Der Virologe Drosten geht davon aus, dass Impfstoffe auch gegen die neue Variante B.1.1.529 des Coronavirus schützen. Für ZDFheute schätzt er die neue Situation mit dem Virus ein.
Wie besorgniserregend ist die neue Variante des Coronavirus aus Südafrika? Ist sie womöglich ansteckender und gefährlicher als die in Deutschland vorherrschende Delta-Variante? Und was bringen die Reiseeinschränkungen? Der Virologe Christian Drosten hat auf Anfrage von ZDFheute die Situation eingeschätzt. Das sagt Drosten über...
... die Gefährlichkeit der neuen Variante
Das Virus weise zwar Mutationen auf, mit dem sich der Erreger der Immunabwehr entziehen könnte. Der Grund für diese Annahme: "Die derzeit nachgewiesenen Infektionen finden in sehr großem Maße bei vorher bereits Genesenen statt."
Dennoch seien solche Veränderungen im Genom alleine noch "nicht ausreichend, um von einer besorgniserregenden Situation zu sprechen." Denn es sei noch nicht sicher nachgewiesen, dass die neue Variante auch ansteckender ist. Außerdem gebe keine Hinweise darauf, dass das Virus schwerere Krankheitsverläufe auslösen kann.
... die Wirksamkeit von Impfstoffen
Laut Drosten ist nicht zu erwarten, dass die neue Variante in der Lage ist, den Immunschutz völlig lahmzulegen.
Der Schutz gegen schwere Infektionen sei dabei besonders robust gegen Virusveränderungen. "Der beste Schutz auch gegen die neue Variante ist daher das Schließen aller Impflücken in der Bevölkerung und die schnelle Verabreichung von Auffrischungsimpfungen", so Drosten.
... die wegen der Variante verhängten Reisebeschränkungen
Die Einschränkung oder sogar das Unterbinden von Flugverbindungen nach Deutschland sei "in der Frühphase der Einschleppung von Infektionen wirksam und damit zum aktuellen Zeitpunkt gerechtfertigt", sagt Drosten. Das gelte selbst dann, wenn bereits eine geringe Zahl von Infektionen unbemerkt eingeschleppt worden sein sollten.
In Belgien wurde zuletzt eine Infektion mit der neuen Variante nachgewiesen. Grundsätzlich solle man sich aber auch klar machen, dass der geografische Ursprung des Virus nicht in Südafrika liegen müsse, erklärt Drosten. Denn angrenzende Länder, die starke Reiseverbindungen mit Südafrika unterhalten, hätten eine geringer ausgeprägte Virusüberwachung als Südafrika. Somit könnte das Virus auch in anderen Ländern bereits stärker verbreitet sein.
Das sagen Experten-Kollegen von Drosten zur neuen Variante:
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Zwei Medikamente gegen Covid-19 gelten derzeit als vielversprechend: Paxlovid und Molnupiravir – mit antiviralem Wirkstoff, der die Virusvermehrung im Körper hemmt.