Deutlich mehr Infektionen, weniger Tote: Wie die Omikron-Welle im Vergleich zur Delta-Welle verlaufen ist - ein Überblick.
Die Corona-Pandemie hält an. Die Inzidenzen steigen. "Keine gute Nachricht", sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) in dieser Woche. Bereits vor dem erneuten Aufflammen der Omikron-Welle erreichten die Infektionszahlen immer wieder neue Höchstwerte. Was können wir aus dem vergangenen Winter für die kommenden Wochen lernen?
Omikron-Welle: Viele Infizierte, weniger Tote
Unter dem Strich war die bisherige Omikron-Welle nicht so tödlich wie man angesichts der vielfach höheren Fallzahlen hätte erwarten können. Zum ersten Höhepunkt der Omikron-Welle gab es mehr als acht Mal so viele gemeldete Neuinfektionen wie im vorherigen Winter. Gleichzeitig ist die Zahl der täglichen Krankenhausaufnahmen ein Viertel niedriger als damals.
Noch deutlicher wird der Unterschied auf den Intensivstationen. Die Zahl der Covid-Intensivpatient*innen war zuletzt 60 Prozent geringer als zum Höhepunkt des Corona-Winters 2020/2021.
Viele Stationen arbeiten aber weiter am Limit. 39 Prozent meldeten zuletzt eingeschränkten Betrieb. Während Delta war das noch anders: Mitte Dezember lagen fast 5.000 Menschen auf Intensivstation - aktuell sind es weniger als halb so viele, Tendenz aber auch steigend.
Mithilfe der Buttons über der Grafik können Sie sich die aktuellen Daten jeweils im Vergleich zur Winter-Welle 20/21 anschauen:
Schulkinder deutlich häufiger infiziert
Gerade wegen Omikron infizierten sich seit Herbstbeginn deutlich mehr Menschen als im Vorjahr. Rund 14 Millionen Corona-Fälle wurden seit dem 1. Oktober 2021 gemeldet - im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren es 2,3 Millionen.
Vor allem bei den Schulkindern sind die Fallzahlen im Vergleich zum vorherigen Winter explodiert. Bei den 10- bis 14-Jährigen waren es 15 mal so viele gemeldete Infektionen in diesem Herbst und Winter. Bei den 5- bis 9-Jährigen sogar 19 mal so viele. Insgesamt 2,4 Millionen Fälle bei Kindern zwischen 5 und 14 wurden seit dem 1. Oktober 2022 gemeldet.
Omikron ist keine "milde" Variante
Gerade auch wegen der weiter hohen Intensiv- und Todeszahlen kann man Omikron nicht als "milde" Variante bezeichnen. Die Erkrankung verläuft zwar etwas milder als Delta und trifft auf eine mehrheitlich geimpfte Bevölkerung.
Dennoch sind in den vergangenen Monaten 33.000 Menschen Corona zum Opfer gefallen. Zum Vergleich: Im Herbst und Winter 2020/21 waren es noch mehr als 64.000.
Impfkampagne ist zum Erliegen gekommen
Vor allem die Impfung ist einer der wichtigsten Gründe, warum die Omikron-Welle im Vergleich zu früheren Wellen milder verlaufen ist. Für ungeimpfte Menschen bleibt das Corona-Risiko laut Robert-Koch-Institut "sehr hoch".
Gerade in den besonders gefährdeten Risikogruppen ab 60 sind viele Menschen zwar doppelt (89 Prozent) oder sogar dreifach geimpft (79 Prozent). Das sind laut Expert*innen aber immer noch nicht genug:
Das Impftempo war zuletzt nicht so schnell wie erhofft. Seit dem 1. Oktober 2021 sind 6,8 Millionen Menschen dazugekommen, die sich zum ersten mal haben impfen lassen - das sind nur knapp über acht Prozent der Bevölkerung.
Und gerade auch die dritte Impfung, die laut Expert*innen den Impfschutz erst vollständig macht, lassen die Deutschen oft aus. Trotz hohem Booster-Tempo im Dezember sind nur 58 Prozent dreimal geimpft. Das bedeutet: Fast 15 Millionen Menschen mit Zweitimpfung haben die dritte Dosis bisher ausgelassen.
Corona-Zahlen steigen wieder
Zurzeit steigen die Infektionszahlen wegen der Lockerungen und BA.2 wieder auf Höchstwerte. Und selbst für Omikron gilt: Je mehr Infektionen, desto mehr Krankenhausaufenthalte, Intensivpatient*innen und Todesfälle - wenn auch nicht im gleichen Maß wie bei vorherigen Wellen. Eine Überlastung des Gesundheitssystems wird derzeit aber nicht erwartet.
- Wie wird der Corona-Sommer 2022?
Im Frühjahr kommt der saisonale Effekt und im Sommer ist Corona kein großes Thema mehr - das hoffen viele. Aber wie berechtigt ist diese Hoffnung? Experten schätzen die Lage ein.