Tennis-Legende Boris Becker steht in London vor Gericht. Er soll in einem Insolvenzverfahren Vermögenswerte unterschlagen haben. Ihm drohen bis zu sieben Jahre Haft.
In London hat der Prozess gegen Boris Becker wegen Insolvenzverschleppung begonnen. Der 54-Jährige traf am Vormittag zusammen mit seiner Freundin Lilian de Carvalho Monteiro am Southwark Crown Court in der britischen Hauptstadt ein.
Die Staatsanwaltschaft wirft Becker vor, in einem Insolvenzverfahren in seiner Wahlheimat Großbritannien Vermögenswerte unterschlagen und Informationspflichten nicht eingehalten zu haben. Ihm drohen bis zu sieben Jahre Haft.
Dem ehemaligen Tennisprofi Boris Becker drohen bis zu sieben Jahre Haft, wegen Verschleierung von Vermögenswerten während seines Insolvenzverfahrens.
Becker soll Immobilien und finanzielle Mittel zurückgehalten haben
2017 war Becker für zahlungsunfähig erklärt worden, seine Außenstände wurden damals auf bis zu 50 Millionen Pfund (59 Millionen Euro) geschätzt.
In 24 Anklagepunkten wird Becker nun vorgeworfen, in dem Insolvenzverfahren unter anderem mehrere Pokale zurückgehalten zu haben, darunter die Trophäe für seinen ersten Wimbledon-Sieg 1985. Zudem soll er Immobilien, Aktien und Bankguthaben verschwiegen und große Summen unter anderem auf Konten seiner Ex-Frauen Barbara und Lilly Becker überwiesen haben. Die verschwiegenen Summen sollen sich auf rund 1,8 Millionen Pfund (2,1 Millionen Euro) belaufen.
Trophäen fehlten bei Zwangsversteigerung 2019
Nach der Insolvenz wurden bis Juli 2019 mehr als 80 Gegenstände aus Beckers Besitz versteigert. Dazu zählten Trophäen, Tennisschläger, Fotos, Uhren sowie ein "Bambi" des Tennis-Stars.
Bei der Zwangsversteigerung fehlten allerdings einige wichtige Trophäen, die nicht auffindbar waren. Mit dem Erlös in Höhe von rund 765.000 Euro wurde ein kleiner Teil von Beckers Schulden beglichen.
Becker: Froh, dass der Prozess endlich beginnt
Der Prozess wegen Insolvenzverschleppung sollte eigentlich schon im September beginnen, wurde aber verschoben, weil Becker sein Anwaltsteam austauschte. Er sei "froh, dass der Prozess jetzt endlich losgeht und das Gericht ein Urteil sprechen wird", sagte Becker im Vorfeld der "Bild am Sonntag".
Tennis-Legende weist Vorwürfe zurück
Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe weist Becker zurück. Bei einer Gerichtsanhörung im Oktober 2020 hatte er in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig plädiert. Sein damaliger Anwalt sagte, Becker sei entschlossen, die Vorwürfe zu entkräften und seinen Ruf wiederherzustellen.
Im Prozess, der voraussichtlich drei Wochen dauern wird, will Becker einen Dolmetscher nutzen - obwohl sein Englisch nach Angaben seines Anwalts "sehr gut" ist. Das Verfahren begann mit der Auswahl der Geschworenen, die von Richterin Deborah Taylor aufgerufen wurden, Beckers Prominenz zu "ignorieren".