Im Netz kursiert die Info, die Tupfer in Corona-Schnelltests seien mit Ethylenoxid beschichtet und daher krebserregend. Das Gerücht ist nicht zutreffend.
"Was hat es mit dem extrem stark krebserregenden Stoff Ethylenoxid, welches auf den Teststäbchen ist, (...) auf sich??? Bitte um Antwort". Diese und ähnliche Fragen tauchen immer häufiger unter Beiträgen im Netz zu Covid19-Schnelltests auf. Auch auf Seiten des ZDF.
Ausgelöst wurde diese Frage mutmaßlich durch mehrere Videos in sozialen Medien, die fälschlicherweise behaupten, dass mit Ethylenoxid beschichtete Tupfer in Antigen-Tests Krebs verursachen.
Facebook-Stream mit zehntausenden Aufrufen
Eines der ersten dieser Videos wurde am 19. März auf Facebook gestreamt und seitdem wurde der 11-minütige Clip zehntausend Mal angesehen und mehr als 6.000 Mal geteilt. Darin präsentiert der Facebook-Nutzer, der sich Mike Freeman-Idle nennt, einen Corona-Schnelltest. Auf der Verpackung zeigt er einen Hinweis, dass das Produkt mit Ethylenoxid sterilisiert wurde.
"Wenn Sie Ihre Kinder damit testen, nehmen Sie ein Stück Plastik mit Fasern am Ende, das mit Ethylenoxid sterilisiert wurde, das durch Schädigung der DNA Krebs verursachen kann", sagt Freeman.
Freeman spricht von "angeblichem" Coronavirus
Anschließend ruft Freeman die Webseite des Nationalen Krebsinstituts der USA auf, um seine Aussage zu beweisen. Dort liest er vor: "Die Fähigkeit von Ethylenoxid, DNA zu schädigen, macht es zu einem wirksamen Sterilisationsmittel, erklärt aber auch seine krebserregende Aktivität."
"Ich bitte dich, deine Kinder nicht zu testen", redet er weiter: "Es kann Leukämie verursachen. Es kann Lymphome verursachen. Es kann Brustkrebs verursachen […] Sie sagen uns buchstäblich, dass es Krebs verursacht."
In diesem Zusammenhang spricht er auch vom "angeblichen" Coronavirus und stellt klar, dass er diese Bezeichnung mit Absicht benutzt.
Was ist dran an der Behauptung?
Tatsächlich wird Ethylenoxid im Gefahrstoffinformationssystem der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung als krebserregend angesehen. Auch die US-Umweltschutzbehörde kommt zu diesem Ergebnis. Es ist auch korrekt, dass Ethylenoxid zum Sterilisieren von Tupfern verwendet wird. Die Schlussfolgerung, dass die Tupfer im fertigen Produkt damit "beschichtet" seien, trifft allerdings nicht zu.
Das US-Ministerium für Gesundheit und Soziales hat sich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zu den Erläuterungen in Sozialen Medien geäußert: "Die Antikörper- bzw. Schnelltests wurden streng getestet und können regelmäßig sicher angewendet werden. Jede andere Darstellung ist ungenau und schädliche Fehlinformationen."
Ethylenoxid-Gas wird seit Jahrzehnten genutzt, um medizinische Geräte zu sterilisieren. Etwa 50 Prozent aller sterilen medizinischen Geräte in den USA werden auf diese Weise gereinigt.
Studie zeigt: Rückstände nach drei Wochen nicht mehr nachweisbar
Ein großer Teil des Sterilisationsprozesses besteht daraus, sicherzustellen, dass das Ethylenoxid wieder aus dem Produkt entfernt wird und dass alle möglichen Rückstände unter den international festgelegten Sicherheitsstandards liegen.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 über Rayon- und Wattestäbchen zur Entnahme von DNA-Proben hatte gezeigt, dass die Rückstände drei Wochen nach der Behandlung mit Ethylenoxid-Gas nicht mehr nachweisbar waren.
Fazit: Ethylenoxid ist an sich ein Karzinogen, kann also Krebs verursachen. Im Zusammenhang mit der Sterilisation medizinischer Geräte wird der Sterilisationsprozess allerdings streng kontrolliert, um sicherzustellen, dass alle verbleibenden Rückstände ungefährlich für den Menschen sind. Die Sorgen von Leukämie, Lymphomen und Brustkrebs haben also keine wissenschaftliche Grundlage und zeigen eher das Unverständnis des Facebook-Nutzers über den gängigen Sterilisationsprozess.