Experten aus Medizin und Politik sprechen sich für eine Abschaffung von regelmäßigen Corona-Tests, vor allem in Schulen, aus. Intensivmediziner und Lehrer haben jedoch Bedenken.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, gehört zu den Stimmen aus Medizin und Politik, die sich für eine Abschaffung routinemäßiger Coronavirus-Tests ausgesprochen haben. Gassen hat ein weitgehendes Ende der Corona-Tests für Menschen ohne Symptome in Deutschland gefordert.
"Aufwand und Nutzen stehen in keinem angemessenen Verhältnis mehr", sagte Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Täglich Millionen von Menschen zu testen deren mögliche Infektion oft ungefährlich sei mache keinen Sinn, so Gassen.
Gassen: Maßnahmen in Kitas und Schulen abschaffen
Der Orthopäde und Unfallchirurg forderte, vor allem die Routine-Tests in Schulen und Kitas einzustellen. Tägliche Tests in Kitas und Schulen seien belastend für Kinder und Jugendliche, "unveständliche" Quarantäneregeln würden sie "drangsalieren."
Johanna Börgermann fordert bei Markus Lanz mehr Verständnis für die Sorgen von Schülerinnen und Schülern in der Pandemie.
PCR-Tests, aber auch regelmäßige Antigen-Tests, seien "letztlich nur noch bei besonders gefährdeten Menschen, beim medizinischen und pflegerischen Personal und bei Beschäftigten in der kritischen Infrastruktur notwendig."
Neue Regeln zu PCR-Tests
Eine neue Regelung, die an diesem Samstag bundesweit in Kraft tritt, beschränkt schon jetzt den Zugang zu PCR-Tests auf Personen bei denen ein Schnelltest positiv ausgefallen ist.
- Wie schlimm ist die Omikron-Welle?
In ganz Deutschland gehen die Inzidenzen durch die Decke. Aber wie schlimm ist die Situation in den Krankenhäusern? Was erste Daten aus den Bundesländern verraten.
Test-und Maskenpflicht schrittweise abschaffen
Auch die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien, fordert Lockerungen der Corona-Maßnahmen an Schulen. "Wir müssen raus aus einer Kultur der Angst", sagte die schleswig-holsteinische CDU-Bildungsministerin der "Bild"-Zeitung.
Spätestens Ende März sollten dann auch zwei Tests pro Woche ausreichen, so Prien. Die Testpflicht müsste graduell zur "Testmöglichkeit" werden. Auch die Maskenpflicht müsse nach und nach fallen, zuerst im Klassenraum am Platz, dann im Gebäude.
Intensivmediziner bliebt vorsichtig
Der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivbettenregisters und Corona-Expertenratsmitglied Christian Karagiannidis kann dagegen noch keine Entwarnung geben. Aufgrund mehrere Unsicherheitsfaktoren lasse sich noch nicht sicher abschätzen, wie hoch die Belastung im Gesundheitswesen sein werde. Er sei aber optimistisch, dass Deutschland "gut durch die Omikron-Welle kommt", sagte Karagiannidis dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Ihre Begründung: Der Höhepunkt der Omikron-Welle sei in ersten Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen und Hamburg bereits überschritten, so Prien.
Lehrer und Schüler kritisch gegenüber Lockerungen
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hatte hingegen gesagt, die Omikronwelle habe den Schulbetrieb nach wie vor fest im Griff. Die Infektionszahlen dürften nicht durch zu frühe Lockerungen nochmals hochgetrieben und dadurch der flächendeckende Präsenzunterricht erneut gefährdet werden.
Zahlen der Kultusministerkonferenz zufolge waren in der vergangenen Woche in Deutschland etwa sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler und rund drei Prozent der Lehrkräfte entweder infiziert oder in Quarantäne. Schülervertreter hatten sich in einem Brief zuletzt gegen Lockerungen ausgesprochen.
Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Intensivmediziner Christian Karagiannidis warne eindringlich davor, bei der Maskenpflicht zu lockern. Dies war falsch, wir haben den Fehler korrigiert.