Massenweise nutzen Betrüger die Energiekrise aus: Sie bieten online günstig Brennholz und Pellets an, liefern aber nicht. Das Ausmaß macht Branchenvertreter fassungslos.
Das Angebot bei Facebook Marketplace klingt zu gut, um wahr zu sein: Brennholz in allen Längen für nur 50 Euro pro Raummeter. Die Fotos in der Annonce zeigen riesige Stapel Brennholz, auch Holzbriketts und Pellets sind offenbar zu haben. ZDFheute ging zum Schein auf das Angebot ein und nahm mit dem Händler Kontakt auf.
Geliefert werde schon am nächsten Samstag, verspricht er im Chat. Allerdings müsse der Kaufpreis sofort vorab überwiesen werden, "damit wir Ihre Bestellung registrieren können". Genannt wird eine Bankverbindung bei der Sparkasse Düren. Das Konto habe ein "Käuferschutzsystem", das es "ermöglicht, eine Rückerstattung im Falle einer Nichtlieferung der Ware zu verlangen". Aber das ist Unsinn: Einen solchen Käuferschutz gibt es bei Bankkonten nicht.
Anzeigen und Websites mit geklauten Fotos
Geld sollte man also besser nicht überweisen: "Sie werden kein Holz bekommen", sagt Gerd Müller, der Leiter der Geschäftsstelle des Bundesverbandes Brennholzhandel und Brennholzproduktion (BuVBB). Die Anzeige ist ein Fake, die Fotos von seriösen Brennholzhändlern geklaut - eines von unzähligen Fake-Angeboten, die derzeit im Internet wie Pilze aus dem Boden schießen.
Neben den Anzeigen bei Facebook gibt es Dutzende Fakeshops mit Namen wie "gutesbrennholz.com" oder "die-holzhandlung.de". Im Gespräch mit ZDFheute äußert sich Müller fassungslos über das Ausmaß, das die Abzocke mit Brennholz seit dem Sommer angenommen hat: "Das wird täglich mehr - da fehlen mir die Worte", so Müller. Haben die Betrüger erst mal ein Opfer an der Angel, lassen sie nicht mehr los: "Die schreiben immer wieder, wo das Geld bleibt, rufen an. Die sind so dreist, das glaubt man gar nicht - und trotzdem fallen Leute drauf rein."
Auch seriöse Händler geschädigt
Geschädigt werden nicht nur Kunden, die Holz im Voraus bezahlen, aber nie geliefert bekommen - sondern auch seröse Brennholzhändler, erklärt Müller. Denn die Betrüger bauen Webseiten auf, "die absolut professionell aussehen" - und setzen dann Links auf die Seite eines seriösen Händlers, veröffentlichen auch dessen Telefonnummer und Adresse im Impressum.
Am Ende beschweren sich dann die Opfer der Fakeshops bei den echten Brennholzverkäufern:
- "Abzocke durch Fakeshops steigt"
Mit Fakeshops machen Betrüger groß Kasse: Wer dort bestellt, erhält entweder gar nichts oder Schrott. Die Organisation "Watchlist Internet" kämpft gegen den zunehmenden Betrug an.
Sparkasse bestätigt Konto-Missbrauch
Inzwischen warnen auch etliche Polizeipräsidien vor den Brennholz-Betrügern: So berichtet beispielsweise die Polizei Niederbayern von mehreren Opfern, die Pellets bestellt, im Voraus bezahlt, aber nie erhalten haben. Eine Frau aus dem Raum Kelheim überwies rund 800 Euro auf ein französisches Konto. "Im Nachhinein stellte sich die Seite als Fakeshop heraus", heißt es in der Pressemitteilung.
Auch im Falle des Angebots bei Facebook Marketplace bestätigte sich der Betrugsverdacht: Die Sparkasse Düren teilte auf Nachfrage von ZDFheute mit, dass das angegebene Konto von Betrügern genutzt worden war. Es wurde inzwischen gesperrt. Es gab mehrere Überweisungen von geprellten Kunden - in diesem Fall erhalten die Opfer ihr Geld wohl zurück. In vielen anderen Fällen bleiben die Kunden auf dem Schaden sitzen.
-
Hacker und andere Betrüger nutzen die Angst der Menschen vor dem Coronavirus aus, indem sie sich etwa in Fake-Shops als Anbieter von Schutzmasken ausgeben.