Mit gigantischem Pomp sind die olympischen Winterspiele in Peking am Sonntag zu Ende gegangen. Was bleibt, ist jedoch ein fader Beigeschmack.
Die Olympischen Winterspiele sind beendet. Peking verabschiedet die Athleten der Welt mit einem farbenfrohen Fest und spricht von erfolgreichen Spielen. Nicht alle teilen diese Einschätzung.
Diese Olympischen Winterspiele in Peking hinterlassen einen faden und bitteren Beigeschmack. Die olympische Idee scheint bei diesen Spielen in China nochmal ein bisschen mehr geschrumpft.
Die chinesische Führung
Für Chinas Staatspräsident Xi Jinping waren die Spiele vermutlich ein voller Erfolg. Sportlich hat China aufgeholt, hat mehr Medaillen als zuvor gewonnen. Das ist wichtig für den Nationalstolz. Bis zu 600 Millionen Menschen sollen die Spiele am Fernseher verfolgt haben.
Gleichzeitig feiert China sich dafür, dass es durch die sehr strikte Abschottung keine Omikron-Welle innerhalb der Bubble gab. Darin sieht es eine Systemüberlegenheit gegenüber demokratischen Systemen. Und dabei fühlt sich Xi Jinping sehr mächtig. Er will und hat aus seiner Sicht bewiesen, dass China in eine der trockensten Regionen des Landes das olympische Märchen der Winterspiele hinzaubern kann.
Gleichzeitig hat die Eröffnungsfeier gezeigt, dass Xi Jinping ein bisschen der Anführer der unfreien Welt geworden ist. Die Autokraten und Despoten der Welt sammeln sich um Präsident Xi, fern blieben die Vertreter aus der freien Welt.
Die Bevölkerung in China
In den Wochen und Monaten, die wir über China berichtet haben, hat sich ein Bild verfestigt. Die olympischen Spiele erfüllen einen Teil der Bevölkerung mit einem ehrlichen Stolz auf ihr Land und ihre Sportler.
Und zeitgleich begegnen uns immer mehr die auswendig gelernten Parolen einer Diktatur, die die Gedanken seiner Bevölkerung einsperrt. Da ist der kleine Junge, der mit seiner Schulklasse in einem Trainingscenter Skifahren lernt und uns sagt, dass er Ski fährt, um seinem Vaterland Ruhm zu bringen.
China drängt auf die Weltbühne und beansprucht eine Führungsrolle. Die immer selbstbewusster auftretende Volksrepublik ringt mit den USA um die Vorherrschaft im 21. Jahrhundert.
Sein Lieblingssport ist gleichzeitig Badminton, doch das steht gerade nicht auf dem Propagandaprogramm der kommunistischen Partei. Seine Muskeln werden für den Wintersport trainieren, ob er will oder nicht. Irgendwo müssen ja 300 Millionen Wintersportler herkommen.
Das Olympische Komitee
Gebetsmühlenartig wiederholt IOC Präsident Thomas Bach den Jubel über die neue Wintersportnation China mit 300 Millionen Skifans. Die Zahl wurde von der chinesischen Propaganda formuliert, vom Internationalen Olympischen Komitee übernommen und in die Welt gestreut.
Dabei ist schon jetzt klar, dass auch diese 300 Millionen der politische Wille der kommunistischen Partei ist. Ein subventionierter Erfolg.
Die Menschenrechte
Das schon immer formulierte Ziel der olympischen Spiele: Brücken bauen, in den Dialog treten, eine Gemeinschaft darstellen und über Umwegen auch etwas für Menschrechte bewirken...
Nun denn, für die muslimischen Minderheiten in den Umerziehungslagern in Xinjiang hat sich durch die Austragung der Winterspiele nichts verändert, auch nicht für die inhaftierten prodemokratischen Politiker in Hong Kong, Dissidenten oder Regimekritiker.
Die Athleten
Da war während der Spiele nicht sehr viel zu hören. Der Fokus lag auf: Gewinnen. Und doch war das Schweigen über Zu- und Umstände mitunter so laut, dass es zum Grundrauschen wurde.
Natalie Geisenberger fasst es während der Spiele mit einem "man müsse vorsichtig sein" zusammen, und formulierte zurück in Deutschland dann ein "nie wieder Peking". Andere Athleten sprachen vom Sportgefängnis.
Chinas Image durch olympische Spiele nicht verbessert
Beijing 2022 waren eingeschränkte Spiele. Keine Zuschauer, keine Anbindung an Peking, kein Austausch mit den Menschen. Das werden die Athleten vermisst haben. Es waren Spiele ohne Flair, verstörend, einschüchternd. Das sind Worte die man im Nachhinein hörte.
- Keine Olympia-Magie im "closed loop"
Mit den Idealen der Olympischen Idee hat Peking 2022 wenig zu tun, kommentiert ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann die Spiele in China.
In der Außenwahrnehmung haben die Spiele das Image Chinas nicht aufpoliert. Im Gegenteil, selten wurde so deutlich über die Menschenrechtslage und den Kampf der Systeme berichtet wie in den letzten Wochen. Und doch waren die Winterspiele für Xi Jinping nach Innen ein Triumph. Es waren seine Festspiele, die den immer stärker werdenden Nationalismus Chinas noch stärker haben werden lassen.
Stefanie Schoeneborn ist Korrespondentin im ZDF-Studio Peking.