E-Mobilität, erneuerbare Energien, Bio-Sprit - die Ideen für eine nachhaltige Lebensweise in den westlichen Industrieländern führen im Amazonas-Regenwald zu Kollateralschäden.
Was haben der Amazonas-Staudamm Belo Monte in Brasilien, die Kupfermine Mirador in Ecuador oder der Lithium-Abbau in Chile gemeinsam? Sie alle sollen helfen, das Leben nachhaltiger zu machen: mit erneuerbaren Energien wie Wasserkraft oder emissionsfreien E-Autos.
Kupfermine im Amazonas-Regenwald
Tatsächlich aber sind auch diese Innovationen für den Amazonas-Regenwald eine Gefahr. So heißt es in einer Petition der Organisation "Rettet den Regenwald":
Proteste der Bevölkerung hätten die Mine nicht stoppen können, das Kupfer werde nach China verschifft und dort unter anderem zu Kupferfolien verarbeitet, die in Batterien für Elektroautos zum Einsatz kommen. So lande das Kupfer aus Ecuador auch in deutschen E-Autos. Also jene, die die Mobilität eigentlich grüner machen sollen.
Bio-Sprit von brasilianischen Äckern
Wie schwierig die umweltgerechte Transformation der Mobilität ist, erfuhren brasilianische und deutsche Umweltpolitiker bereits vor Jahren. Damals galt die Einführung von Bio-Sprit als ein Schlüssel zur Lösung der Klimaprobleme.
Der grüne Umweltpolitiker Trittin sagte voraus: "Die brasilianische Zucker- und Ethanolwirtschaft ist gut kapitalisiert, höchst wettbewerbsfähig und verfügt über eine starke technologische Innovationsfähigkeit. Zu den 360 heute existierenden Zuckerfabriken werden in den nächsten Jahren voraussichtlich weitere 120 hinzukommen."
Massive Rodungen für Anbauflächen
Er solle Recht behalten, heute fährt nahezu jedes brasilianische Auto mit Bio-Sprit. Guilherme Ferreira, Geograph aus Recife zieht im Gespräch mit ZDFheute ein bitteres Fazit des damaligen Bio-Sprit-Hype: "Die Produktion von Bio-Sprit hat in Brasilien eigentlich nur einen Sieger hervorgebracht, nämlich die Agrar-Industrie", sagt Ferreira.
Im Amazonas-Bundesstaat Maranhao wurden im Jahr 2000 noch auf 19.912 Hektar Fläche Zuckerrohr angebaut, im Jahr 2019 waren es laut dem Brasilianischen Institut für Geographie und Statistik 47.405 Hektar, also zweieinhalbmal so viel.
[So gnadenlos wird der Regenwald noch immer abgeholzt]
Wasserintensive Lithium-Gewinnung
Schon jetzt ist absehbar, dass die Gewinnung von Lithium in Argentinien, Chile oder Bolivien ebenfalls teuer erkauft wird, denn sie ist extrem wasserintensiv. Lithium ist aber für die Akkus, also die Stromversorgung von E-Autos zumindest derzeit unverzichtbar.
Im Norden Portugals fürchten Umweltschützer*innen die Folgen grüner Mobilität. Denn dafür braucht man Lithium, welches hier im großen Stil abgebaut werden soll.
Amazonas-Staudamm Belo Monte
Der gigantische Amazonas-Staudamm Belo Monte im Norden Brasiliens soll Energieversorgung auf Basis von Wasserkraft – also erneuerbarer Energie - sicherstellen.
Doch die Kollateralschäden sind enorm: Vertreibung von indigenen Völkern von ihren Territorien und bis heute unklare Langzeitfolgen für die Ökosysteme durch den Eingriff in den Wasserkreislauf.
[Auf der Klimakonferenz in Glasgow gab es Initiativen zur Rettung des Regenwalds.]
Massives Fischsterben
Lokale Medien wie auch die NGO "Kooperation Deutschland – Brasilien" berichten über ein massives Fischsterben in der Region. Darüber hinaus ist der Energieertrag deutlich niedriger als versprochen. Biologieprofessor Rodolfo Salm von der Universität Federal do Pará (UFPA):
"Es handelt sich um Fische, die der Bevölkerung als Nahrung dienen könnten, und einige sind Zierfische, die in großen Städten einen Marktwert haben, wie die Acará-Bandeira. Hier haben wir Pacu, die als Nahrung dienen könnten, aber im Moment nur noch Futter für Geier sind."
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