Auch 1921 war kein leichtes Jahr: Der Erste Weltkrieg noch zu spüren, die Spanische Grippe am abklingen. Ansonsten hat sich in den letzten 100 Jahren aber einiges geändert.
Neunzehnhunderteinundzwanzig, in Ziffern 1921: Vor 100 Jahren war der Erste Weltkrieg etwas mehr als zwei Jahre vorbei, die Republik war gegründet. Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus standen den Menschen noch bevor.
Auch die Goldenen Zwanziger waren noch nicht da, denn damit sind eigentlich nur die Jahre des Wirtschaftsaufschwungs 1924 bis 1929 gemeint. 100 Jahre später, im Jahr 2021, steckt Deutschland wieder in einer schwierigen Phase. Die Corona-Pandemie zeitigt viele Folgen. Doch ein Vergleich kann unsere heutigen Probleme einordnen.
Umgang mit einem Virus
Heute bewerten viele das Verhalten ihrer Mitmenschen in den sozialen Netzwerken: ärgern sich entweder über zu viel Lockerheit oder aber zu viel Strenge im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie. Das war vor 100 Jahren noch unmöglich.
Die Spanische Grippe 1918 bis 1920 war kein großes Thema im Alltag, auch wenn in Deutschland etwa 300.000 Menschen daran starben, weltweit 25 bis 40 Millionen. Die Deutschen sprachen auch 1921 noch eher über die Kriegsfolgen und den Friedensvertrag von Versailles als über die Pandemie.
In der Presse stand wenig über die Spanische Grippe. Die Regierungen hatten verboten, darüber zu informieren, mit der Begründung, dass das die Moral der Bevölkerung schwächen würde. Das einzige Land, in dem groß berichtet wurde, war das neutrale Spanien. So kam es auch zum Namen Spanische Grippe und dem Eindruck im Ausland, die Iberische Halbinsel sei viel stärker betroffen.
Lebenserwartung
Werte für die Lebenserwartung werden in der amtlichen Statistik auf Basis von Sterbetafeln nicht für Einzeljahre, sondern für Mehrjahreszeiträume berechnet. Eine Sterbetafel, die das Jahr 1921 einschließt, liegt dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden nicht vor.
Nach den Ergebnissen der nächstvorliegenden Sterbetafel für 1924/1926 hatten Männer damals eine Lebenserwartung bei Geburt von 56 Jahren und Frauen von knapp 59 Jahren. Nach den Ergebnissen der aktuellen Sterbetafel 2017/2019 betragen diese Werte mittlerweile fast 79 (Männer) beziehungsweise 83 Jahre (Frauen).
Weniger kulinarische Genüsse, dafür mehr Mitbewohner
Heute sind die Supermärkte und Discounter voll: jedes Jahr kommen Tausende neue Produkte auf den Markt. In der Broschüre "Zeitreise durch die Ernährung" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft heißt es zu der Zeit um 1920:
Oberstes Ziel der Ernährung sei das Sattwerden und weniger die Ausgewogenheit gewesen. "Kartoffeln und Rüben stehen ganz oben auf dem Speiseplan." Butter, Obst und Südfrüchte waren damals Mangelware. Statt Butter gab es mehr Brot und billiges Schmalz oder Margarine.
Wohnen
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hatte ein Haushalt in der Bundesrepublik zuletzt (2019) durchschnittlich 1,99 Haushaltsmitglieder. Nach alten Statistiken für das "Reichsgebiet" waren es vor hundert Jahren gut doppelt so viele.
Filme
Streamingdienste und Mediatheken machen heute jedem, der möchte, unzählige Spielfilme und andere Bewegtbildangebote zu Hause zugänglich. Vor 100 Jahren waren Film und Kino noch etwas Besonderes. 2021 sind wegen Corona viele Kinostarts unsicher, unter anderem aber soll ein neuer James Bond anlaufen ("007: Keine Zeit zu sterben") und die Komödie "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" mit Michael "Bully" Herbig und Hape Kerkeling.
Vor 100 Jahren war noch Stummfilmzeit. In Amerika startete unter anderem "The Kid" (Der Vagabund und das Kind) von Charlie Chaplin, in Deutschland kam das Werk erst 1923 ins Kino. Dafür feierten hierzulande unter anderem der Fantasyfilm "Der müde Tod" von Fritz Lang, das Melodram "Sehnsucht" von Friedrich Wilhelm Murnau und der Bergfilm "Die Geierwally" mit Henny Porten Premiere.