Vor der WM 2014 in Brasilien bewegte der Kampf um den Erhalt eines indigenen Museums am Maracana-Stadion die Medien. Danach verschwand das Interesse. Wird es in Katar ähnlich sein?
Der Plan der WM-Organisatoren in Brasilien sah ein Einkaufszentrum und VIP-Parkplätze vor. Doch dazu sollte eine historische indigene Universität abgerissen werden. Direkt am weltberühmten Maracana-Stadion, in dem Deutschland später am 13. Juli 2014 im Finale Argentinien mit 1:0 besiegen sollte.
Doch es kam anders. Aktivisten verschanzten sich rund um das Gebäude, es kam zu Konfrontationen mit der Polizei, die internationalen Medien berichteten. Am Ende konnten die Indigenen zumindest den Abriss verhindern. Mehr allerdings nicht, geblieben ist ein einsamer Kampf.
Während der Wahlkampf die Gesellschaft im Land spaltete, hofft man in Brasilien darauf, dass die Fußball-Weltmeisterschaft einen Beitrag zur Aussöhnung leisten kann.
Nach der WM 2014 und den Olympischen Spielen 2016 wurde es ruhig. Die NGOs zogen weiter nach Russland und nach Katar, das mediale Interesse blieb überschaubar. Doch die Indigenen sind bis heute geblieben, setzen ihren Kampf auch ohne das Scheinwerferlicht der internationalen Medien und die Berichte der Nachrichtenagenturen fort.
Es ist ein mühsames Duell gegen rechte wie linke Regierungen, die sich des Themas einfach nicht annehmen wollen.
Heute pinkeln Fußball-Fans auf das Gelände
Guajajara kämpft seit acht Jahren für den Erhalt des historischen Gebäudes.
Es sind bisweilen bizarre Szenen, die sich an einem Spieltag dort abspielen. Das Areal ist durch einen Bauzaun abgesperrt. Während innerhalb des Geländes Kurse über die indigene Kultur und Sprache informieren, stehen auf der anderen Seite des Bauzauns betrunkene, grölende Fans.
Wie nachhaltig sind die Proteste in Brasilien?
Für Urutau Guajajara sind die Nachrichten aus Katar ein Déjà-vu, wieder schaut eine ganze Welt auf ein Land, kämpfen NGOs um Aufmerksamkeit und Medienpräsenz. Aber danach: Wie nachhaltig sind Proteste, die selbst Nachhaltigkeit einfordern?
"Aber in Katar weiß niemand etwas von uns. Sie wissen nicht einmal, was hier gemacht wird, für sie ist es nur Fußball, Neymar. Und wir wollen hier einfach in Frieden leben", sagt Urutau Guajajara.
Tipp für NGOs in Katar: Ein langer Atem
Den Menschenrechtsverteidigern in Katar rät er zu einem langen Atem. Es komme sehr bald die Zeit, da würden sie wieder vergessen von der internationalen Öffentlichkeit, glaubt Urutau Guajajara.
Dann zieht das Interesse weiter, zu den Olympischen Spielen in Paris, zur WM nach Mexiko und den USA und die, die in Katar für Verbesserungen kämpfen, sind schon wieder Geschichte und weitgehend alleine. "Man braucht einen langen Atem, einen sehr langen Atem".
"Wir kämpfen gegen diese Struktur, die schwer zu durchbrechen ist, aber der Widerstand zeigt, dass wir am Leben sind", so Urutau Guajajara.
Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen hat Linkspolitiker Lula da Silva die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen.
Und es gibt vielleicht Hoffnung, dass all die Mühen nicht umsonst waren. Mit dem Wahlsieg von Lula da Silva kehrt der Präsident an die Macht zurück, der die WM und die Olympischen Spiele nach Brasilien holte. Anders als erhofft brachten die Großereignisse Korruption und Rassismus, denn die teuren Eintrittskarten für die modernisierten Stadien können sich die meist armen afrobrasilianischen Fans seit der WM nicht mehr leisten.
Lula sagte jüngst, es sei Zeit, den brasilianischen Indigenen Wiedergutmachung zu leisten. Der Erhalt und die Unterstützung des indigenen Museums am Maracana wäre ein kleiner Schritt in diese Richtung.