Eine Antikörper-Studie sorgt für viel Aufsehen. Die meisten Menschen in Deutschland hatten demnach schon Kontakt zum Coronavirus. Was bedeutet das?
Eine Studie sorgt für Aufsehen, denn sie kommt zum Schluss: Die meisten Menschen in Deutschland hatten schon Kontakt mit dem Coronavirus. Forschende wiesen bei mehr als 95 Prozent der über 6.000 Teilnehmer Antikörper gegen das Coronavirus nach. Untersucht wurde das im Sommer dieses Jahres. Antikörper bildet das Immunsystem nach einer Impfung oder nach einer Infektion. Die Zahl ist sehr hoch - doch was bedeutet sie?
Zunächst muss man sich klarmachen, wie Antikörper funktionieren: Das Immunsystem bildet sie, um Viren und Bakterien unschädlich zu machen. Nach einer Impfung oder Infektion sind sie noch eine zeitlang im Blut nachweisbar, doch der Antikörperspiegel nimmt auch wieder ab. Kommt das Immunsystem mit einem bereits bekannten Erreger in Kontakt, können Antikörper schneller produziert und der Erreger neutralisiert werden.
Viren sind besonders mutationsfreundlich, sie verändern sich also stetig. Besonders die vorherrschende Omikron-Variante des Coronavirus zeigt eine starke Immunflucht. Vorher entwickelte Impfstoffe und Antikörper sind dann nicht mehr so wirksam. Deshalb können sich Menschen, die sich infiziert hatten oder geimpft sind, auch noch einmal infizieren. Dennoch schützen Impfstoffe gegen schwere Verläufe - und ein angepasster Impfstoff ist bereits verfügbar.
Konkret sieht der Entwurf folgendes vor: Keine Maskenpflicht auf Flügen. In Fernzügen, Pflegeheimen, Kliniken und Arztpraxen soll weiter Maske getragen werden.
Studie sieht Schutzlücken bei Menschen mit Vorerkrankungen
Die Studie mit den vorläufigen Daten wurde vom FDP-geführten Bundesforschungsministerium beauftragt und zeigt nun:
- Das Immunsystem von mehr als 90 Prozent der Untersuchten hatte mindestens drei Kontakte - sei es durch Impfung oder Infektion.
- Die Forschenden leiten daraus ab, dass "in den meisten Altersgruppen bei einer Mehrheit der Menschen vermutlich ein moderater bis hoher Schutz gegen einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung besteht".
Doch sie schränken ein:
- Der Schutz gegen einen schweren Verlauf bezieht sich nur auf die derzeit dominierende Variante.
- In der Bevölkerung bestehen "relevante Lücken insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen".
- Vor Infektionen sind die Menschen trotz hohem Antikörper-Vorkommen nur gering geschützt.
- Sollte es eine veränderte Variante geben, kann es weitere Infektionswellen mit vielen Erkrankungen geben.
- Virologe Drosten erwartet starke Corona-Welle
Virologe Drosten rechnet noch vor Jahresende mit einer starken Corona-Welle. Es sei nötig, bereits jetzt zu klären, mit welchen Maßnahmen man "im Notfall" eingreifen könne.
Experten über hohe Antikörper-Zahlen nicht verwundert
Den Frankfurter Virologen Martin Stürmer wundern die Zahlen nicht, denn von Anfang an habe es viele asymptomatische Fälle gegeben. Auch der Impfstoffforscher Leif Erik Sander von der Charité Berlin hatte am Donnerstag gegenüber ZDFheute gesagt:
Nur, weil man Antikörper im Blut hat, ist man nicht immun gegen das Virus.
Der Bundestag hat heute über ein neues Infektionsschutzgesetz abgestimmt. Ab Oktober gilt auf Flügen keine Maskenpflicht mehr, dafür weiterhin in Bus und Bahn.
Ist ein Ende der Pandemie in Sicht?
Da nun so viele Menschen Kontakt mit dem Virus hatten - entweder durch Impfung oder Ansteckung - kommt die Frage auf: Ist ein Ende der Pandemie in Sicht? Virologe Stürmer sagt dazu:
Impfstoffforscher Sander hatte am Donnerstag betont, nicht nur auf das Vorkommen von Antikörpern zu schauen.
Fazit: Wann ein Ende der Pandemie da ist - das lässt sich weiterhin kaum sagen. Die Antikörper-Studie gibt einen Hinweis auf die aktuelle Resilienz in der Bevölkerung, doch der Pandemieverlauf hängt stark von den Varianten ab, die noch kommen werden. Zudem sind die Rohdaten vorläufig, die Studie läuft auch noch. Bis Ende des Jahres werden weitere 16.000 Stichproben ausgewertet.
- Kann man auch zu oft geimpft werden?
Angesichts hoher Corona-Zahlen fragen sich auch jüngere Menschen, ob sie eine zweite, an Omikron angepasste Boosterimpfung brauchen. Kann es zu einer "Überimmunisierung" kommen?