Weihnachten steht kurz vor der Tür, doch die Corona-Situation erschwert Besuche im Alten- oder Pflegeheim. Patientenschützer Eugen Brysch kritisiert die Politik dafür scharf.
Patientenschützer befürchten, dass viele Bewohner von Alten- und Pflegeheimen zu Weihnachten erneut isoliert leben müssen oder von ihren Angehörigen nur sehr eingeschränkt besucht werden können. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte am Dienstag eine schnelle Mobilisierung von Bundeswehr und freiwilligen Helfern, um die Heime beim Testen zu unterstützen.
Bei Ketteninfektionen brauche es umgehende Unterstützung durch externe Task-Forces.
Das gelte verstärkt für die viel ansteckendere Virus-Variante Omikron: "Jeder Positivtest führt dann in den Heimen zu 14 Tagen Isolierung. Die Folgen für die psychische Gesundheit der Bewohner können Sie sich ausmalen." Schon jetzt hätten viele Einrichtungen die Besuchszeiten wieder stark eingeschränkt.
Die geplante Impfpflicht in Pflegeeinrichtungen spaltet im St. Franziskus Heim in Kolbermoor die Mitarbeiter. Einige Pfleger lehnen eine Impfung ab. Auch ungeimpfte Reinigungskräfte könnten kündigen.
Corona-Tests: Wichtiges Schutzmittel, aber oft schlechter Zugang
Corona-Tests sind nach Meinung des Patientenschützers das wichtigste Mittel, um die Bewohner der Heime vor Corona zu schützen. Viele Heime seien aber wegen Personalmangels stark überfordert. Dazu komme, dass Angehörige insbesondere auf dem Land wenig Zugang zu Bürgertests hätten.
Sie müssten lange Fahrtzeiten in Kauf nehmen und die Testzeiten seien oft sehr beschränkt.
"Nicht viel weiter als vor einem Jahr"
Brysch kritisierte: "Im Dezember 2020 haben viele Heimbewohner massiv unter der kompletten Isolation gelitten, manche sind sogar daran gestorben - und nicht an Corona. Viele Politiker, auch Kanzlerin Angela Merkel, haben anschließend gesagt, dass sich das niemals wiederholen dürfe. Ein Jahr später sind wir aber nicht viel besser dran."
Jede neue Corona-Welle werde vor dem Hintergrund der drohenden Überlastung der Intensivstationen und der Krankenhäuser diskutiert.
Die Politik müsse also bei der Corona-Hilfe zu allererst die Altenpflege in den Blick nehmen, forderte der Patientenschützer. "Es ist ein schwerer Fehler, dass dem neuen Corona-Krisenstab im Kanzleramt kein einziger Experte für die Altenpflege angehört."
Er kritisierte auch das Fehlen wichtiger Daten:
Der Deutsche Pflegerat dringt auf eine Corona-Impfpflicht für alle Beschäftigten in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Dazu gehören auch Hausmeister, Küchen- und Reinigungspersonal.
Strenge Testregeln für Pflegeeinrichtungen
"Auch wenn die Impfkampagne vorangeschritten ist, gibt es in vielen Einrichtungen neue Einschränkungen", so Brysch.
Seit dem 24. November müssen alle Besucher von Pflegeeinrichtungen, auch Geimpfte oder Genesene, einen tagesaktuellen Schnelltest vorlegen. Seit 14. Dezember fällt die Testpflicht für dreifach Geimpfte - mit einer Booster-Impfung - in vielen Bereichen zwar bundesweit weitgehend weg. Für Krankenhäuser und Pflegeheime gilt das aber nicht.
- Ist die Impfpflicht ein Weg aus der Pandemie?
Die Corona-Impfung trägt maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie bei. Könnte eine Impfpflicht das Virus sogar ausrotten? Ein Überblick.