Immer wieder erkranken Menschen trotz vollständiger Impfung an Covid-19. Wer betroffen ist und wie gefährlich solche Impfdurchbrüche sind. Ein Überblick.
Wie häufig sind Impfdurchbrüche bei Corona?
Dass sich vollständig Geimpfte mit dem Coronavirus infizieren und Symptome entwickeln, ist selten, aber nicht ausgeschlossen. Das Robert-Koch-Institut registrierte seit Anfang Februar bundesweit 7.229 Impfdurchbrüche (Datenstand: 25.07.2021).
Angesichts der Gesamtzahl der Impfungen eine kleine Zahl. Zum Vergleich: Mittlerweile sind mehr als 42 Millionen Menschen vollständig geimpft. Das RKI weist jedoch darauf hin, dass es bei den Impfdurchbrüchen eine hohe Dunkelziffer geben dürfte.
Wie gefährlich sind Corona-Infektionen für Geimpfte?
Die meisten Corona-Infektionen bei geimpften Menschen verlaufen mild, erklärt Dorothee von Laer, Virologin an der Medizinischen Universität Innsbruck.
In Einzelfällen sind aber auch schwere Verläufe möglich. Unter den 7.229 Impfdurchbrüchen in Deutschland mussten laut RKI-Daten 757 Betroffene im Krankenhaus behandelt werden - 663 davon waren mindestens 60 Jahre alt. Es habe auch Todesfälle gegeben, teilte zuletzt der Berliner Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) mit.
Impfdurchbrüche sind selten, aber nicht ausgeschlossen. Wie häufig eine Infektion trotz vollständiger Corona-Impfung auftritt und wie gefährlich diese sind.
Dass das Risiko für Ungeimpfte ungemein höher bleibt, zeigt unter anderem der Blick in die USA: Dort betreffen inzwischen 99,5 Prozent aller Corona-Todesfälle Ungeimpfte, sagte die Chefin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, Mitte Juli.
Wen treffen Covid-Impfdurchbrüche?
Ältere Menschen sind grundsätzlich anfälliger für Impfdurchbrüche als jüngere. Ihr Immunsystem sei weniger aktiv und reagiere dadurch nicht so gut auf die Impfung, so Virologin von Laer.
Das belegte kürzlich auch eine Forschungsgruppe der Berliner Charité. Sie stellten eine "deutlich verzögerte" Immunreaktion bei Älteren fest, die zudem nicht das Niveau von Jüngeren erreichte.
Defizite bei der Immunantwort kann es aber auch bei jüngeren Menschen geben. Etwa wenn das Immunsystem wegen einer Chemotherapie oder Organtransplantation gezielt unterdrückt wird.
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Eine Studie aus Israel liefert zudem Hinweise, dass insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen trotz vollständiger Impfung schwer an Covid-19 erkranken können. Die Studie wertete Daten von 152 geimpften Patientinnen und Patienten aus, die mit dem Coronavirus infiziert waren und in einer Klinik behandelt werden mussten.
Nur vier Prozent der Betroffenen war zuvor gesund. Bei allen anderen lag mindestens eine weitere Erkrankung vor, am häufigsten Bluthochdruck oder Diabetes. Bei 40 Prozent der Patientinnen und Patienten war zudem das Immunsystem herunterreguliert.
Die Studie ist allerdings mit gewisser Vorsicht zu interpretieren, unter anderem weil etwa ein Drittel der Patientinnen und Patienten nicht aufgrund ihrer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Warum kann es überhaupt zu Impfdurchbrüchen kommen?
Auch wenn die zugelassenen Impfstoffe das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, deutlich reduzieren: Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Das gilt für die Corona-Impfung wie für alle Impfungen, so Dorothee von Laer. Dass es zu Impfdurchbrüchen kommt, war also erwartbar.
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Darüber hinaus können manche Corona-Mutanten, etwa die erstmals in Indien entdeckte Delta-Variante, die Effektivität von Impfstoffen verringern. Aktuelle Studienergebnisse lassen allerdings darauf schließen, dass die Impfstoffe auch gegen solche Varianten schützen.
Die Präparate etwa von Biontech/Pfizer und Astrazeneca seien gegen Delta kaum weniger wirksam als gegen die ursprünglich in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante, berichteten jüngst Forscher im "New England Journal of Medicine". Voraussetzung sei die vollständige Immunisierung. Nach nur einer Impfdosis sei die Wirksamkeit erheblich geringer.
Virologin von Laer: "Gegen die klinische Erkrankung und auch schwere Erkrankung schützen die Impfungen sehr gut - immer noch, auch gegen Delta." Wenn alle, die sich impfen lassen könnten, sich auch wirklich impfen ließen, "dann wäre der Spuk ziemlich schnell vorbei".
Mit Material von dpa
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