Wegen der Corona-Pandemie gelten strenge Regeln für Familienfeiern. Gottesdienste sind aber erlaubt. Das sorgt nicht nur in der Bevölkerung für Unverständnis.
Jeder zweite Deutsche ist angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen für ein Verbot der Weihnachtsgottesdienste, wie eine neue Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts You-Gov zeigt.
- 50 Prozent für Verbot öffentlicher Gottesdienste
- 35 Prozent gegen ein Verbot
- 15 Prozent machten keine Angaben
Die Ablehnung der Weihnachtsgottesdienste überwiegt demnach bei Katholiken und Protestanten gleichermaßen. Die Bereitschaft, an Weihnachten Gottesdienste zu besuchen, ist insgesamt eher gering. Nur 6 Prozent der Befragten sagen, dass sie an den Feiertagen in die Kirche gehen wollen, 87 Prozent wollen darauf verzichten.
-
Laschet stellt Weihnachts-Gottesdienste infrage
Auch in der Politik wachsen inzwischen die Zweifel, ob Gottesdienste während des harten Lockdowns eine gute Idee sind. "In den nächsten Tagen werde ich angesichts der aktuellen Lage noch einmal Gespräche mit den Kirchen führen", sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gegenüber dem "Tagesspiegel am Sonntag".
Er verwies auf die dramatische Infektionslage:
Zugleich sei die Freiheit der Religionsausübung ein wichtiges Grundrecht der Verfassung. Laschet machte deutlich, dass er auf freiwillige Entscheidungen der Religionsgemeinschaften setzen wolle.
Neue Welle, neue Regeln?
Während der ersten Corona-Welle hatten Bund und Länder öffentliche Gottesdienste zu Ostern verboten. Doch obwohl die Infektions- und Todeszahlen aktuell deutlich höher sind als im Frühjahr, bleiben öffentliche Weihnachtsgottesdienste während des harten Lockdowns erlaubt.
In den Kirchen gelten strenge Regeln wie eine Maskenpflicht, ein Abstandsgebot und auch ein Gesangsverbot. Dennoch hatte unter anderem die Evangelische Kirche von Westfalen dringend empfohlen, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Die katholische Kirche will hingegen daran festhalten.
Was das Grundgesetz garantiert
Das Grundgesetz garantiert die "ungestörte Religionsausübung". Dennoch: Nach dem neuen Infektionsschutzgesetz ist ein Verbot von Gottesdiensten aber trotzdem möglich, "soweit auch bei Berücksichtigung aller bisher getroffenen anderen Schutzmaßnahmen eine wirksame Eindämmung der Verbreitung der Coronavirus-Krankheit-2019 (Covid-19) erheblich gefährdet wäre".
Früher war mehr Lametta: Das stimmt 2020 nicht nur im übertragenen Sinne. Das Coronavirus zwingt Menschen auf aller Welt, Abstand zu halten - auch am Heiligen Abend. Weihnachten wird in diesem Jahr ganz anders als sonst - und im wahrsten Sinne des Wortes …