Täglich werden in Deutschland rund 14.000 Blutpräparate benötigt. Derzeit kommt es in der Versorgung mit Blut zu erheblichen Engpässen. Dabei muss die Spende auch kompatibel sein.
Jeder dritte Bundesbürger ist statistisch gesehen ein Mal im Leben auf ein Blutprodukt angewiesen. Nach Angaben des Roten Kreuzes ist die Versorgungslage aktuell kritisch.
Blut spenden rettet Leben. Das hat Sarah Schulze selbst erlebt, aufgrund einer gefährlichen Sepsis, wurde sie 2010 ins künstliche Koma versetzt und bekam eine Menge Spenderblut. "Ohne die Blutspenden wäre meine Tochter ohne Mutter aufgewachsen", sagt die heute 33-Jährige. Noch jetzt ist sie den unbekannten Spendern dankbar.
Bei einer Bluttransfusion muss die Blutgruppen-Kompatibilität zwischen Spender und Empfänger gegeben sein, so Dr. Franz Weinauer, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Die Struktur der roten Blutkörperchen bestimmt die Blutgruppe. So können sie in ihrer Membran die Antigene A und/oder B enthalten, oder sie enthalten gar keine Antigene (Blutgruppe 0). Weinauer erklärt:
Daher testen Mediziner vor jeder Transfusion, ob sich die Blutkonserve mit dem Patientenblut auch tatsächlich verträgt – sonst könnte es zu gefährlichen Verwechslungen kommen.
-
Blutgruppe 0 besonders selten - und begehrt
Eine Besonderheit ist die Gruppe 0 negativ. Tibet Kilincel ist Träger dieser in Deutschland relativ seltenen Blutgruppe. Sein Blut können alle empfangen - er ist ein Universalspender. Er selbst kann jedoch nur von Menschen mit derselben Blutgruppe Blut empfangen, das sind lediglich rund sechs Prozent.
"Darüber habe ich schon öfters nachgedacht und mir wird dann sehr unwohl", sagt Kilincel, "sollte ich mal Blut brauchen, muss ich hoffen, dass genug Spenderblut meiner Blutgruppe vorhanden ist."
Deshalb versuchen die Kliniken, immer ausreichend Blut der Gruppe 0 negativ vorzuhalten, weiß DRK-Fachmann Weinauer:
Verschiedene Blutgruppen für bestimmte Krankheiten mehr anfällig
Je nach Region auf der Erde gibt es unterschiedliche Anteile an den Blutgruppen. Das liege an "der Selektion durch Infektion", weiß Weinauer. "Manche Erkrankungen befallen Menschen mit bestimmten Blutgruppen stärker als andere, dadurch entstehen evolutionäre Vorteile." Ein Beispiel ist das Coronavirus. Schon zu Beginn der Pandemie fanden Forscher heraus, dass Träger der Blutgruppe 0 etwas unempfindlicher gegen das Virus sind. "Das bedeutet aber nur, dass diese Gruppe einen leichten Vorteil hat", betont Weinauer. Über die Gründe kann momentan nur spekuliert werden.
Auch andere Krankheiten – meist Infektionskrankheiten – können sich je nach Blutgruppe unterschiedlich auswirken. "Bei Malaria haben ebenfalls Träger der Blutgruppe 0 höhere Überlebenschancen", sagt Weinauer. Das liege daran, dass sich der Erreger im Blut dieser Menschen nicht so schnell vermehren kann. Deshalb gibt es in Malariagebieten mehr Menschen mit der Blutgruppe 0.
Heute ist Welt-Blutspendetag. Nur drei Prozent der Deutschen spenden regelmäßig Blut. Wir zeigen, welche Voraussetzungen man mitbringen muss und wie es geht.
Zu wenig Blutkonserven - Kliniken am Limit
Momentan warnen Experten vor einem Mangel an Blutkonserven, so der Erste Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Dr. Hubert Schrezenmeier:
Schon jetzt seien einige Kliniken am Limit, und geplante Eingriffe müssten wieder verschoben werden. Er führt den Mangel auf mehrere Faktoren zurück: "Die Ferienzeit, Feiertage und das schöne Wetter führen dazu, dass Menschen verstärkt anderen Freizeitaktivitäten nachgehen, als Blut spenden zu gehen."
Sarah Schulze würde ohne Blutspende heute nicht mehr leben. Sie selbst kann aufgrund einer Vorerkrankung nicht mehr spenden, möchte aber andere motivieren: