Eine Mehrheit findet sich beim Thema Gesundheit schlecht zurecht. Und Gesundheitskompetenz hängt immer mehr vom sozialen Status ab, erklärt Studienautorin Schaeffer.
Zwei von drei Bürgerinnen und Bürgern (64,2 Prozent) haben Probleme damit, sich zum Thema Gesundheit zu informieren. Das belegen Wissenschaftler des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) an der Universität Bielefeld. 2014 betraf das 54,3 Prozent der Bevölkerung.
ZDFheute: Frau Schaeffer, die Gesundheitskompetenz in Deutschland hat sich verschlechtert. Haben Sie mit diesem Ergebnis der Befragung gerechnet?
Doris Schaeffer: Sagen wir mal so: Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich im Vergleich zur ersten Studie 2014 großartige Verbesserungen ergeben würden.
Hinzu kommt, dass Gesundheitsthemen bis zur Corona-Pandemie nicht unbedingt im Vordergrund des Informationsinteresses der Bevölkerung standen.
Ich hätte allerdings gedacht, dass das Thema Gesundheitskompetenz an höhere Stelle auf der gesundheitspolitischen Tagesordnung rücken würde - vor allem nach den Ergebnissen der ersten Studie, die ja bereits gezeigt haben, das mehr als die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen Schwierigkeiten damit hat, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, verstehen, beurteilen und anzuwenden.
-
ZDFheute: Warum sollten wir überhaupt an unserer Gesundheitskompetenz arbeiten?
Schaeffer: Zum Beispiel, weil die Lebenserwartung zunimmt und wir immer älter werden. Damit diese "gewonnenen Jahre" auch lebenswert sind, müssen wir dafür sorgen, sie möglichst gesund zu verbringen. Das wiederum bedeutet, dass jeder einzelne gefordert ist, so viel wie möglich für seine eigene Gesunderhaltung zu tun, und das setzt entsprechende Informiertheit und auch Gesundheitskompetenz voraus.
Hinzu kommt, dass sich das Selbstverständnis von Patient*innen verändert hat. Sie möchten zum Beispiel nicht mehr nur Anordnungen der Ärzt*innen befolgen, sondern verstehen, was mit ihnen ist und vor allem: mitentscheiden, wenn es um ihre Behandlung und Versorgung geht. Dafür benötigen sie entsprechende Voraussetzungen und müssen mit Gesundheitsinformationen umgehen können.
Austauschen über Gesundheit: In den letzten Monaten sind viele Selbsthilfegruppen für ehemalige Covid-Patienten entstanden.
Deshalb müssen Laien sich expertisieren und Experten müssen lernen, wie man Wissen und Informationen gut vermittelt. Auch das Gesundheitsverhalten hängt eng mit der Gesundheitskompetenz zusammen: Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz bewegen sich weniger und ernähren sich ungesünder als Menschen mit einer hohen Gesundheitskompetenz.
Zudem nutzen Bevölkerungsgruppen mit geringer Gesundheitskompetenz das Gesundheitssystem überdurchschnittlich häufig. Wie wichtig es ist, dass Menschen mit Gesundheitsinformationen umgehen und sie beurteilen und nutzen können, sehen wir auch in der Corona-Pandemie.
-
ZDFheute: Was sehen Sie da genau?
Schaeffer: Binnen Kürze musste die Bevölkerung lernen, mit diesem bis dahin unbekannten und gefährlichen Gesundheitsrisiko umzugehen und einer Erkrankung vorzubeugen. Dazu musste sie ad hoc viele Begriffe und Regeln lernen und sie dann auch im Alltag anwenden, indem beispielsweise die AHA-Regeln befolgt werden.
Während es zu Beginn an Information mangelte und kaum orientierende und handlungsleitende Informationen zu finden waren, existiert inzwischen eine "Infodemie", so nennt es die WHO, in der eine Fülle an Information kursiert, dabei aber auch viele, sich rasch vermehrende Falschinformationen und interessengeleitete Informationen unterwegs sind.
"Ich weiß nicht, worauf ich mich verlassen kann" ist dann ein typischer Satz. Kein Wunder, wenn wir uns durch werbedurchseuchte, manipulierte und auf kommerzielle Interessen ausgerichtete Informationen suchen müssen.
In einer Zusatzuntersuchung haben wir festgestellt, dass sich die Gesundheitskompetenz während der Corona-Pandemie leicht verbessert hat. Unsere Daten legen nahe, dass verlässliche, gut strukturierte Informationen mit einfachen, klaren Botschaften, die oft wiederholt und breit gestreut werden, die Gesundheitskompetenz verbessern. Wir sollten daraus lernen und das auf andere Krankheiten übertragen.
ZDFheute: Wie könnte das konkret aussehen?
Schaeffer: Generell sollten Gesundheits- und Krankheitsinformationen zuverlässig und neutral, also frei von anderweitigen Interessen, und leicht verständlich sein und klare Botschaften enthalten. Zudem sollten sie nicht gesucht und abgerufen werden müssen, sondern in der alltäglichen Lebenswelt von Menschen vorhanden sein.
-
-
Das Interview führte Claudia Füßler.
Aktuelle Nachrichten zur Corona-Krise
-
Mein ZDF - Registrierung
Login mit ARD-Konto
Wenn du bereits ein ARD-Konto angelegt hast, kannst du dich damit hier einloggen.
Mein ZDF – Neues Konto anlegen
Passwort vergessen?
Hinweis: Bitte trage hier die E-Mail-Adresse ein, mit der du dich für dein ZDF-Konto registriert hast.
Uups, die Registrierung ist fehlgeschlagen
Die Aktivierung deines Accounts hat leider nicht geklappt. Möglicherweise ist der Aktivierungslink bereits abgelaufen oder es gibt gerade technische Probleme.
Nochmal versuchenUups!
Die Anmeldung ist im Moment leider nicht möglich. Bitte versuche es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.
Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.
Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.
Altersprüfung durchführen?
Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.
Hinweis!
Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.
Datenschutzeinstellungen
An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Datenschutzeinstellungen
An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.
-