In Frankreich steigen die täglichen Corona-Infektionen rasant an. Seit Samstag haben sie sich auf 200.000 verdoppelt. Jede Sekunde werden zwei Franzosen positiv getestet.
In Frankreich hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen erstmals die Schwelle von 200.000 binnen 24 Stunden überschritten. Innerhalb eines Tages seien rund 208.000 neue Fälle registriert worden, sagte der französische Gesundheitsminister Olivier Véran am Mittwoch in einer Anhörung vor der Nationalversammlung.
"Das sind Zahlen, die mich in Schwindel versetzen", so Véran. Jede Sekunde würden zwei Menschen in Frankreich positiv auf Corona getestet.
Verdoppelung der Neuinfektionen seit Samstag
Die Schwelle von 100.000 täglichen Neuinfektionen war in Frankreich am Samstag erstmals überschritten worden. Das Land erlebt bereits die fünfte Corona-Welle. Wie in vielen europäischen Ländern breitet sich die deutlich ansteckendere Omikron-Variante aus.
Nach Weihnachten hatte die Regierung bereits verschärfte Corona-Regeln angekündigt. Vom 15. Januar an soll in vielen Lebensbereichen eine 2G-Regel greifen. Véran verteidigte am Mittwoch den Plan der Regierung, künftig nur noch Personen mit vollständigem Impfschutz den Zugang zu Restaurants, Kinos, Theatern, Museen und Sportarenen zu erlauben. Auch für die Benutzung von Fernzügen und Inlandsflügen wird dann ein Impfnachweis verlangt.
"Laut Gesundheitsminister Véran haben mehr als eine Million Französinnen und Franzosen derzeit Covid. Bei solchen Ausfällen und Steigerungsraten ist es wohl unausweichlich, dass recht bald kritische Infrastruktur betroffen ist", berichtet ZDF-Korrespondent Thomas Walde aus Paris.
Krawalle zu Silvester befürchtet
Zu Silvester befürchten Sicherheitskräfte zudem Krawalle in Großstädten. Etwa in Straßburg soll ein Großaufgebot der Polizei große Menschenansammlungen verhindern. In der Elsass-Metropole und dem Umland werden zahlreiche Polizeibeamte und Feuerwehrleute mobilisiert, teilte die Präfektur am Mittwoch mit.
Im gesamten Département Bas-Rhin gilt ein Verbot zum Verkauf und Gebrauch von Feuerwerkskörpern. Außerdem ist der Verkauf und Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit vom Silvesterabend bis zum Neujahrsmorgen verboten. Für junge Leute unter 16 Jahren greift in dem Zeitraum außerdem ein Ausgangsverbot. Die Maßnahmen sollen Ausschreitungen, Unfälle und Corona-Gefahren eindämmen.
Lauterbach geht von hoher Dunkelziffer aus
Zahlreiche europäische Staaten verzeichneten zuletzt Rekordzahlen bei den Neuinfektionen, darunter Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Zurückzuführen ist das auf die Verbreitung der Omikron-Variante.
In Deutschland sinken die Zahlen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht jedoch von einer deutlich höheren Anzahl an Corona-Neuinfektionen aus, als offiziell ausgewiesen wird. Die tatsächliche Inzidenz seit etwa zwei- bis dreimal so hoch, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin. "Darüber hinaus sehen wir eine deutliche Zunahme der Omikron-Fälle, die uns Sorge macht."
- Was ist der "richtige Weg" bei Omikron?
Staaten reagieren unterschiedlich auf Omikron. Deutschland hat seine Maßnahmen verschärft, andere Länder trotz Rekord-Inzidenzen nicht. Eine Immunologin hat zwei Appelle.