Die Corona-Zahlen in Bayern steigen wieder - und wieder sind die südlichen Landkreise die traurigen Spitzenreiter. Den Gesundheitsämtern dort steht ein mühsamer Weg bevor.
"Wir sind hier alle ein bisschen ratlos", sagt Michael Fischer, der Sprecher des Landkreises Rosenheim. Die steigenden Corona-Fallzahlen machen den Gesundheitsämtern zu schaffen. Mit einer Inzidenz von 314,5 liegt Rosenheim heute auf Platz 5 der Corona-Rangliste, die samt und sonders von bayerischen Landkreisen angeführt wird.
In diesem Herbst scheint sich einmal mehr zu zeigen, dass die Corona-Maßnahmen im Freistaat, abseits der großspurigen Verlautbarungen vor allem aus der bayerischen Staatskanzlei, an ihre Grenzen stoßen.
Inzidenz in Tirol niedriger als in Rosenheim
So will man in Rosenheim die einfache Begründung, man befinde sich in einer Grenzregion, nicht alleine gelten lassen. "Ich bin mir nicht sicher, ob man diese These wirklich aufrechterhalten kann", sagt Michael Fischer. Der Blick nach Tirol zeige, dass dort die Inzidenzen wesentlich niedriger seien als im Landkreis Rosenheim.
Die liegt in Rosenheim gerade mal bei 56 Prozent und damit weit unter dem Bundesdurchschnitt. Es geht noch niedriger: Im nahen Traunstein sind lediglich 54 Prozent der Menschen doppelt geimpft. Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts lassen kaum Interpretationen zu: Landkreise mit hohen Inzidenzen zeichnen sich häufig durch eine niedrige Impfbereitschaft aus.
Hohe Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen
Auffällig dabei sind die teils hohen Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen. Darauf wies das RKI erstmals vergangene Woche hin. Für die Wissenschaftlerin und Virologin Ulrike Protzer von der TU München ist dies keine Überraschung. "Kinder, gerade die unter zwölf Jahren, die können nicht geimpft werden, das heißt, da gibt es keinen Schutz", so Protzer. Das Coronavirus sucht sich die Schwachstellen innerhalb der Bevölkerung.
Offenbar gibt es also einen direkten Zusammenhang zwischen einer niedrigen Impfquote und der relativ hohen Zahl an infizierten Kindern.
Blick in Bayern auch auf "Krankenhausampel"
Michael Fischer, der Sprecher des Landkreises Rosenheim, sagt, man versuche alles, um es den Bürgern so leicht wie möglich zu machen. "Wir sind mit sehr niedrigschwelligen Impfangeboten vor Ort, fahren in die Gemeinden", so Fischer.
Mit den wieder steigenden Corona-Infektionszahlen rückt in Bayern noch eine andere Kennzahl verstärkt in den Blick: Die so genannte Krankenhausampel. Sie soll einen Überblick über die Auslastung der Krankenhäuser mit Corona-Patienten geben. Mit 381 "hospitalisierten" Fällen und 281 auf den Intensivstationen steht diese Ampel auf Grün.
Holetschek gegen Ende der epidemischen Lage
Die Situation müsse aber weiter beobachtet werden, teilt das Bayerische Gesundheitsministerium auf ZDF-Anfrage mit. "In den genannten Regionen stellt sich die Auslastung der Intensivstationen in den betreffenden Krankenhäusern als durchaus angespannt dar." Einige Klinikchefs in Südbayern schlagen bereits Alarm.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hatte sich bereits vor der heutigen Tagung der Ministerpräsidenten der Länder gegen eine Aufhebung der epidemischen Lage ausgesprochen. Testnachweis und Maskenpflicht hätten ansonsten keine ausdrückliche Rechtsgrundlage mehr, so der bayerische Gesundheitsminister gegenüber der Augsburger Allgemeinen.
Klar ist für viele Länderchefs: Auch unabhängig vom Ausnahmezustand in der Corona-Pandemie brauche es Mechanismen, um Corona bekämpfen zu können.
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