Erschöpft? Was bei Burnout hilft

    Chronische Überlastung:Erschöpft? Was bei Burnout hilft

    von Lena Mosebach
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    Lange Zeit galt Burnout nicht als Krankheit, sondern als Folge von Überlastung. Meist wurde der Job dafür verantwortlich gemacht. Heute weiß man, es steckt mehr dahinter.

    Burnout
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    Unter einem Burnout versteht man eine körperliche und emotionale Erschöpfung. Jahrelang sprachen Ärzte auch von der Managerkrankheit. Denn Führungskräfte galten als besonders gefährdet "auszubrennen". Heute weiß man, vor allem Menschen in sozialen und helfenden Berufen neigen zu chronischer Erschöpfung. Laut Weltgesundheitsorganisation haben sich die gemeldeten Burnout-Fälle in den letzten zehn Jahren verzehnfacht.

    Lange wurde darüber diskutiert, was Burnout ist und ob es sich dabei um eine Krankheit handelt. Erst 2022 wurde Burnout offiziell von der Weltgesundheitsorganisation als Krankheit anerkannt, jedoch ausschließlich als Folge von chronischem Arbeitsstress. Dieser entsteht meist aus Zeitdruck, einer hohen Arbeitsmenge, vielen Terminen und Personalmangel. Folgen hierbei sind ein verringertes, berufliches Leistungsvermögen, woraus der Erschöpfungszustand Burnout entstehe. Andere Bereiche des Lebens werden als Ursache ausgeschlossen. Experten sind sich jedoch einig, dass die Gründe für den Burnout vielfältiger sind.

    Wie sich ein Burnout entwickelt

    Ein Burnout beginnt mit der so genannten Alarmphase, in der sich vor allem mentale Symptome zeigen. Betroffene sind meist angespannt, unruhig und unkonzentriert. Die Symptome entwickeln sich zuerst unterbewusst, so dass die Betroffenen unverändert weitermachen. Werden die mentalen Symptome nicht wahrgenommen, rutscht man nach und nach in die Widerstandsphase.

    Die Abwehr im Körper bricht zusammen und es entwickeln sich verschiedene körperliche Symptome.

    Dr. Mirriam Prieß, Psychotherapeutin aus Hamburg

    Die Betroffenen entwickeln überwiegend Rücken- und Kopfschmerzen, neigen zu einer höheren Infektanfälligkeit und haben Schlafstörungen. Mentale und körperliche Erschöpfung nehmen zu. Auch Herz-Kreislauf-Probleme können auftreten. Betroffene ziehen sich immer mehr zurück.
    In dieser letzten Phase, der Rückzugsphase, versuchen sie nur noch zu funktionieren. Alltägliche Aufgaben wie Einkaufen fallen immer schwerer, bis die Betroffenen in einen vollständigen Erschöpfungszustand geraten. Sie haben keine Kontrolle mehr über ihr körperliches und seelisches Empfinden. Diesen Zustand sehen sie oft als eine Entfremdung von ihrem Umfeld und von sich selbst.
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    Was zu einem Burnout führt

    Ein Burnout ist das Zusammenspiel aus verschiedenen inneren und äußeren Gegebenheiten.
    Die innere Gegebenheit ist meist die mangelnde Beziehung zu sich selbst. Betroffenen fehlen Selbstliebe, Selbstakzeptanz und Selbstbewusstsein. Oft spielt auch starker Perfektionismus eine Rolle oder der Drang, sich Mitmenschen unterzuordnen.

    Ein Burnout entsteht niemals über Nacht, sondern immer über einen längeren Zeitraum.

    Dr. Mirriam Prieß, Psychotherapeutin und Burnout-Expertin

    Die Gründe, warum Betroffene über sich hinweggehen, liegen meist schon in der Kindheit, erklärt Psychotherapeutin Mirriam Prieß. Wichtig für eine gute psychische Gesundheit sei die psychische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt. Sie werde durch die Atmosphäre im Elternhaus geprägt. Wie die Eltern mit dem Kind und auch untereinander umgegangen sind, sei ausschlaggebend, um eine gesunde eigene Identität zu schaffen. Gut ausgeprägt, lasse uns die Resilienz äußere Einflüsse überwinden, so die Psychotherapeutin weiter. Ein Burnout sei immer gleichzusetzen mit einer nicht gesättigten Kindheit, die dann im Erwachsenenalter zu emotionalen, kindlichen Kämpfen führe.

    Ohne Resilienz fällt es Betroffenen schwer, mit äußeren Gegebenheiten umzugehen, zum Beispiel mit stressigen Situationen im Alltag wie ein anstrengender Job, problematischen Beziehungen und der Entfremdung von den eigenen Bedürfnissen. Kritische Meinungen können sie nicht differenziert wahrnehmen und gehen in eine Schutzhaltung. Kommen einige dieser Punkte zusammen, fallen die Betroffenen letztlich in einen völligen Erschöpfungszustand.
    Um aus dem Burnout wieder herauszukommen, gibt es verschiedene therapeutische Möglichkeiten. Diese werden von den Krankenkassen bezahlt und können von einem Hausarzt verordnet werden, nachdem dieser die Diagnose Burnout gestellt hat.

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    Wege aus der Erschöpfung

    • Der erste Schritt ist meist eine Rehabilitation, in der Betroffene für einige Wochen therapiert werden. Zunächst gilt es, Abstand zu allen Stressauslösern zu finden und sich mental und körperlich zu erholen. In einem geschützten Umfeld werden den Betroffenen Wege an die Hand gegeben, wie sie zukünftig Stress bewältigen können. Oft werden Coachings angeboten, in denen über den Arbeitsplatz, das soziale Umfeld und die Freizeit gesprochen wird.
    • Nach einer Reha kommen Betroffene meist in Einzel-Gesprächstherapien. Hier spricht man gemeinsam mit einem Psychotherapeuten über die Gründe, die zum Burnout geführt haben. Verlorenes Selbstbewusstsein wird aufgebaut, und es wird daran gearbeitet, wieder mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Die Therapeuten helfen, stressige Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen abzulegen.
    • Vielen hilft es, mit anderen Betroffenen in einer Gruppentherapie über ihren Burnout zu sprechen. Sie entwickeln ein Gefühl der Zugehörigkeit und erfahren, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Betroffene haben die Möglichkeit sich auszutauschen und herauszufinden, welche Wege ihnen helfen, Stress zu bewältigen.
    Sobald Betroffenen bewusst ist, wie sie in die Erschöpfung geraten seien, könnten sie die Ursachen beheben, erklärt Psychotherapeutin Mirriam Prieß. Oft sei dies ein Jobwechsel, eine Beendigung problematischer Beziehungen und das Achten auf eigene Bedürfnisse.

    Ein Erschöpfungszustand kann im ersten Moment eine tiefe Krise sein, im zweiten Moment ein Spurwechsel im Leben.

    Dr. Mirriam Prieß, Psychotherapeutin und Burnout-Expertin

    In erster Linie gebe es an einem Burnout nichts Positives. Man werde körperlich und mental komplett erschöpft und brauche einige Zeit, um dort wieder herauszukommen, so die Expertin. Im nächsten Schritt könne diese Krise jedoch ein Hinweis sein, dass man zuvor ein Leben geführt hat, welches den eigenen Bedürfnissen nicht entspricht. Ist diese Erkenntnis erst einmal gewonnen, können Betroffene wieder ein stressfreieres und erleichtertes Leben führen.

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