Tanzen und Feiern ohne Mindestabstand: In Barcelona hat erstmals seit Pandemiebeginn ein Corona-Testkonzert stattgefunden - unter strengen Bedingungen. Wie kann das funktionieren?
Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat es in
Barcelona am Samstagabend ein Großkonzert mit 5.000 Zuschauern gegeben. Der Auftritt der Indie Popband "Love of Lesbians" in der für bis zu 24.000 Gästen ausgelegten Mehrzweckhalle "Palau de Sant Jordi" hatte Pilotcharakter - und war offiziell genehmigt.
Was sollte bei dem Test-Konzert untersucht werden?
Es ging darum, zu testen, ob solche Großveranstaltungen trotz Corona bei ausreichenden Vorsichtsmaßnahmen sicher sein können. "Willkommen zu einem der bewegendsten Konzerte unseres Lebens", begrüßte der Sänger, Santi Balmes, die Menschenmenge.
Der Auftritt der spanischen Band hatte eine Sondergenehmigung der Gesundheitsbehörden. Im Rest des Landes dürfen Personengruppen in geschlossenen Räumen nur aus höchstens vier Menschen bestehen.
Wer hat das Konzert organisiert?
Das Konzert wurde von mehreren Festivals, Musik-Veranstaltern und einem Krankenhaus organisiert.
Welche Regeln galten?
Vor und währenddessen galten strenge Schutzmaßnahmen, die von einem Ärzteteam überwacht wurden. Alle Fans mussten am Samstag einen Schnelltest machen. Dafür wurden drei wegen der Pandemie geschlossene Diskotheken zu Testzentren umfunktioniert.
- Für die drei Zonen des Zuschauerbereichs gab es je eigene Eingänge, Barbereiche und Sanitäranlagen
- Die Zuschauer durften nicht von einer Zone in die andere wechseln
- Das Tragen von FFP2-Masken war Pflicht
Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wurde eine besonders leistungsfähige Lüftungsanlage installiert.
Wer durfte teilnehmen?
Eingelassen wurden nach Angaben der Veranstalter nur registrierte Besucher im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die ein neueres Smartphone besaßen, um ein Programm für das Test-Ergebnis herunterladen zu können.
Zudem mussten die Zuschauer einwilligen, dass ihre Daten mit denen der Gesundheitsbehörden abgeglichen werden.
Wie waren die Reaktionen der Besucher?
"Es ist unglaublich, viel Emotion", sagte Konzertbesucher Jordi Sanz. "Wir haben dieses Gefühl, in einer Menge zu sein, vergessen. Es ist, als wäre es mein erstes Konzert."
Die 25-jährige Marina Crespo sagte, sie habe einfach große Lust gehabt, "etwas anderes zu machen, einen Schritt in Richtung Normalität zu gehen". Dennoch halte sie bei dem Konzert lieber Abstand zu anderen Konzertbesuchern.
Wie geht es jetzt weiter?
Auch nach dem Konzert wird weiter beobachtet, ob bei der Menschenansammlung das Virus weitergegeben wurde. Die Zuschauer würden 14 Tage lang überwacht und jeder mögliche Ansteckungsfall werde festgehalten, so die Ärztin María Llibre vom Krankenhaus Germans Trias i Pujol de Badalone nahe Barcelona.
Für die spanische Musikbranche ist das Konzert ein Zeichen der Hoffnung. Es gehe darum, herauszufinden, "wie wir mit Corona leben und absolut sichere Konzerte organisieren können", sagte der an der Organisation beteiligte Leiter des Sónar-Festivals in Barcelona, Ventura Barba, der Nachrichtenagentur AFP.