Bücher gehören einfach in die gemütliche Weihnachtszeit - ob zum Selber-Lesen oder zum Verschenken. Hier unsere Sachbuch-Lesetipps:
Ein gutes Sachbuch zu finden, ist nicht gerade einfach - ganz gleich, ob man es selbst lesen möchte oder jemandem damit eine Weihnachtsfreude macht. Bevor Sie sich durch sämtliche Klappentexte lesen müssen, hier unsere Lesetipps von sieben Sachbüchern:
Bettina Baltschev: Am Rande der Glückseligkeit. Über den Strand.
Für seine Weite, Grenzenlosigkeit und Freiheit ist uns der Strand bestens bekannt. Wir schätzen ihn als Sehnsuchtsort, Freizeitpark und Laufsteg. Aber Bettina Baltschevs Kulturgeschichte des Strandes öffnet noch einen viel weiteren Horizont. Die Autorin nimmt uns mit auf Exkursion zu acht Stränden in acht Ländern. Früher wie heute ist der Strand auch ein Ort der Flucht. Der Zweite Weltkrieg ist am Strand entschieden worden. Und nicht zuletzt sichert die "touristische Kampfzone" Strand das Überleben vieler Länder. Die kleine, feine Kulturgeschichte des Strandes ist ein originelles, poetisches und zugleich sehr gut recherchiertes Buch.
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Berenberg 2021, 280 Seiten
Malte Thießen: Auf Abstand. Eine Gesellschaftsgeschichte der Coronapandemie.
Bekanntlich wiederholt sich Geschichte zwar nicht, aber sie reimt sich. Hat der oft zitierte Spruch von Mark Twain auch seine Berechtigung in der Corona-Pandemie? Durchaus, wenn man das Buch von Malte Thießen liest. Was sich reimt, ist die Tatsache der Pandemie. Corona gehört wie Cholera, Pest, Pocken etc. zur Menschheitsgeschichte. Genauso wie die Sündenböcke und die Stigmata. Und selbst die Impfgegner gab es früher auch: Als Reaktion auf die Pockenimpfkampagne schlossen sich im 19. Jahrhundert Impfgegnervereine zusammen.
Vieles reimt sich also, aber die Geschichte wiederholt sich trotzdem nicht. Warum nicht? Weil wir in der Pandemie nicht nach ökonomischen Referenzwerten entschieden haben, sondern nach zutiefst humanitären, schreibt Malte Thießen. Das Leben eines Greises war genauso viel wert wie das eines Menschen im Vollbesitz seiner Kräfte. Bei früheren Pandemien stand ein Lockdown gar nicht zur Debatte, den Tod von Alten und Vorerkrankten hat man als "Kollateralschaden" hingenommen. Das Buch von Malte Thießen ist ein sehr lesenswerter Exkurs in die Geschichte, der uns dabei hilft, das aktuelle Geschehen rund um Corona besser einzuordnen.
Campus 2021, 222 Seiten
Ein Tipp von Eva Schmidt
Markus K. Brunnermeier: Die resiliente Gesellschaft. Wie wir künftige Krisen besser meistern können.
Schilfrohr oder Eiche? Das Schilfrohr ist biegsam, die Eiche robust. Letzteres klingt zwar verlässlicher, aber wenn es um die Bewältigung von Krisen gehe, sollten wir besser auf das Schilfrohr setzen. Denn Resilienz bedeute nichts anderes, schreibt Markus Brunnermeier, als die Fähigkeit, nach einem Schlag zurückfedern zu können. Westliche Gesellschaften, meint der Princeton-Professor, seien dazu eher in der Lage als diktatorische Regierungen. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als hätte China die Pandemie besser im Griff als "der Westen". Ohne Panik zu verbreiten, beschreibt der Autor weitere realistische Krisenherde wie etwa Cyberangriffe oder Antibiotikaresistenzen. Das Buch zieht die Perspektive weit über die aktuelle Corona-Krise hinaus und wurde mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2021 ausgezeichnet.
Aufbau 2021. 336 Seiten. Aus dem Englischen von Henning Dedekind, Marlene Fleißig, Frank Lachmann
Ivan Krastev, Stephen Holmes: Das Licht, das erlosch. Eine Abrechnung.
Die liberale Gesellschaft hat weltweit kräftigen Gegenwind. Denn rechtsradikale Parteien gewinnen an Boden. Staaten in Mittelosteuropa wenden sich von Europa ab. Diktaturen und autoritäre Regierungen gewinnen an Einfluss. Was ist nur aus dem Liberalismus geworden? Wo ist seine Strahlkraft geblieben? "Das Licht, das erlosch" heißt die hervorragende Analyse des bulgarischen Politologen Ivan Krastev und des US-amerikanischen Rechtsprofessors Stephen Holmes. Mit einem klaren Blick für das große Ganze entzaubern sie ein Stück weit das sogenannte "westliche Wertesystem". Beide Autoren sind überzeugte "Liberale", benennen aber dennoch die Fehlkalkulationen liberaler Demokratien. Ihre Conclusio ist ernüchternd: Sie glauben, dass es eine multipolare Welt geben wird, in der Chinas autoritärer politischer Stil an Einfluss gewinnen, aber die Welt nicht beherrschen wird.
Ullstein 2019, 368 Seiten. Aus dem Englischen übersetzt von Karin Schuler
Eines der besten Geschenke unterm Weihnachtsbaum ist immer noch ein gutes Buch. Drei richtig gute Empfehlungen gibt es in unserem Kinderbuchtipp.
Frank Uekötter: Im Strudel. Eine Umweltgeschichte der modernen Welt.
Die Papiertüte ist ökologischer als die Plastiktüte? Wer sich nicht mit einfachen Wahrheiten zufriedengeben will, sollte dieses Buch lesen. Frank Uekötter blickt historisch weit zurück, denn der Raubbau an der Natur begann schon viele Jahrhunderte vor der Erfindung der Plastiktüte. Sehr lehrreich in diesem Buch ist auch die Geschichte der Mensch-Tier-Beziehung als Teil der Umweltgeschichte: angefangen bei der Ausrottung des Dodos über den Walfang, die Schlachthöfe von Chicago bis hin zur modernen Massentierhaltung. Das Buch hat das Zeug zu einem Standardwerk. Von der Anmutung eines Ziegelsteins sollten sich Fans knapper Informationen nicht abschrecken lassen, denn jedes Kapitel hat kurze Zusammenfassungen, so dass auch das "Querlesen" leichtfällt.
Campus 2020, 838 Seiten
Esther Gonstalla: Das Eisbuch. Alles, was man wissen muss in 50 Grafiken.
Schmelzendes Eis, steigende Pegel: Esther Gonstalla illustriert den Klimawandel anhand detailreicher, schön gestalteter Grafiken, geschmückt mit zahllosen Fakten zu Meeresströmen, Meereis, dem Lebensraum von Tieren, Permafrost, Gletschern oder Urlaub im Eis. Aber keine Bange: Trockene Zahlenschlachten oder abstrakte Grafikwüsten finden sich hier nicht, im Gegenteil: Das Buch, hält man es einmal in der Hand, ist schwer wieder wegzulegen.
Oekom 2021, 112 Seiten
Pünktlich zum Geschenkekauf hat Peter Twiehaus drei aktuelle Roman-Empfehlungen. Mit dabei unter anderen: der Literatur-Nobelpreisträgerträger 2021.
Josef H. Reichholf: Flussnatur. Ein faszinierender Lebensraum im Wandel.
Aktueller könnte das Thema von Josef Reichholfs neuestem Buch kaum sein. Die Flutkatastrophe dieses Sommers hat gezeigt, dass wir unsere Flüsse in Schnellstraßen umgebaut haben. Josef Reichholf schildert die direkten und indirekten Folgen unserer Eingriffe in die Natur. Schon in der Einführung, den "Spaziergängen an Flüssen", zeigt der Evolutionsbiologe aber auch sein erzählerisches Talent. So lernen wir Flüsse von der Quelle bis zur Mündung kennen, verstehen ihre Aufgaben und wie sie zueinander in Beziehung stehen. Josef Reichholf schafft es immer wieder, die komplexen Zusammenhänge der Natur anschaulich und unterhaltsam zu erklären. Viele seiner Sachbücher sind inzwischen Klassiker wie zum Beispiel "Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends".
Oekom 2021. 320 Seiten
- Die Sachbuch-Bestenliste für November 2021
Von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT