Die Adventszeit sollte besinnlich sein, aber meistens ist es schwierig runterzufahren. Lesen hilft! Buchtipps für die Adventszeit: Romane als Teil eins einer vierteiligen Serie.
Rund 70.000 Neuerscheinungen gibt es jedes Jahr auf dem deutschen Buchmarkt - schwierig, da den Überblick zu behalten. Der größte Umsatz wird mit Belletristik gemacht, etwa ein Drittel der über 9,2 Millionen Euro Umsatz der Branche im Jahr 2019.
Hier finden Sie Tipps von Experten und Viellesern, welche Romantitel einen zweiten Blick lohnen.
"Die Bombe - 75 Jahre Hiroshima" von Alcante, Laurent-Frédéric Bollée und Denis Rodier
Auf den ersten Blick mutet die Graphic Novel wenig weihnachtlich an, aber sie ist packend. Sie orientiert sich an historischen Fakten und beleuchtet Politiker und Wissenschaftler der verschiedenen Länder ab dem Jahr 1933 hinsichtlich ihrer Rolle von Schuld und Verantwortung bei der Entwicklung der Atombombe.
Ein besonderer Kniff ist die Erzählerstimme: Das Uran selbst führt durch das schwarz-weiß gestaltete Buch und kommentiert die Geschehnisse in teuflischer Manier. Im August 2020 jährte sich der Abwurf der Bombe auf Hiroshima, der Schätzungen zufolge 140.000 Menschen das Leben kostete, zum 75. Mal. Das 472 Seiten starke Buch kann man als Dokumentation und Friedensappell lesen.
Ein Tipp von Nicolette Feiler-Thull
"Abschiedsfarben" von Bernhard Schlink
In seinem aktuellen Buch erzählt der 76-jährige Bestsellerautor Bernhard Schlink in neun Geschichten vom Abschied nehmen. Er blickt zurück und lässt die Vergangenheit Revue passieren.
Verlust, Liebe und Schuld ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichten. Trotzdem haben sie alle eine andere Farbe. Schuld war auch bereits ein zentrales Thema des Autors in seinem Erfolgsroman "Der Vorleser" (1995).
Ein Tipp von Claudio Armbruster
"Brennendes Licht. Anna Seghers in Mexiko" von Volker Weidermann
Literaturkritiker Volker Weidermann ("Der Spiegel") beleuchtet das Leben Anna Seghers' während ihres sechsjährigen Exils in Mexiko. Hier lernt sie emigrierte Intellektuelle kennen, schließt Freundschaften und kämpft gegen den Faschismus.
Auch das mexikanische Künstlerpaar Diego Rivera und Frida Kahlo gehören zu ihrem Bekanntenkreis. Ein folgenschwerer Autounfall sowie der plötzliche Weltruhm durch die Veröffentlichung ihres Buches "Das siebte Kreuz" in den USA sind weitere einschneidende Erlebnisse. Wer Anna Seghers hauptsächlich als Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR in Erinnerung hat, bekommt hier eine lebendige, neue Seite der Autorin vermittelt.
Ein Tipp von Ariane Binder
"Das schwarze Königreich" von Szczepan Twardoch
Twardoch - einer der derzeit angesagtesten Autoren in Polen - schreibt einen Roman über den Zweiten Weltkrieg. Es geht um den König der Warschauer Unterwelt, einen Juden. Dieser wird entgegen der üblichen Beschreibungen vor allem in deutscher Literatur nicht als Opfer, sondern als Macho und Siegertyp geschildert.
Die meisten Polen kommen bei Twardoch auch nicht gut weg. Sie sind häufig antisemitische Mitläufer und das, obwohl es im Nachbarland unter Strafe steht, darüber zu reden, dass auch Polen am Holocaust mitgewirkt haben könnten. Ein schwerer, aber starker Roman.
Ein Tipp von Eva Schmidt
"Das Netz" von Lilja Sigurdardottir
Wer in der Vorweihnachtszeit etwas Spannendes lesen möchte, dem sei dieser Krimi aus Island empfohlen - der erste Teil einer Trilogie, deren zweiter Teil, "Die Schlinge", auch vor kurzem erschienen ist.
Die Handlung spielt Ende 2010, als Island in einer schweren Finanzkrise steckte. Davon betroffen ist auch Sonja, die in einem schmutzigen Sorgerechtsstreit um ihren Sohn steckt. Um sich Geld zu beschaffen, schmuggelt sie Kokain ins Land. Dabei versinkt sie tiefer und tiefer im Drogengeschäft, ein Zollbeamter kommt ihr auf die Spur. Gibt es einen Ausweg?
Ein Tipp von Nike Harrach
"Annette, ein Heldinnenepos" von Anne Weber
In ihrem Buch porträtiert die in Frankreich lebende Autorin die Résistance-Kämpferin Anne Beaumanoir, der sie mehrfach begegnet ist. Das Besondere: Sie schreibt ein Epos, eine sehr aus der Mode gekommende Art der Erzählung. Für dieses Werk hat Anne Weber den Deutschen Buchpreis 2020 bekommen.
Annettes spannendes Leben wird erzählt: Wie sie von einer bürgerlichen Existenz in den Widerstand gelangt und dort für Algeriens Unabhängigkeit kämpft. Anne Weber stellt aber durchaus Fragen an ihre Heldin und an die Leserinnen und Leser: Wie weit darf man bei seinem Kampf gehen, zum Beispiel? Eine Widmung eines Lebens der besonderen Art.
Ein Tipp von Dorothea Westphal
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