Die gelockerten Quarantäne-Regeln stoßen beim Feuerwehrverband auf Zustimmung. Präsident Banse appelliert, bei künftigen Entscheidungen auch an die freiwillige Feuerwehr zu denken.
ZDFheute: Herr Banse, inwieweit ist derzeit die Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Kritischen Infrastrukturen, und damit auch der Feuerwehren, coronabedingt eingeschränkt?
Karl-Heinz Banse: Aktuell gibt es keine mir bekannten kritischen Einschränkungen, die nicht durch Personalreserven aufgefangen werden können. Natürlich sind wir organisatorisch vernünftig vernetzt: Sollte die Einsatzbereitschaft einer einzelnen Feuerwehr beeinträchtigt werden, kann dies durch benachbarte Feuerwehren ersetzt werden.
-
ZDFheute: Reicht aus Ihrer Sicht die beim Corona-Gipfel am Freitag beschlossene Lockerung der Quarantänepflicht, um Ihre Arbeit dauerhaft aufrecht erhalten zu können?
Banse: Mit den gefassten Beschlüssen können die Feuerwehren sicherer planen, wann etwa eine in Quarantäne befindliche Einsatzkraft wieder in den Einsatzdienst zurückkehren kann.
Das System der Feuerwehren mit nachbarschaftlicher Hilfe oder auch Hilfe über Landesgrenzen hinweg, wie es der Einsatz in der Flutkatastrophe 2021 gezeigt hat, funktioniert flächendeckend nur durch das starke Ehrenamt. Dieses bildet das Rückgrat der Feuerwehren in Deutschland.
ZDFheute: Welche über die Beschlüsse hinausgehenden Schritte wären nötig?
Banse: Wichtig ist, dass bei separaten Regelungen für die Kritischen Infrastrukturen explizit die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren, die den Dienst in der Feuerwehr ja nicht als Beruf ausüben, einbezogen werden.
Nur in rund 100 deutschen Großstädten gibt es überhaupt eine Berufsfeuerwehr.
In den Berufsfeuerwehren sind mehr als 34.800 hauptamtliche Angehörige und bei den Werkfeuerwehren rund 34.900 Personen aktiv.
ZDFheute: Was passiert, wenn die Feuerwehren aufgrund von erkrankungs- oder quarantänebedingten Ausfällen nicht mehr einsatzbereit sind? Besteht die Gefahr, dass Brände nicht mehr rechtzeitig gelöscht werden können?
Banse: Ich gehe nicht davon aus, dass es zu diesen Situationen kommen wird. Die nachbarschaftliche Hilfe oder auch der Einsatz von Kräften auf überörtlicher Ebene ist ein grundsätzlich erprobtes Konzept. Die Feuerwehrangehörigen sind sich nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie ihrer Verantwortung für die Bevölkerung bewusst und verhalten sich meiner Wahrnehmung nach äußerst umsichtig. An dieser Stelle appelliere ich nochmals:
ZDFheute: Welche Leistungen würden in einem solchen Worst-Case-Szenario zuerst gestrichen werden, um den Brandschutz aufrechterhalten zu können?
Banse: Dies ist von der Lage vor Ort abhängig und wird als Einzelfallentscheidungen durch die zuständige Einsatzleitung getroffen werden müssen.
Das Interview führte Michael Kniess.
- Ist die Impfpflicht ein Weg aus der Pandemie?
Die Corona-Impfung trägt maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie bei. Könnte eine Impfpflicht das Virus sogar ausrotten? Ein Überblick.