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Kassenärzte-Chef zu Corona : Gassen will Quarantänepflichten aussetzen

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Wer sich nachweislich mit Corona infiziert hat, muss erst mal zu Hause bleiben - bisher. Kassenärzte-Chef Gassen will das aussetzen. Seine Idee ist umstritten.

Andreas Gassen, Kassenärztliche Bundesvereinigung. Archiv
Andreas Gassen von der Kassenärztliche Bundesvereinigung ist der Meinung, dass man sich nicht dauerhaft vor dem Coronavirus "verstecken" kann.
Quelle: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

Der Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat sich in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" für ein Aussetzen aller derzeitigen Corona-Isolations- und Quarantänepflichten ausgesprochen. Diese sollten "bis auf weiteres aufgehoben werden, dadurch würde die Personalnot vielerorts gelindert", sagte Gassen.

Wir müssen zurück zur Normalität. Wer krank ist, bleibt zu Hause. Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit. So halten wir es mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe auch.
Andreas Gassen, Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

Gassen: Bei gefährlichen Corona-Variante Quarantäne sinnvoll

Bei gefährlicheren Varianten könnten Quarantäne-Regeln sinnvoll sein, so Gassen. Derzeit jedoch bestehe kein Grund, die "Menschen von der Arbeit abzuhalten, wenn sie sich nicht krank fühlen".

Aus dem Gesundheitsministerium kam sofort Widerspruch: "Infizierte müssen zu Hause bleiben. Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr, sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko", schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Samstag auf Twitter.

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Ministerium: Vorschlag macht "keinen Sinn"

Aus dem Ministerium hieß es, aktuell würde eine weitere Verkürzung der Fristen zu den Möglichkeiten der Freitestung "keinen Sinn" machen. Mit den geltenden Empfehlungen sei im Frühjahr bereits auf sich verschärfende Personalsituationen reagiert worden, hieß es weiter.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warf Gassen "Opportunismus" vor. "Die Isolation schützt. Denn so wird verhindert, dass sich andere anstecken." Er verwies auf Long- und Post-Covid. Gassen spiele mit der Gesundheit der Menschen.

Zustimmung zu Gassen-Vorschlag von FDP

Hingegen sagte der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann, Gassen habe mit seiner Forderung nach einer Aufhebung der Isolationspflichten recht. "Dies ist ein lösungsorientierter Ansatz, um einen klügeren und individuellen Umgang mit Corona-Infektionen zu ermöglichen", teilte er am Samstag mit.

Die Isolierungsdauer von Patienten mit Covid-19 sollte nicht mehr von staatlicher Seite fixiert sein. So können wir zu einer gewissen Normalität und Unaufgeregtheit zurückkehren.
FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann

Die Isolationsdauer sollte nach Ullmanns Worten künftig eine medizinische und individuelle Entscheidung sein.

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Gassen: Omikron ist "Friedensangebot des Virus"

Gassen räumte ein, dass die Infektionszahlen seit Monaten sehr hoch seien und es wegen weniger Tests wohl zusätzlich Hunderttausende nicht erkannter Ansteckungen pro Tag gebe. Die Verläufe seien aber fast immer mild. "Das Problem sind also nicht die vielen Infektionen, sondern dass positiv Getestete auch ohne Symptome mehrere Tage zu Hause bleiben, in Isolation geschickt werden. Dadurch entstehen die Personalengpässe in den Kliniken und anderswo."

Gassen bezeichnete die Omikron-Virusvariante "fast als Friedensangebot des Virus". Wer sich nach einer Dreifachimpfung anstecke, "profitiert sogar von einer Infektion, indem er oder sie eine Schleimhautimmunität erwirbt".

Nicht dauerhaft vor Coronavirus "verstecken"

Niemand sollte sich deshalb aber aktiv anstecken. "Aber wir können uns nicht dauerhaft vor dem Virus verstecken. Und wir sind das letzte Land in Europa, das noch derart aufgeregt über einen Corona-Notstand diskutiert", urteilte Gassen.

Derzeit gilt für die allgemeine Bevölkerung, dass die vorgeschriebene Isolation für Corona-Infizierte nach fünf Tagen enden kann - mit einem "dringend empfohlenen" negativen Test zum Abschluss.

Gassen: Lauterbachs Impf-Ziele "unrealistisch"

Gassen äußerte sich auch kritisch zum Ziel der Bundesregierung von bis zu 60 Millionen neuen Impfungen in Herbst und Winter. "Die KBV hat das mal kalkuliert: Bei einem zweiten Booster für alle ab 60, einem ersten Booster für alle Jüngeren und einem üppigen Kontingent für Ungeimpfte - ohne große Hoffnung, dass bisherige Impfskeptiker sich jetzt impfen lassen - kommen wir - großzügig gerechnet - auf rund 30 Millionen Impfungen." Das Ziel von 50 bis 60 Millionen Impfungen "ist unseres Erachtens unrealistisch", sagte Gassen.

Wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wie von Medien berichtet mehr als 200 Millionen Dosen bestellt habe, "ist zu erwarten, dass Impfstoff im Wert von möglicherweise hundert Millionen Euro oder mehr weggeworfen werden muss".

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