Prüflabore haben in Deutschland bereits verteilte FFP-Masken untersucht - und bei vielen Mängel der Filterleistung festgestellt. Können Verbraucher dem FFP-Standard noch trauen?
FFP-Schutzmasken sind ein zentrales Werkzeug bei der Eindämmung der Corona-Pandemie. Gleichzeitig sorgen sie immer wieder für Schlagzeilen – mal wegen der Maskenaffäre und mal wegen ihren hohen Kosten.
Jetzt gibt es Berichte über Qualitätsprobleme. Der Medizintechnik-Hersteller Dräger, der auch ein eigenes Testzentrum betreibt, sagte ZDFheute, dass drei Viertel aller jüngst von ihnen untersuchten FFP-Masken mit Blick auf die für die FFP-Zertifizierung zentrale EU-Norm EN 149:2001 unzureichend seien.
"Zuletzt haben wir eine ganze Reihe von Prüfaufträgen von externen Kunden erhalten, unter anderem von öffentlichen Einrichtungen, die Maskenlieferungen von anderen Lieferanten erhalten hatten", sagte Dräger-Sprecherin Melanie Kamann.
Wie viele Aerosole müssen FFP-Masken filtern?
Die Norm EN 149 aus dem Jahr 2001 legt fest, welche Filterleistung eine Maske erreichen muss, um eine FFP-Zertifizierung der Stufen eins bis drei zu erhalten.
Wird weniger gefiltert, dann sinkt die Schutzwirkung. Mehr Coronaviren könnten über Aerosole nach außen gelangen.
In Baden-Württemberg kann aus diesem Grund ein Teil der rund 44 Millionen zentral beschafften Schutzmasken nicht eingesetzt werden. Die "Welt" berichtete, dass bei Nachtests der Prüfgesellschaft Dekra Masken von 13 der 27 Hersteller durchgefallen seien. Die meisten der betroffenen Masken seien dem Land vom Bundesgesundheitsministerium zur Verfügung gestellt worden.
"Unterschiedliche Gründe für Test-Aufträge"
Von wem die bei Dräger in Lübeck beanstandeten FFP-Masken stammten und wie viele insgesamt betroffen seien, könne man aus Gründen des Datenschutzes nicht sagen, so die Dräger-Sprecherin zu ZDFheute. "Die Gründe für die Beauftragung der Tests waren sehr unterschiedlich und reichten von qualifizierenden Tests vor einer Beauftragung bis hin zur Überprüfung bei Verdachtsfällen."
Sind die Testverfahren ausreichend?
Bedenklich stimmt, dass sich nun teilweise Masken als mangelhaft herausgestellt haben, deren Modelle bereits erfolgreich ein Prüfverfahren nach EN 149 durchlaufen haben sollen.
Anders als bei Medikamenten oder Impfstoffen gibt es bei solcher Schutzkleidung keine Chargenprüfung. Wenn ein Hersteller wegen unzureichender interner Kontrollen oder aus Kostengründen ab einem bestimmten Punkt schlechtere Qualität liefert, würde das weniger schnell auffallen. Unter normalen Umständen wäre das bei Einweg-Artikeln wie vielen Schutzmasken auch kein massives Problem, das den enormen Aufwand regelmäßiger verpflichtender Tests rechtfertigen würde.
Hängen Mängel mit diversen Messprozeduren zusammen?
Dass die bei Nachprüfungen jetzt festgestellten Qualitätsmängel an unterschiedlichen Messprozeduren der verschiedenen Testlabors liegen könnten, verneinte das Deutsche Institut für Normung (DIN) gegenüber ZDFheute. "Wenn Masken nach den in EN 149:2001 festgeschriebenen Prüfgrundsätzen geprüft und zertifiziert werden, dann dürften die Nachtests keine Mängel ergeben. Es sei denn, dass Qualitätsunterschiede im Vormaterial vorliegen und keine Qualitätsprüfungen bei den Herstellern durchgeführt werden. Die in EN 149:2001 festgelegten Prüfgrundsätze gelten für alle gleich und die Testverfahren müssen für alle gleich ablaufen."
Laut der DIN-Webseite werden Teilchengrößen zwischen 0,004 und 1,2 Mikrometer von der EN-149-Norm berücksichtigt. "Corona-Viren werden über Aerosole transportiert, die in sehr unterschiedlichen Größen existieren – zumeist in Größen von 2 bis 0,2 Mikrometer. Dieser Teilchengrößenbereich überlappt sich damit mit dem in DIN EN 149 definierten Testspektrum."
Was sollten Verbraucher jetzt beachten?
Noch gibt es nur wenig Informationen darüber, welche FFP-Masken in welchem Umfang von diesen aktuellen Mängeln betroffen sind. Verbraucher können sich in der Datenbank "Gefährliche Produkte in Deutschland" auf der Webseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) über bekannte Warnungen informieren.
Grundsätzlich können FFP-Masken durch die Aufdrucke auf der Maske korrekt identifiziert werden. Wie man eine echte Maske erkennt, ist hier erklärt.
Die BAuA teilte ZDFheute mit, dass ihr in der Regel jedoch keine Erkenntnisse darüber vorlägen, wie viele dieser gemeldeten Masken durch behördliche oder andere Beschaffungen nach Deutschland gelangt seien.
Doch es gibt auch gute Nachrichten bei FFP2-Masken: Als die Stiftung Warentest Ende Februar zehn handelsübliche Modelle unter die Lupe nahm, erfüllten alle von ihnen zumindest die Filterwirkung nach EN 149 mehr als ausreichend.
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