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Nach Einsturz von Carolabrücke:Experte: Brücken am Rande der Leistungsgrenze
von Julia Vonier
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Nach dem Brückeneinsturz in Dresden stellt sich die Frage nach dem allgemeinen Zustand der Brücken in Deutschland. Ein Experte bilanziert: Sie sind in keinem erfreulichen Zustand.
Dass Brücken massiv aussehen, heiße nicht, dass sie tragfähig seien, so Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer. Bei Infrastruktur laufe man den Problemen hinterher. Sehen Sie hier das ganze Interview mit dem Experten bei ZDFheute live.11.09.2024 | 5:24 min
Der Einsturz der Dresdner Carolabrücke in der Nacht hat nicht nur die Menschen in Sachsens Landeshauptstadt in Schrecken versetzt. Beruhigend ist das, was der Präsident der Bundesingenieurkammer Heinrich Bökamp allgemein über den Zustand der Brücken in Deutschland zu sagen hat, nicht gerade:
Auch wenn Brücken - wie die in Dresden - in der Vergangenheit sicherlich mit bestem Wissen und Gewissen gebaut worden seien: Seit den 1970er Jahren zum Beispiel habe sich einfach viel geändert, erklärt Bökamp bei ZDFheute live.
Als Ursache des Brückeneinsturzes in Dresden wird eine Korrosion bei Stahlteilen der sanierungsbedürftigen Brücke vermutet. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert mehr Geld.12.09.2024 | 0:24 min
Schwerlastverkehr und Lkw-Aufkommen nicht vorhersehbar
Der Verkehr sei seither deutlich stärker geworden. Den jetzt üblichen Schwerlastverkehr und den gestiegenen Lkw-Verkehr auf den Brücken, diese Belastung, die habe man beim Brückenbau seinerzeit sicherlich nicht in der jetzt üblichen Form erwartet.
Alle drei Jahre werden Brücken in Deutschland von Experten überprüft. Die Ergebnisse würden genau dokumentiert, sodass Veränderungen leicht zu erkennen seien. Bökamp gibt aber zu bedenken:
Die Carolabrücke ist eine von vier innerstädtischen Brücken, die in Dresden die beiden Elbufer verbinden. Auf drei Brückenzügen verkehren Kraftfahrzeuge, Straßenbahnen, Fahrradfahrer und Fußgänger. Die Carolabrücke ist damit eine der zentralen Verkehrsadern in der sächsischen Landeshauptstadt über den Fluss. Mehr zu ihrem Einsturz bei ZDFheute live.11.09.2024 | 11:25 min
Brücken am "besten überwachte Bauwerke"
Der Präsident der Bundesingenieurkammer vermutet, dass das auch für die Carolabrücke in Dresden galt. Die nächste Teilsanierung war dort ja bereits für 2025 vorgesehen. Ein Teil der Brücke war außerdem erst in diesem Jahr überarbeitet worden.
Ein Szenario, das kaum jemanden beruhigen kann. Auch wenn der Experte betont, dass Brücken eigentlich "zu den am besten überwachten Bauwerken, die wir haben", gehören. Dass die Situation der Brücken ein Risiko sei, das man vor sich herschiebe, das sei bereits sei vielen Jahren klar. Bislang habe man in der Bundesrepublik "sehr viel Glück gehabt" und meist rechtzeitig erkannt, wann eine Brücke zum Problemfall werden könnte und diese dann rechtzeitig gesperrt.
Experte: Katstrophen nicht ganz auszuschließen
Als Konsequenz aus Dresden nimmt der Fachmann an:
Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden bleiben die noch stehenden Brückenteile bis auf Weiteres gesperrt. ZDF-Reporter Thomas Bärsch berichtet aus Dresden.11.09.2024 | 1:11 min
Hundert Prozent auszuschließen seien Katastrophen nicht. Dresden sei ein klares Beispiel dafür, dass man jetzt wisse, dass einige Brücken in Deutschland an der Grenze seien. Bökamps Fazit: "Da müsste man dringend etwas tun." Allerdings fehle dafür das Personal und auch die finanziellen Mittel, um wieder vor das Problem zu kommen, deshalb laufe man der Problematik im Moment hinterher. Sein Rat:
Er führt aus: "Das muss gerade auch in der Politik ankommen, dass gerade dieses Thema Sicherheit sich nicht als Sparziel eignet, sondern dass man da jetzt alle Ressourcen greifen muss, um möglichst kurzfristig an der einen oder andere Stelle tätig werden zu können."
Brückenproblem wohl noch jahrelang akut
Allzu viel Hoffnung, dass eine solche Erkenntnis für marode Brücken eine schnelle Sanierung bedeutet, will der Experte aber nicht schüren:
Quelle: ZDF
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