Bewegungsmangel ist vor allem bei Teenagern weit verbreitet. Warum gerade bei ihnen? Was fehlt? Die Politik will heute dazu beraten - und ist auch gefordert, sagt Klaus Pfeifer.
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ZDFheute: Bewegungs- und Sportmangel ist in allen Altersgruppen weit verbreitet. In Deutschland sind die Zahlen vor allem bei Teenagern alarmierend. Laut Daten des Robert Koch-Instituts erreichen lediglich rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen die Empfehlungen zu Bewegung. Woran liegt es, dass sich gerade die Jüngeren zu wenig bewegen?
Klaus Pfeifer: Die Gründe für den Bewegungsmangel sind vielfältig. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass Kinder und Jugendliche heute weniger draußen spielen. Man spricht dabei vom Verlust der Straßenkindheit.
Laut einem WHO-Bericht bewegen sich viele Menschen in Deutschland nicht genug – besonders besorgniserregend ist der Bewegungsmangel demnach bei Jugendlichen.
Dies liegt auch an den Geburtenraten, die in den letzten Dekaden zurückgegangen sind. Demzufolge gibt es weniger Gleichaltrige in der Nachbarschaft, mit denen freies Spiel und Bewegung möglich sind.
Insgesamt fehlen in der direkten Wohnumgebung heute Bewegungsräume wie offene Schulhöfe oder freie Flächen. Freizeitaktivitäten finden dadurch oft zu Hause oder in institutionalisierter Form statt, etwa im Sportverein oder Kletterzentrum, zu denen man dann wiederum hingefahren werden muss.
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ZDFheute: Wer ist besonders gefordert: Eltern, Schule oder doch auch die Kinder und Jugendlichen selbst?
Pfeifer: Es reicht bei weitem nicht aus, die Kinder und Jugendlichen oder deren Eltern einfach nur aufzufordern, sich mehr zu bewegen. Es braucht vor allem eine Veränderung der Rahmenbedingungen.
Das beginnt zum Beispiel mit Schulwegen, die es ermöglichen, dass man einfach und sicher zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule gelangen kann.
Der Alltag in Kindertagesstätten und Schulen muss außerdem so gestaltet werden, dass Bewegungsförderung selbstverständlich dazugehört. Es braucht dort eine Kultur der Bewegungsförderung - mit guten Konzepten, einer entsprechenden Befähigung der Pädagogen und auch baulich angepassten Bedingungen.
Ein neues Landesprogramm in Baden-Württemberg möchte die Anzahl der Elterntaxis bis 2030 halbieren. Das Land will nun Mobilitätsberater*innen in die Schulen schicken.
Ganz wichtig ist auch, dass auch Kooperationsmöglichkeiten von Bildungseinrichtungen mit dem organisierten Sport vermehrt genutzt und weiterentwickelt werden. Denn mehr Bewegung in diesen Bereichen hat deutliche Effekte für den Bildungserfolg - eine besonders günstige Win-win-Situation.
ZDFheute: Der heutige Bewegungsgipfel in Berlin will konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen, um Bewegung und Sport für alle Menschen in Deutschland möglich und einfach erreichbar zu machen. Wie ist die Politik gefordert, um die Rahmenbedingungen für mehr Sport und Bewegung insbesondere von Kindern und Jugendlichen zu verbessern?
Pfeifer: Der Bewegungsgipfel von Bundesinnen- und Bundesgesundheitsministerium ist sehr zu begrüßen. Denn die Politik ist besonders gefordert, zielgerichtete Strategien für Bewegungsförderung zu entwickeln.
Hilfreich wäre es, ein nationales Gesundheitsziel "Bewegungsförderung" auszurufen. Denn Bewegungsförderung ist politisch bislang nirgends wirklich gut verankert, selbst im Bundesgesundheitsministerium gibt es kein eigenes Referat für dieses Thema. So etwas ist überfällig.
Wir brauchen zudem ein nationales Zentrum für Bewegungsförderung, das wissenschaftsbasiert und unabhängig von politischen Strömungen oder Lobbyinteressen agiert. Eine Aufgabe eines solchen Zentrums wäre beispielweise die Qualifizierung, um eine Kultur der Bewegungsförderung zu entwickeln, die sich vom Sport über das Bildungswesen bis in den Gesundheitsbereich erstreckt.
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ZDFheute: Warum ist Bewegung gerade für Kinder und Jugendliche so wichtig?
Pfeifer: Regelmäßige Bewegung hat für Kinder und Jugendliche eine immense Bedeutung. Das ist wissenschaftlich eindeutig belegt. Bewegung ist beispielsweise sehr wichtig für die motorische Entwicklung. Ausreichende körperliche Aktivität verbessert zudem Konzentration und Lernleistung, wirkt also direkt auf die Bildung.
Zudem werden im Kindes- und Jugendalter auch die Grundlagen für die körperliche Aktivität im Erwachsenenalter gelegt. Wer als Kind körperlich aktiv war, wird dies mit höherer Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener sein. Und insbesondere dann werden die starken vorbeugenden Effekte von Bewegung gegen die Entstehung chronischer Erkrankungen oder für einen guten Umgang mit Stress besonders wichtig.
Das Interview führte Michael Kniess.
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