Astrid Freisen leitet das Referat für Betroffene Profis. Warum der Austausch so wichtig ist und wie sie mit ihrer Bipolaren Störung lebt und arbeitet, erzählt sie im Interview.
ZDFheute: Welchem Stigma unterliegen denn Menschen mit Bipolarer Störung - insbesondere, wenn sie als Ärzt*innen praktizieren?
Astrid Freisen: Generell werden psychische Erkrankungen immer noch dahingehend stigmatisiert, dass man in irgendeiner Weise selbst schuld ist. Wer Alkoholiker ist, hat sich nicht im Griff, wer Depressionen hat, soll sich zusammenreißen.
Bei Betroffenen im Gesundheitswesen kommt hinzu: Wer selbst psychisch krank ist und sich selbst nicht im Griff hat, solle auch nicht behandeln. Dabei sind Bipolare Störungen eine Stoffwechsel-Erkrankung - ähnlich wie wenn die Bauspeicheldrüse bei Diabetes nicht richtig funktioniert.
-
ZDFheute: Wie haben Sie selbst gemerkt, dass Sie eine Bipolare Störung haben?
Freisen: 2006 habe ich es zum ersten Mal bemerkt, wollte das aber zunächst nicht wahrhaben. Ich hatte immer wieder Depressionen, während ich im Sommer sehr gut drauf war, viel gefeiert und wenig geschlafen habe. Ein paar Jahre später, 2010 wurde es dann viel schlimmer.
Seitdem nehme ich Medikamente, bin in Therapie und tue sehr viel dafür, dass so eine Phase nicht wiederkommt.
-
ZDFheute: Worauf sollte man als Betroffener im Alltag achten?
Freisen: Stress ist ein Auslösefaktor - Betroffene sollten einen Ausgleich suchen, Meditation oder Sport. Durcharbeiten oder Nachtdienste sind ganz schwierig. Ärzte in Weiterbildung machen das häufig - ich habe das auch gemacht. Aber Schlafmangel ist besonders gefährlich.
ZDFheute: Kann ein Beruf im Gesundheitswesen normal ausgeübt werden?
Freisen: Die normale Belastung eines Klinikarztes ist eine Herausforderung, auch in einer stabilen Phase. Ich mache zum Beispiel keine Nacht- und Wochenenddienste und nehme mir ausreichend Pausen.
Mein Team weiß genau Bescheid: Wenn ich sehr still oder fahrig werde und viele Rechtschreibfehler mache, stimmt was nicht. Dann geben sie mir eine Rückmeldung, und ich gehe in die Selbstbeobachtung.
ZDFheute: Sie haben das Referat für Betroffene Profis bei der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS) gegründet - warum ist dieser Austausch wichtig?
Freisen: Als ich 2010 die Diagnose bekam, gab es keine Selbsthilfegruppen für Ärzte. Daraufhin habe ich die Gruppe gegründet. Ich denke, es wichtig, dass sich erkrankte Ärzte nicht selbst stigmatisieren und denken, sie sind der einzige Arzt, der psychisch krank ist.
ZDFheute: Wie reagieren Angehörige am besten?
Freisen: Die manischen Phasen sind schwer zu ertragen, weil die Angehörigen häufig von den Manikern angefeindet werden, da sie "ihr Glück bremsen". Häufig kommt es zu Trennungen.
Gut ist, wenn man in den stabilen Phasen bespricht, was der andere im Fall der Fälle tun könnte, und das am besten schriftlich festlegt.
-
ZDFheute: Was sollte man wissen, um für die Krankheit in ihrem Umfeld sensibilisiert zu sein?
Freisen: Wenn jemand plötzlich sag ich mal, von der grauen Maus zum Partystar wird, was vielleicht über das Normale hinausgeht, ist es ganz wichtig, das anzusprechen. Viele Menschen haben da eine Scheu. Aber es ist eine schwerwiegende Krankheit mit hoher Suizidrate.
Sie kann aber gut behandelt werden - je früher, desto besser. Deshalb ist es auch wichtig, dass Kinderärzte gut informiert sind und die Symptome nicht als Pubertät abtun.
Das Interview führte Meike Hickmann.
- "Ich war überzeugt, ich muss runterspringen"
Freunde sagen, er wirke wie ein Sektenführer. Sein Mitbewohner rettet ihm das Leben. Liam hat eine Bipolare Störung. Heute führt er ein normales Leben - aber es kann wiederkommen.
-
Mein ZDF - Registrierung
Login mit ARD-Konto
Wenn du bereits ein ARD-Konto angelegt hast, kannst du dich damit hier einloggen.
Mein ZDF – Neues Konto anlegen
Passwort vergessen?
Hinweis: Bitte trage hier die E-Mail-Adresse ein, mit der du dich für dein ZDF-Konto registriert hast.
Uups, die Registrierung ist fehlgeschlagen
Die Aktivierung deines Accounts hat leider nicht geklappt. Möglicherweise ist der Aktivierungslink bereits abgelaufen oder es gibt gerade technische Probleme.
Nochmal versuchenUups!
Die Anmeldung ist im Moment leider nicht möglich. Bitte versuche es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.
Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.
Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.
Altersprüfung durchführen?
Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.
Hinweis!
Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.
Datenschutzeinstellungen
An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Datenschutzeinstellungen
An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.
-