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FAQ

Streit um RKI-Entscheidung : Kürzerer Genesenenstatus: Was Experten sagen

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Das RKI hat die Dauer des Genensenenstatus nach einer Corona-Infektion halbiert - und damit für Ärger gesorgt. Was steckt hinter der Entscheidung und wen betrifft sie überhaupt?

2G soll nun bundesweit im Einzelhandel gelten. Symbolbild
Eintritt nur für Geimpften und Genesene: Wer als genesen gilt, hat das RKI vor kurzem neu definiert.
Quelle: Daniel Bockwoldt/dpa

Die Dynamik der Corona-Pandemie hat immer wieder Regeln und Maßnahmen überholt und Anpassungen nötig gemacht. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse beeinflussen so mitunter den Kurs der Politik. Seit diesem Dienstag gilt man etwa mit zwei Impfdosen gegen Covid-19 nur noch neun statt zwölf Monate als vollständig geimpft. Die Impfzertifikate von Geboosterten gelten dagegen weiter zeitlich unbegrenzt.

Ebenfalls auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) Mitte Januar entschieden, dass Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben, nur noch für drei Monate als genesen gelten - zuvor waren es sechs Monate. Die Entscheidung hatte für Verwirrung und auch für Kritik gesorgt.

FDP wirft Wieler "neuerliche Verfehlung" vor

Virologin Sandra Ciesek etwa hält eine pauschale Verkürzung des Genesenen-Status nicht für sinnvoll. Für einige Patienten sei die Regelung sogar "ungünstig", so die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Frankfurter Uniklinik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach im ZDF von einer "Kommunikations-Fehlleistung".

Die FDP greift den RKI-Chef nun sogar direkt an. Lothar Wieler könne sich "des Vertrauens der FDP nicht mehr sicher sein", sagte der designierte Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem "Spiegel" und sprach von einer "neuerlichen Verfehlung" Wielers.

Für wen gilt diese Verkürzung überhaupt?

Die Verkürzung des Genesenenstatus betrifft nur Menschen, die sich erstmal mit dem Virus infiziert haben, ohne vorher eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten zu haben. Sie sind nach Ablauf der drei Monate wieder aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen.

Personen, die sich nach einer, zwei oder drei Impfungen angesteckt haben, sind von der neuen Regelung nicht betroffen.

Was ist beim Genesenenstatus zu beachten?

Die Stärke des Immunschutzes von Genesenen im Vergleich zu Geimpften ist immer wieder in der Diskussion. Studien zeigen, dass bei gesunden Menschen nach einer natürlichen Infektion sowie nach vollständiger Impfung hohe Antikörpertiter im Blut gemessen werden können. Ihre Konzentration nimmt aber nach wenigen Monaten wieder ab. Damit wächst das Risiko einer "Durchbruchsinfektion", also einer Infektion, die den Immunschutz durch die erste Infektion oder die Impfung durchbricht.

"Bei Genesenen kann die Menge der Antikörper und T-Zellen gegen die viralen Proteine sehr individuell sein", erklärt die Immunologin Dr. Christine Falk. Die Reaktion des Immunsystems hänge sowohl von der Virus-Variante ab, mit der sich die Person angesteckt hat, und auch der Viruslast, also der Menge an Virus, mit der die Person in Kontakt gekommen ist. Damit eng verbunden ist auch die Schwere des Krankheitsverlaufs.

Leichte Verläufe haben oft auch eine geringere Immunantwort zur Folge. Daher ist es nicht so einfach, den Genesenenstatus generell zu quantifizieren.
Dr. Christine Falk

Gerade die Omikron-Variante führt in vielen Fälle zu "milderen" Krankheitsverläufen, wobei "mild" dabei nur bedeutet, dass Infizierte nicht künstlich beatmet werden müssen.

Trotzdem sei es schwierig, eine generelle Aussage über den Schutz bei Genesenen zu fällen, berichtet Dr. Onur Boyman, Direktor der Klinik für Immunologie am Universitätsspital Zürich. Denn die Vielfalt der Covid-19-Krankheitsverläufe bei den Betroffenen führe zu unterschiedlich gutem Schutz.

In der Regel geht eine starke Immunantwort auch mit einem längeren Immungedächtnis - und somit Schutz gegen Neuinfektion mit demselben Virus - einher.
Dr. Onur Boyman

Warum hat das RKI den Genesenenstatus verkürzt?

Das RKI nennt im Kern zwei Gründe, warum es die Gültigkeit des Genesenennachweises von sechs Monaten auf 90 Tage reduziert:

  • Erstens, so das RKI, zeigten wissenschaftliche Untersuchungen, dass Genesene nach einer durchgemachten Infektion mit der Delta-Variante oder einer früheren Virusvariante weniger gut gegen die Omikron-Variante des Coronavirus geschützt sind. Omikron ist seit einigen Wochen dominant in Deutschland und macht den Großteil der aktuellen Neuinfektionen aus.
  • Außerdem ändert das RKI aktuell seinen generellen Kurs in der Pandemie-Bekämpfung: "Bei den fachlichen Vorgaben für Covid-19-Genesenennachweise geht es primär um den o.g. Schutz vor Virusübertragung", schreibt das Institut zu seiner Entscheidung. Bisher stand im Mittelpunkt der Pandemie-Bekämpfung eher die Verhinderung von Todesfällen und der Überlastung des Gesundheitssystems, speziell der Intensivstationen.

Welche Rolle spielt der Genesenenstatus in der Zukunft noch?

Aufgrund der starken Ausbreitung von Omikron und der zunehmenden Immunisierung der Bevölkerung habe der Unterschied im Status von Geimpften und Genesenen vermutlich bald immer weniger Sinn, meint Dr. Christian Althaus, Leiter der Forschungsgruppe Immuno-Epidemiologie der Universität Bern.

Bis zum Herbst wird ein Großteil der Bevölkerung Kontakt mit dem Coronavirus gehabt und eine gewisse Immunität aufgebaut haben - ob durch Infektion oder Impfung. Den sichersten Schutz bietet aktuell die dreifache Impfung gegen Covid-19.

Das Wichtigste ist jetzt, dass praktisch die gesamte Bevölkerung bis zum Herbst einen guten Immunschutz aufweist, damit es im nächsten Winter auch ohne weitere Maßnahmen und trotz möglicher neuer Varianten zu keiner allzu starken Belastung des Gesundheitswesens kommt.
Dr. Christian Althaus
Die Illustration zeigt eine Party-Szene: Mehrere Menschen stehen feiernd um eine Tischtennis-Platte, es gibt Luftballons, Pizzen, Getränke. Ein Coronavirus symbolisiert, dass die Menschen sich infiziert haben.

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31.05.2023
von Sven Rieken
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