Über 50 Film- und TV-Schauspieler sorgen mit der Video-Protestaktion #allesdichtmachen für Wirbel. Kollegen zeigen sich entsetzt. Der Initiator verharmloste Corona bei Instagram.
Man kennt sie aus dem "Tatort" oder der Erfolgs-Serie "Babylon Berlin": Dutzende prominente Schauspielerinnen und Schauspieler haben in einer koordinierten Aktion die Corona-Politik der Bundesregierung kritisiert.
Unter dem Hashtag #allesdichtmachen verbreiteten Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Ulrike Folkerts, Richy Müller oder Jan Josef Liefers bei Instagram und auf Youtube gleichzeitig ironisch-satirische Clips mit persönlichen Statements.
"Für Kollegen schämen"
Neben einigem Lob für die Kampagne hagelte es aber auch umgehend Kritik von Schauspielkollegen. Christian Ulmen etwa postete auf Instagram lediglich den Satz: "Heute bisschen für Kollegen schämen." Elyas M'Barek schrieb: "Mit Zynismus ist doch keinem geholfen." Jeder wolle zur Normalität zurückkehren, und das werde auch passieren.
Hans-Jochen Wagner nannte die Aktion "peinlich". Er verstehe sie nicht, schrieb der Schauspieler, der an Liefers gerichtet fragte: "Das kann doch nicht Dein Ernst sein." Nora Tschirner warf den Machern der Clips Handeln aus Langeweile und Zynismus vor.
Böhmermann: #allenichtganzdicht
Satiriker Jan Böhmermann hielt der Aktion entgegen, das einzige Video, das man sich ansehen solle, "wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen hat", sei die Doku aus der Berliner Charité mit den Titel "Station 43 - Sterben". Dazu stellte er den Hashtag #allenichtganzdicht und einen weinenden Smiley.
"Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben", twitterte Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist.
AfD lobt "intelligenten Protest"
In den sozialen Medien stieß die Aktion teils aber auch auf Zustimmung: Beifall gab es etwa vom früheren Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, der die Aktion auf Twitter "großartig" nannte.
Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach von einem "Meisterwerk", das "uns sehr nachdenklich machen" sollte. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar twitterte: "Das ist intelligenter Protest." Sie feiere Jan Josef Liefers.
Liefers und Makatsch weisen Nähe zu Rechten zurück
Der äußerte sich wiederum in einem Tweet: "Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä. weise ich glasklar zurück", schrieb der 56-Jährige auf Twitter. "Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe, als der AfD."
Schauspielerin Heike Makatsch löschte ihr Video auf Instagram und distanzierte sich dort von "rechtem Gedankengut": Wenn sie mit ihrem Video "rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, so bereue ich das zutiefst".
Ihr Kollege Kostja Ullmann postete am Mittag bei Twitter: "Mein Statement war humorvoll gemeint, aber ich teile in keinem Fall den Zynismus und will nicht den Beifall von Querdenkern, Anhängern der AfD, Reichsbürgern und anderen Corona-Leugnern." Er habe veranlasst, seinen Beitrag zurückzuziehen und bittet "alle, die sich verletzt fühlen, um Entschuldigung."
Initiator der Aktion verharmloste Corona auf Instagram
In den Videos thematisierten die Schauspieler verschiedene Aspekte des Kampfs gegen die Pandemie: Liefers bedankt sich in seinem Clip etwa mit ironischem Unterton "bei allen Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben".
Hinter der Video-Aktion steckt nach ZDF-Recherchen unter anderem der Münchner Produzent und Regisseur Bernd K. Wunder. In Postings auf seinem Instagram-Profil aus dem vergangenen Jahr schießt Wunder gegen Karl Lauterbach ("einfach mal Klappe halten") und verharmlost Corona, indem er die Krankheit mit einer Grippe vergleicht. Menschen, die Masken tragen, nennt er "Mundschutzknappen", wer die Maßnahmen gegen Corona gut heißt, ist für ihn ein "Coronazi". Das Profil ist mittlerweile auf privat geschaltet, so dass die Postings nicht mehr sichtbar sind.
Inzwischen distanziert sich Wunder von manchen Aussagen. Vom Redaktions-Netzwerk-Deutschland (RND) auf seinen fragwürdigen Vergleich mit der Grippe angesprochen, sagte er, er sehe das "heute wesentlich differenzierter". Das RND zitiert ihn mit den Worten: "Die Schwere einer Covid-19-Erkrankung ist mir wohl bewusst und sie mit der Grippe zu vergleichen völlig fehl am Platz."
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