Im Berliner Grunewald brennt es weiter. Auf einem Sprengplatz gelagerte Munition und Feuerwerkskörper detonieren. Nach Stunden kann die Feuerwehr mit dem Löschen beginnen.
Auch Stunden nach Ausbruch ist der Brand am Stadtrand von Berlin nach wie vor nicht gelöscht. Am Donnerstagabend kam es nach Angaben der Berliner Feuerwehr auf dem Gelände des Sprengplatzes der Polizei erneut zu Explosionen von dort gelagertem Sprengstoff. Der Einsatz eines Spezialroboters der Bundeswehr sei deshalb abgebrochen worden. Die Einsatzkräfte haben weiterhin einen Sperrkreis von 1.000 Metern um das betroffene Gebiet gezogen. Am späten Nachmittag konnten erste Löscharbeiten in dieser Sicherheitszone starten.
Der Einsatz wird sich nach Einschätzung von Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein aber noch hinziehen. Was der ursprüngliche Auslöser war und ob es in der Nacht zuerst brannte oder es zunächst zu Explosionen kam, war weiter unklar.
So geht die Feuerwehr gegen den Großbrand vor
"Wir haben eine unabhängige Löschversorgung, die uns heute in den Abendstunden massiv nach vorne bringen wird", sagte Kirstein. Es sei nicht davon auszugehen, dass sich das Feuer über den 1.000-Meter-Sperrkreis hinaus ausbreite. Der Sperrkreis bleibe bestehen, die Feuerwehr könne nun aber in gewissen Bereichen bis auf 500 Meter tätig werden, sagte Kirstein. "Jede Minute, die wir keine Detonationen hören oder auf dem Sprengplatz etwas passiert, ist eine gute Zeit für uns."
Laut Sprecher sind inzwischen 250 Feuerwehrleute im Einsatz, doppelt so viele wie am Morgen. Laut ZDF-Reporterin Stefanie Hayn hat die Feuerwehr vier Brandstellen lokalisiert, unter anderem soll ein unbemannter Roboter mit vier Kameras und Greifarm zum Einsatz kommen. Auch die Bundeswehr soll beim Löschen helfen - unter anderem mit einem Panzer, der eine Schneise in den Wald fräsen soll.
Auf dem Sprengplatz wird Munition gelagert
Gerufen wurde die Feuerwehr gegen 3:30 Uhr, erst sei man von einem Vegetationsbrand ausgegangen. "Dann aber haben wir gesehen, dass ein Sprengplatz brennt", so der Sprecher. Dort lagern 25 Tonnen an Munitionsfunden, Kampfmitteln und Feuerwerkskörpern. Bilder aus der Nacht zeigen unter anderem explodierende Feuerwerksraketen. Eine Dach-Kamera hat weitere Explosionen um 5:42 Uhr aufgenommen.
Offen ist im Moment die Frage, warum Berlin so viel Munition an einem Ort lagert. Die Polizei teilt mit, dass es dafür keine Alternativen gebe. Zwar habe man Flächen in Brandenburg geprüft, "diese konnten jedoch keine vergleichbaren Lagerkapazitäten bieten". Außerdem beregne man die Kampfmittel dauernd. Die Berliner Feuerwehr sagt, der Sprengplatz befinde sich "aus gutem Grund" weit von Wohngebieten entfernt.
Allerdings ist die viel befahrene Autobahn A115 in der Nähe. Die auch als Avus bekannte Autobahn bleibt laut Polizei den ganzen Tag gesperrt. Die S-Bahn-Linie 7 nach Potsdam, die parallel zur A115 verläuft, endet bereits an der Station Grunewald. Auch der Regionalverkehr ist betroffen.
Nah- und Fernverkehr betroffen
Die Linien RE1 und RE7 werden über Golm umgeleitet, sie halten in Charlottenburg. Die Halte Potsdam-Hauptbahnhof und Berlin-Wannsee entfallen. Die Linien RB21 und RB22 sind zwischen Berlin-Wannsee und Berlin-Friedrichstraße unterbrochen. Nach Potsdam gelangen Fahrgäste nach wie vor mit der S1.
Die Deutsche Bahn teilt mit, dass die Strecke zwischen Berlin-Hauptbahnhof und Potsdam gesperrt ist. Betroffen sind die Intercity-Verbindungen in Richtung Magdeburg/Hannover/Stendal/Amsterdam. Die IC-Züge werden derzeit über Spandau umgeleitet. Stopps in Berlin-Wannsee und Potsdam entfallen.
Feuerwehr warnt vor Betreten des Grunewalds
Wie es zu der Explosion auf dem Sprengplatz kommen konnte, ist unklar. Die Berliner Polizei ermittelt. Laut Feuerwehr ist bei dem Brand bisher niemand zu Schaden gekommen. Allerdings fordert die Feuerwehr Anwohner auf, wegen der Rauchentwicklung die Fenster geschlossen zu halten.
Außerdem solle niemand in den Wald kommen. "Der Waldbrand weitet sich aus", so der Sprecher der Feuerwehr. Der Brand könne sich auch noch Richtung Avus fressen. Er sagt:
Am Nachmittag hat Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) den Einsatzort besucht. Sie nannte den Brand ein einmaliges Ereignis in der Nachkriegsgeschichte Berlins. Gefahr für die Bevölkerung bestehe aber nicht. Der Umfang des Schadens durch den Brand und die Explosionen sind für Forstamtsleiter Gunnar Heyne noch nicht abzuschätzen.