In Großbritannien stehen weitreichende Corona-Lockerungen an - und das obwohl die Infektionszahlen hoch sind und weiter steigen könnten. Die Regierung vertraut auf die Impfungen.
Obwohl sie im Spätsommer mit 100.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag rechnet, plant die britische Regierung weitere Lockerungen. Ab dem 16. August müssten sich in England Erwachsene, die vollständig geimpft seien, nach einem engen Kontakt mit einem Corona-Positiven nicht mehr in Selbstisolation begeben, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid am Dienstag im Parlament.
Sie müssten sich allerdings testen lassen und dann gegebenenfalls isolieren, wenn sie selbst positiv seien. Die gleichen Regeln würden dann für unter 18-Jährige gelten, die bislang in Großbritannien noch nicht geimpft werden. Im September beginnt wieder die Schule.
Fehlzeiten der Schüler in England explodieren
Die Zahl der Schüler in England, die in der Pandemie wegen Selbstisolation nicht am Unterricht teilnehmen, ist in den vergangenen Wochen massiv gestiegen. Die Zahl hatte sich innerhalb von zwei Wochen von Mitte Juni bis Anfang Juli mehr als verdoppelt. Daher soll nun die Pflicht zur Selbstisolation auf die Schüler beschränkt werden, die selbst positiv getestet wurden, sagte Bildungsminister Gavin Williamson.
Jüngsten Zahlen der Regierung zufolge waren am 1. Juli rund 560.000 Schüler für zehn Tage in Selbstisolation, weil eine Person in ihrer Klasse oder Jahrgangsstufe zuvor positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Rund 62.000 Schüler verpassten den Unterricht, weil bei ihnen selbst eine Infektion vermutet oder nachgewiesen wurde. Insgesamt entspricht das 8,5 Prozent der Schülerschaft in staatlichen Schulen.
Um die Fehlzeiten zu reduzieren, sollen nun vom 16. August an nur noch die Kinder in Selbstisolation geschickt werden, die selbst positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Erfolgreiche Impfkampagne als Ausweg aus der Pandemie
Bis zum 19. Juli, an dem in England die meisten Corona-Beschränkungen wegfallen sollen, rechne er mit 50.000 Neuinfektionen pro Tag, sagte Gesundheitsminister Javid weiter. Später könne die Zahl auf 100.000 steigen.
Javid verwies darauf, dass die erfolgreiche Impfkampane die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle stark reduziert habe. Mehr als 86 Prozent aller Briten haben mindestens eine Impfung erhalten, 64 Prozent sind bereits vollständig geimpft.
In Großbritannien steigen die Infektionszahlen. Die britische Regierung will die verbliebenen Corona-Maßnahmen trotzdem bis zum 19. Juli weitgehend aufheben, auch die Maskenpflicht.
Wales und Schottland entscheiden eigenständig
Der britische Regierungschef Boris Johnson hatte am Montag die Aufhebung der Abstandsregeln und der Maskenpflicht zum 19. Juli angekündigt. Die Regierung in London hat in Gesundheitsfragen nur für England das Sagen, Schottland und Wales entscheiden eigenständig.
In Großbritannien waren die Infektionszahlen wegen der sich rasch ausbreiteten Delta-Variante des Coronavirus zuletzt wieder stark angestiegen - auf fast 30.000 Fälle pro Tag. Die Regierung hatte die ursprünglich schon für den 21. Juni geplante Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in England deshalb zunächst um vier Wochen verschoben.
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Viele Impfungen müssen mit der Zeit aufgefrischt werden. Auch bei Corona könnte das der Fall sein. Welche Szenarien möglich sind - und wovon sie abhängen.