Erst Astrazeneca, dann Biontech und nun Moderna: Viele erhalten bei Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfung jeweils andere Impfstoffe. Für Forscher eine unbedenkliche Kombination.
Es ist eine Situation, die Millionen Menschen in Deutschland betrifft: 9,2 Millionen erhielten bei ihrer Erstimpfung den Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca. Anfang Juli passte die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung für Astrazeneca an. Rund 5,8 Millionen Astrazeneca-Impflinge erhielten danach ihre Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff, meist dem von Biontech.
Jetzt steht für diese Menschen die Auffrischungsimpfung an, doch Biontech-Impfstoff ist gerade nur begrenzt vorhanden. Viele Impfzentren und Praxen schwenken auf Spikevax, das mRNA-Vakzin von Moderna, um.
Damit hätten die Impflinge drei verschiedene Impfstoffe gegen das Coronavirus erhalten. Wie steht es um die Schutzwirkung und um mögliche Nebenwirkungen dieser sogenannten Kreuzimpfungen?
Moderna-Booster ist geprüft und zugelassen
Um als Booster in Frage zu kommen, müssen Impfstoffe erneut einen Zulassungsprozess bei der in Europa zuständigen Behörde EMA durchlaufen. Für Moderna sprach die EMA ihre Empfehlung am 25. Oktober aus. Darin ist etwa festgelegt, dass die Auffrischung bei Moderna, verglichen mit der Grundimmunisierung, nur eine halbe Dosis erfordert.
Zur Impfstoff-Kombination beim Boostern hat die EMA noch keine explizite Empfehlung gegeben. Das liegt jedoch nicht an etwaigen Gefahren, sondern an nicht ausreichend vorhandenen Studiendaten. Die Hersteller führen schlicht keine Untersuchungen mit den Impfstoffen ihrer Konkurrenten durch.
Deutschland ist eines der Länder, das bereits gute Erfahrungen mit Kreuzimpfungen gegen Covid-19 gemacht hat. Die aktuelle Stiko-Empfehlung:
Wer jedoch bereits mit einem mRNA-Impfstoff grundimmunisiert wurde, dem empfiehlt die Stiko weiterhin, mit dem gleichen Impfstoff aufzufrischen. Auch ein anderer mRNA-Impfstoff ist laut Stiko kein Problem. Wegen seltenen Fällen von Herzmuskelerkrankungen sollen unter 30-Jährige ausschließlich mit Biontech geimpft werden.
Biontech- und Moderna-Impfstoffe wirken vergleichbar
Am Universitätsklinikum des Saarlands untersucht die Immunologin Martina Sester die Wirkungsweise von Kreuzimpfungen gegen Covid-19.
Die Schutzwirkung des Impfstoffs entsteht dadurch, dass das Immunsystem in Kontakt mit, vom Körper selbst gebildeten Spike-Proteinen kommt. "Beide mRNA-Impfstoffe stellen den Bauplan für dieses Protein dar", erklärt Sester. Die Wirkung sei also vergleichbar.
Zu dieser Einschätzung kommt auch das in Deutschland für die Sicherheit von Impstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut: "Die heterologen Drittimpfungen mit Spikevax von Moderna nach vorheriger Impfung mit [dem Astrazeneca-Impfstoff] Vaxzevria oder Biontech-Pfizer haben im Rahmen publizierter Studien eine deutliche Erhöhung der Antikörpertiter bei Geimpften ergeben."
Mehrere Impfstoffe könnten Schutzwirkung steigern
Ein Wechsel zwischen Präparaten verschiedener Hersteller finde auch bei vielen anderen geläufigen Impfungen, wie etwa der Grippe-Schutzimpfung statt, betont Sester. Es könne sogar Vorteile gegenüber Impfungen mit dem gleichen Impfstoff mit sich bringen:
Die für die Bekämpfung des Virus wichtigen Antikörper und T-Zellen seien deutlich stärker gebildet worden. Die Vektorimpfung habe dabei besonders gut T-Zellen und die mRNA Antikörper bilden lassen, berichtet Sester aus ihrer Forschung. Es sei denkbar, dass eine Booster-Impfung mit Moderna zu einer weiteren Verbesserung führt.
Sesters Fazit ist klar: "Wichtig ist, überhaupt die Booster-Impfung durchzuführen. Als Person über 30 Jahren kann man sich getrost den mRNA-Impfstoff verabreichen lassen, der verfügbar ist."
- Werden jetzt die Impfstoffe angepasst?
Impfstoffhersteller prüfen, ob sie ihre Vakzine wegen Omikron anpassen müssen. Wie schnell könnte das gehen? Wo liegen die Hürden? ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.