In Großbritannien ist der Umgang mit Astrazeneca weniger restriktiv als in Deutschland. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht mehrere mögliche Gründe dafür.
Deutschland hat seine Empfehlung für den Impfstoff von Astrazeneca ein weiteres Mal überarbeitet. Jüngere können sich zwar weiterhin mit dem Vakzin impfen lassen, empfohlen wird der Einsatz aber nur noch für Menschen, die älter als 60 sind.
Während Deutschland einen eher restriktiven Umgang mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca pflegt, wird der Impfstoff in Großbritannien seit Monaten umfangreich eingesetzt - ohne Beschränkung für Altersgruppen. Warum Thrombose-Fälle in Großbritannien eine geringere Rolle spielen, ist für den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach nicht eindeutig zu klären. Ganz genau wisse man das noch nicht.
Großbritannien nutzte Impfstoff vor allem bei Älteren
"Es ist klar, dass man in England diese Sinusvenenthrombose viel seltener gesehen hat als bei uns", sagt Lauterbach bei ZDFheute live. Das könne aber auch darin liegen, dass der Impfstoff dort vor allem bei Älteren eingesetzt wurde, so Lauterbach.
In Deutschland wurde der Impfstoff zunächst nicht für Menschen ab 65 Jahren empfohlen, sodass er in dieser Altersgruppe anfangs nicht verimpft wurde. In dieser Gruppe sehe man die Sinusvenenthrombose auch in Deutschland nicht so.
Chargen-Probleme "eher unrealistisch"
Zudem sei aber auch die Art und Weise, wie Nebenwirkungen in England abgebildet werden "etwas grobkörniger", so Lauterbach. Der ein oder andere Fall einer Sinusvenenthrombose bei Älteren könne daher möglicherweise als Schlaganfall durchgegangen sein. Somit könne im Einzelfall die Diagnose Sinusvenenthrombose nicht erfolgt sein, obwohl es eine gewesen war.
Lauterbach sieht aber auch noch einen dritten möglichen Grund dafür, dass in Großbritannien seltener von Thrombosefällen berichtet wird. Ein Nutzer fragte bei ZDFheute live, ob die Ursache nicht auch potentiell in europäischen Fabriken zu suchen sei. Chargen-Probleme könnten laut Lauterbach zwar auch "nicht komplett ausgeschlossen" werden. Diese Option hält der Gesundheitsexperte aber für "eher unrealistisch".