Die Omikron-Welle überlastet die Gesundheitsämter. Teils werden nicht alle Kontakte nachverfolgt, Quarantäneanordnungen kommen verspätet. So können sich Bürger dennoch informieren.
Die Rekordzahl an täglichen Neuinfektionen führt in immer mehr Gesundheitsämtern zu Überlastung. Mögliche Folgen: Kontaktpersonen können nicht mehr informiert werden und Quarantänebescheide werden verspätet verschickt.
Bürgerinnen und Bürger müssen deshalb mehr Eigenverantwortung beweisen. In einigen Punkten können sie den Gesundheitsämtern auch entgegenkommen.
Auch ohne persönliche Anordnung in Quarantäne gehen
Bereits während der Delta-Welle im November und Dezember kam die offizielle Quarantäneanordnung teils erst mit Verspätung bei Betroffenen an. Es liest sich absurd, wenn das Amt Menschen rückwirkend auffordert, sich zu isolieren. Praktisch dienen diese Schreiben vor allem als Beleg, etwa für den Arbeitgeber.
Bremen ist Deutschlands Spitzenreiter beim Impfen und dennoch gleichzeitig Corona-Hotspot. Gesundheitsämter und Testzentren haben Personal aufgestockt, um die hohe Nachfrage zu bewältigen.
Auch ohne persönliche Anordnung müssen sich Menschen mit positivem Testergebnis in Isolation begeben, Verdachtsfälle in Quarantäne. Viele Regionen, in denen die Gesundheitsämter überlastet sind oder waren, regeln das inzwischen per Allgemeinverfügung, die auf den Webseiten der Verwaltung veröffentlicht werden. Eine individuelle Anordnung ist dann nicht mehr nötig.
Beim Informieren der Kontaktpersonen sollte man auch nicht auf das Amt warten:
Wie erfahre ich, ob mein Gesundheitsamt überlastet ist?
Oft ist es für Außenstehende kaum zu durchschauen, ob das lokale Gesundheitsamt noch regulär arbeiten kann, oder sich die Befunde bereits stapeln und Anfragen erst mit großer Verzögerung bearbeitet werden können.
Viele Webseiten der Ämter oder Bandansagen in der Hotline verweisen seit langer Zeit darauf, dass es wegen der Corona-Pandemie zu Wartezeiten kommen kann. Exaktere Angaben gibt es nur selten. Ein Blick in die Lokalpresse oder in die Pressemitteilungen der zuständigen Verwaltung verschaffen häufig den besten Eindruck, wie es um die Belastung aktuell steht.
Wie schnell ein Fall bearbeitet wird, kann auch davon abhängen, wo man arbeitet. Stark ausgelastete Gesundheitsämter wie in Bremen oder Berlin gehen inzwischen dazu über, sich auf bestimmte Berufsgruppen bei der Nachverfolgung zu fokussieren. "In der aktuellen Lage konzentrieren sich die Gesundheitsämter in ihren Ermittlungen auf die erkrankten Personen, die mit vulnerablen Gruppen Kontakt haben, vorrangig also im medizinisch-pflegerischen Bereich tätig sind", so die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit zu ZDFheute.
In Bremen erhalten viele Kontaktpersonen inzwischen keinen Anruf mehr, es sei denn sie gehören besonders kritischen Bereichen an: "Wir können weiterhin die Kontaktnachverfolgung der vulnerablen Gruppen wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Polizei, Feuerwehr und so weiter gewährleisten", teilt die Stadt Bremen ZDFheute mit. Die Kontaktnachverfolgung bleibe wichtig.
In der Hauptstadt liegt die Inzidenz in manchen Bezirken bei über 1.000. Was bedeutet das für Impf- und Testzentren, das Gesundheitswesen und die Menschen? Ein Blick in die Hauptstadt.
Was tun bei besetzten Telefonen?
Versucht man sein Gesundheitsamt telefonisch zu erreichen, gibt es oft lange Wartezeiten. Die meisten Informationen zu Corona findet man auch auf den Webseiten der jeweils zuständigen Behörden. Oft sind die Seiten und Verordnungen aber leider zu unübersichtlich für Nutzer oder in für viele Menschen unverständlichem Behörden-Deutsch formuliert. Es kann helfen, auf den Behörden-Webseiten gezielt nach FAQs und vereinfachten Darstellungen zu suchen. So läuft man weniger Gefahr, eine komplizierte Vorschrift oder Auflage falsch zu interpretieren.
Immer mehr Gesundheitsämter setzen auf Online-Formulare, um die Abwicklung von Anfragen zu beschleunigen. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 1.000 ist Lübeck eine der aktuell am meisten betroffenen Städte. Dort schreibt die Stadtverwaltung:
Und weil auch das laut mehreren Gesundheitsämtern weiterhin vorkommt: Persönlich und vor allem ohne Termin beim Amt vorbeizuschauen, um Unterlagen abzugeben oder beraten zu werden, ist meist eine schlechte Idee. Wegen der Pandemie sind viele der sonst üblichen Dienstleistungen eingeschränkt und Gesundheitsämter ein besonders geschützter Teil der kritischen Infrastruktur.
Kann man in den Gesundheitsämtern aushelfen?
Zur Unterstützung haben viele Gesundheitsämter Kräfte der Bundeswehr herangezogen. Doch es gibt noch mehr Wege, den Gesundheitsämtern unter die Arme zu greifen.
Einzelne Bundesländer wie Rheinland-Pfalz haben Portale geschaltet, worüber sich Freiwillige melden können, um in verschiedenen Bereichen auszuhelfen. Häufig richten sich diese Aufrufe jedoch ausschließlich an Menschen mit medizinischem Vorwissen, etwa Medizin-Studierende. Auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes führt eine Kontaktdatenbank, in die sich Studierende eintragen können.
- Brauchen wir bald den nächsten Booster?
Wann und ob eine weitere Corona-Impfung nötig ist, hängt davon ab, wie lange und gut der Schutz nach drei Impfstoffdosen anhält. Bislang ist die Datenlage dünn.