Idee für Weihnachten: So wird Ihr Spieleabend zum Erfolg

    Interview

    Brettspiele an Weihnachten:So wird Ihr Spieleabend zum Erfolg

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    Ein Brettspiel kann Familien zusammenbringen oder für großen Streit sorgen. Spieleexpertin Christina Valentiner-Branth erklärt, wie der Spieleabend ein Erfolg für alle wird.

    ZDFheute: Wie findet man das geeignete Brettspiel, das zur eigenen Familie und den verschiedenen Bedürfnissen, etwa denen der Kinder, passt?
    Christina Valentiner-Branth: Es ist sehr wichtig, darauf zu achten, welches Niveau die Mitspieler haben. Das ist nicht unbedingt immer altersabhängig. Es gibt Fünfjährige, die können schon viele gute Spiele, die haben schon viel Spielerfahrung und dann gibt es Zehnjährige, die haben noch nie gewürfelt.
    Ich muss also genau hingucken: Was kennen die schon an Spielen und es hilft natürlich, wenn man sich im Fachhandel beraten lässt. Welche Spiele gut sind, welche gut passen, welche Spaß machen.

    ... rezensiert seit 1993 Gesellschaftsspiele für den Norddeutschen Rundfunk und Deutschlandfunk Kultur. Die systemische Familientherapeutin und Journalistin hat seitdem wahrscheinlich mehr als 1.000 Spiele getestet. 2001 und 2002 war sie als Gründungsmitglied im Beirat zum Kinderspiel des Jahres-Preis. Seit 2014 gibt sie als Spielexpertin ihr Wissen in Fortbildungen an Schulen, Kitas und Bibliotheken weiter. 2016 entwickelte sie das Programm "Spielstarke Schule" und gründete 2020 die Brettspielakademie.

    Quelle: Brettspielakademie.de

    Wichtig ist dabei, was Ihre Mitspieler mögen. Sind das eher so Hardcore-Taktik-Spieler, die auch kein Problem damit haben, erstmal eine Dreiviertelstunde die Anleitung zu lesen oder sind das eher so Spielende, die es ein bisschen lustiger haben wollen à la Scharade.
    Und dann sollten Sie auch immer noch die Gruppengröße beachten: brauche ich ein Spiel für drei bis vier Spielende oder ein Spiel für vielleicht sogar acht Leute?

    Das Spiel muss immer zur Gruppe passen.

    ZDFheute: Und wie wird es ein gelungener Spieleabend und endet nicht in einem Streit?
    Valentiner-Branth: Also es gibt ein paar Zutaten, die nützlich sind. Das Erste ist natürlich ein passendes Spiel zu haben. Niemand hat gerne das Gefühl, überfordert zu sein, also wenn die Spielregeln zu kompliziert sind oder die Anforderungen zu kompliziert sind, dann habe ich ein negatives Gefühl und dann kann es auch passieren, dass ich keine Lust mehr habe, das Spiel zu spielen. Das Erfolgserlebnis muss auch nicht unbedingt immer sein, zu gewinnen, sondern das Gefühl zu haben, ich schaffe das. Ich habe eine gute Chance mitzuspielen und nicht beschämt zu werden.
    Eine zweite gute Zutat, das sind wir:

    Bitte nicht Mitspielende hänseln. Oder lustig machen vor der Gruppe, wenn man das macht, egal ob mit Kindern oder mit Jugendlichen oder mit Erwachsenen, dann verdirbt man die Spielfreude.

    Und ein dritter guter Tipp ist für alle, die mit sehr ehrgeizigen Menschen spielen, die also sehr gerne gewinnen wollen, ist vielleicht kooperative Spiele zu spielen. Das sind Spiele, die man im Team spielt, und da gibt es gerade auch in diesem Jahr wieder viele Spiele, die man gemeinsam gegen das Spiel spielt. Da gibt es nicht nur für Kinder den guten alten Obstgarten, sondern es gibt mittlerweile auch für Erwachsene mehr oder weniger anspruchsvolle kooperative Spiele, die wir gemeinsam spielen. Und wenn wir gemeinsam gegen das Spiel verlieren oder gewinnen, dann kann man das in der Regel besser aushalten.
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    ZDFheute: Sollen wir uns also auch beim UNO die Schadenfreude verkneifen, wenn jemand Vier ziehen muss, oder ist das okay?
    Valentiner-Branth: Es kommt auf die Dosierung der Schadenfreude an. Natürlich gehört Schadenfreude irgendwie mit zum Spielspaß dazu für viele Menschen, aber in der richtigen Dosis. Also wenn ich merke, der andere, der kämpft gerade mit seinen Gefühlen, dann sollte ich vielleicht auf einen kessen Spruch verzichten und wenn ich merke, der kann das gut ab, der teilt auch selber aus, dann kann ich da vielleicht auch ein bisschen mehr Sprüche machen.

    Also Empathie ist letztendlich das Stichwort. Und lieber Sie verkneifen sich einmal einen Spruch, damit der oder die andere in Zukunft noch Lust hat, wieder mit Ihnen zu spielen.

    ZDFheute: Und wenn es dann doch eskaliert und das Spielbrett durchs Zimmer fliegt, was dann?
    Valentiner-Branth: Also, wenn es sich um Kinder handelt – wobei eigentlich gilt das auch für Erwachsene: nicht viel sagen, alles einpacken, weil in dem Moment hat ja der Mitspieler oder die Mitspielerin seine Gefühle gar nicht unter Kontrolle und das heißt, das Gehirn ist auch nicht so richtig funktionstüchtig. In dem Moment sind wir einfach so überwältigt von unseren Gefühlen. Des Versagens, der Scham, der Wut. Dann heißt es abwarten, wenn sich die Situation beruhig, hat, kann man darüber reden.
    Ehrgeiz ist ja nichts Schlimmes. Es ist ja eigentlich toll, wenn unsere Kinder ehrgeizig sind und sich ärgern, wenn sie nicht gewinnen. Die Gefühle sind immer ok. Über die Handlung müssen wir reden. Ein guter Mitspieler oder eine gute Mitspielerin, die können Ihre Gefühle aushalten.
    ZDFheute: Was halten Sie denn von digitalen Spielen auf Spielekonsolen?
    Valentiner-Branth: Ich finde Spielkonsolen nicht schlimm und wenn man gemeinsam so etwas ausprobieren, finde ich das auch lustig, aber es ist etwas anderes, als wenn man analoge Spiele spielt, weil analoge Spiele nochmal ein ganz anderes Spielgefühl generieren.

    Analoge Spiele bringen die Menschen nochmal ganz anders in Kontakt.

    Wir sind gerade auch durch Corona so sehr digitalisiert, dass viele Menschen eine Sehnsucht nach dem analogen Spielerlebnis haben, und deswegen ermuntere ich alle Menschen, das doch auch zu einem gewissen Teil in ihrer Freizeit mit ihren Freunden, Freundinnen oder mit der Familie zu machen. Auch zu zweit kann das schöne Gefühle auslösen.
    Das Interview führte Hanna Feige.

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