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Lockdown für Reisende : Gestrandet auf Hainan

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Sie wollen nach Hause, aber sie dürfen nicht: 80.000 Reisende sitzen wegen Corona auf der chinesischen Insel Hainan fest. Sie sind Gefangene von Xi Jinpings Null-Covid-Strategie.

Chinesische Schüler
Chinesische Schüler wollen nicht länger auf der Insel Haiwan ausharren.
Quelle: ZDF

"Ich will nach Hause" oder "Ich muss in die Schule" - das steht auf den Blättern, die die Kinder in der Hotel-Lobby in die Höhe halten. Sie protestieren, weil sie mit ihren Familien immer noch auf der chinesischen Urlaubsinsel Hainan festhängen. Vor einer Woche hat die Stadt Sanya einen Lockdown verhängt, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern - wegen 263 Corona-Infizierten. Wenig später wurde er auf weitere Orte ausgeweitet.

Als diese Nachricht die Runde machte, versuchten viele noch schnell zum Flughafen zu kommen. Vor den Schiebetüren des Eingangs gab es lange Schlangen und laute Diskussionen mit Leuten in Ganzkörper-Schutzanzügen.

Doch zu spät: Alle Flüge waren gecancelt, die Bahnhöfe geschlossen, die Touristen gefangen im Urlaubsparadies. Sie hatten keine Wahl und kehrten in ihre Ferienanlagen und Hotels zurück. Die sollten ihre Preise für die gestrandeten Touristen halbieren, manche sollen sie auch kurzerhand verdoppelt haben.

Touristen dürfen Hotelanlagen nicht verlassen

Viele der Touristen kommen aus Shanghai. Im Frühjahr saßen sie schon einmal fest, durften ihre Wohnungen zwei Monate lang nicht verlassen. Die Erinnerung an die chaotischen Zustände, an nicht ausreichende Lebensmittellieferungen, sind noch frisch. Im Sommer wollten sie nur eines: endlich raus. Jetzt sitzen sie wieder fest.

Auf Hainan sind nun in vielen Hotels Restaurants, Pools und Gemeinschaftsräume mit Flatterband abgesperrt. In manchen dürfen die Gäste ihre Zimmer nicht verlassen. In anderen können die Touristen ihr Essen im Speisesaal abholen und mit aufs Zimmer nehmen. In wieder anderen können sie sich frei bewegen. Am Strand liegen: erlaubt. Ins Wasser gehen: verboten.

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80.000 Touristen sitzen fest

Das alles, damit niemand das Virus zusammen mit der dreckigen Wäsche im Koffer mit nach Hause bringt. Nach offiziellen Angaben sollen etwa 80.000 Touristen in der Stadt sein und zu Beginn hieß es, dass sie nach sieben Tagen und den entsprechenden Tests wieder nach Hause dürften.

Die Staatsmedien berichten von ersten Flügen, zeigen glückliche Urlauber, die sich für die gute Organisation bedanken. Für die, die immer noch in Sanya festsitzen, sieht die Realität anders aus: Die offiziellen Mitteilungen sind knapp und ungenau - und die Schulferien bald zu Ende.

Viele Gäste sitzen seit Tagen auf gepackten Koffern, warten auf den Anruf, dass sie endlich zum Flughafen dürfen. Sie schalten auch nachts das Handy nicht aus, aus Angst eine solche Nachricht zu verpassen.

Null-Covid-Strategie von Xi Jinping

Dass viele der Touristen ihre Ferienanlage während des Urlaubs nicht verlassen haben und somit die Gefahr, dass sie sich mit Corona infiziert haben, extrem gering ist, ist irrelevant. Sie sind die Gefangenen der Null-Covid-Strategie des chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

Manchmal werden in China Areale auch abgeriegelt, weil am Tag vorher ein Infizierter oder Verdachtsfall dort war. Und schon mit dem Auto durch ein Viertel zu fahren, das zu einem Hochrisikogebiet gehört, kann Folgen haben - unabhängig davon, ob man ausgestiegen ist oder nicht.

Überwachung durch chinesische Gesundheitsapp

Möglich macht diese Nachverfolgung die Big-Data-Überwachung des Landes. Das mächtigste Mittel: die chinesische Gesundheitsapp. Dort sind Impfstatus und der neueste Corona-Test hinterlegt und sie ist die Voraussetzung für die Teilnahme am sozialen Leben.

Diese Maßnahmen schlagen sich inzwischen auch in den Wirtschaftszahlen des Landes nieder. Doch für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping geht die Kontrolle über alles. Er feiert sich als Erfinder der Null-Covid-Strategie und verkauft sie der Welt als Überlegenheit des chinesischen Systems.

Er braucht diesen Rückenwind, denn er hat einen wichtigen Termin vor Augen. Im Herbst will er sich auf dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei eine dritte Amtszeit sichern - als "Führer des Volkes". Von diesem Ziel will er sich auch von 80.000 Gefangenen im Urlaubsparadies nicht abhalten lassen.

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