Erneut lässt China beim Bau einer Raumstation eine Rakete unkontrolliert auf die Erde stürzen. Wo am Samstag Trümmer aufschlagen, ist unklar, die Gefahr für Menschen aber gering.
Zwischen Samstagnachmittag und -abend sollen Trümmer einer chinesischen Weltraumrakete Experten zufolge unkontrolliert auf der Erde aufschlagen. Das erklärte das Zentrum für Wiedereintritt-Studien (CORDS) der Aerospace Corporation in Kalifornien. Es handelt sich dabei um den Wiedereintritt einer Rakete vom Typ "Langer Marsch 5B". Wo genau die Trümmer niedergehen werden, sei nicht bekannt.
Besteht eine Gefahr für Menschen?
Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen oder besiedelte Gebiete getroffen werden, ist Experten zufolge allerdings äußerst gering.
Die Rakete ist Teil von Chinas Raumfahrtprogramm für den Bau der Raumstation "Tiangong" (Himmelspalast). Am vergangenen Sonntag war das zweite Modul für diese Raumstation an Bord der jetzt auf die Erde zurückfallenden Rakete ins All gestartet. Innerhalb weniger Minuten war es in der Erdumlaufbahn. Die Reste der Rakete sollen jedoch nicht als Schrott im All verbleiben. Die rund 22 Tonnen schweren Reste werden entsorgt, indem man sie zurück in Richtung Erde fallen lässt.
Jeder Start einer Rakete ins All hat erhebliche Folgen für die Umwelt: unter anderem schädigt jeder einzelne die Ozonschicht. Den aufkeimenden Weltraum-Tourismus sehen daher viele mit Skepsis.
Ist Chinas Vorgehen ungewöhnlich?
Chinas Raumfahrtbehörde sprach nach dem Start vergangene Woche von einem "vollen Erfolg". Das neue Modul soll an das Kernmodul "Tianhe" andocken, das im April 2021 ins All gebracht worden war. Bereits damals im Mai 2021 waren Überreste einer Rakete nahe der Inselgruppe der Malediven in den Indischen Ozean gestürzt. "Der größte Teil" war nach damaligen Angaben von Chinas Raumfahrtprogramm beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht und zerstört worden.
Dass nur einmal nutzbare Raketen, alte Satelliten oder andererer Weltraumschrott in Richtung Erde gelenkt wird, ist weltweit üblich. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen die Objekte meist. China hingegen musste schon mehrfach Kritik unter anderem von der US-Weltraumbehörde Nasa einstecken, dass ihre Raketen beim Eintritt nicht in kleinere Teile zerfallen - und anschließend Trümmer unkontrolliert auf der Oberfläche aufschlagen.
Das verletze internationale Standards, so eine Kritik. Raumfahrtnationen müssten die Gefahren für Menschen und Eigentum auf der Erde durch den Wiedereintritt von Raumfahrtobjekten minimieren und möglichst große Offenheit hinsichtlich solcher Operationen demonstrieren, hatte Nasa-Chef Bill Nelson gesagt.
Wie groß ist das Problem Weltraumschrott?
Je mehr die Raumfahrt zunimmt, desto größer wird auch das Problem mit dem Weltraumschrott. Zwar ist der Platz im All theoretisch unbegrenzt, praktisch arbeiten die meisten der für alle Lebensbereiche wichtigen Satelliten auf wenigen, fest definierten Umlaufbahnen. Bei den hohen Geschwindigkeiten im All können selbst winzige Metallteile großen Schaden und enorme Kosten verursachen.
Damit alle Nationen auch in Zukunft gleichermaßen den Weltraum nutzen können, sind bestimmte Verhaltensregeln wichtig. Experten haben dafür unter UN-Beteiligung die "Net Zero Space"-Erklärung für weniger Weltraumschrott erarbeitet. Die sichere Entsorgung von Raketen und Raketenbestandteilen ist ein wichtiger Bestandteil der Überlegungen. Aktuell befinden sich mehr als 700.000 Trümmerteile im Orbit.