger von ihren menschlichen Eltern lernen, wie man nach Italien fliegt. (Aus: "Deutschland von oben 4: Land")
Zuchtprogramm für die Ostalpen
Zwei bis drei Tiere sollen künftig jährlich in Berchtesgaden ausgewildert werden, bis in acht bis zehn Jahren der erste Nachwuchs schlüpft. Bis dahin sollen auch noch "Premiumgeier" hinzukommen - also Tiere anderer Herkunft.
"Die 300 Bartgeier, die es jetzt im Alpenraum gibt, haben alle die gleichen circa 15 Vorfahren", erläutert Wegscheider. Durch Zuchtprogramme mit verletzten Wildtieren soll der Genpool in den Ostalpen aufgemischt werden.
Die Erfahrung zeigt, dass sich viele Tiere nach ihrer Vagabundenzeit ein Revier in der Nähe ihrer Freilassungsnische suchen. Die beiden jetzt in die Wildnis entlassenen Weibchen können in den nächsten Wochen per Webcam beobachtet werden.