Augenmerk auf andere Krankheiten:Hausärzte: Nicht nur für Corona vorsorgen
15.09.2022 | 14:16
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Der Deutsche Hausärzteverband fordert, neben der Corona-Pandemie auch andere Erkrankungen wie die Grippe stärker in den Fokus zu rücken. Hier war die Impfquote zuletzt zu niedrig.
Der Deutsche Hausärzteverband fordert, ein größeres Augenmerk auf andere Erkrankungen neben der Corona-Krise zu legen.
Hausärzte: Den Fokus wieder erweitern
"Es ist an der Zeit, den Fokus wieder zu erweitern", sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt.
Bestes Beispiel ist die anstehende Grippesaison, der wir mit einer deutlichen Steigerung der Impfquoten wesentlich entspannter entgegensehen könnten.
Ulrich Weigeldt, Vorsitzender Hausärzteverband
Mit der anstehenden Corona-Impfkampagne sollte auch bundesweit für Grippe-Impfungen geworben werden, so der Verband. Nach bald drei Jahren Corona-Fokus müssten die Menschen auch im täglichen Leben an die Relevanz anderer Impfungen erinnert werden.
Weigeldt: Andere Erkrankungen sind ins Hintertreffen geraten
Hier sehe Weigeldt auch eine Verantwortung der Politik.
Das Coronavirus ist Teil unseres Lebens geworden und wird es leider bleiben - wie viele andere Erkrankungen auch, die aufgrund der Pandemie viel zu lange ins Hintertreffen geraten sind.
Ulrich Weigeldt, Vorsitzender Hausärzteverband
Ziel sollte es nun sein, dass sich mindestens zwei Drittel der über 60-Jährigen in dieser Saison gegen Influenza impfen lassen. Dies gelte gerade, weil es in diesem Jahr zu einer deutlich heftigeren Grippewelle als in den vergangenen Jahren kommen könnte.
Grippe-Impfziel der EU nicht errreicht
Zielvorgaben der Europäischen Union, wonach 75 Prozent der älteren Menschen gegen Grippe geimpft werden sollten, seien zuletzt nicht erreicht worden. So lag die bundesweite Impfquote in der Grippesaison 2019/2020 bei den über 60-Jährigen bei 38,8 Prozent.
Das Risiko für eine Ansteckung mit Grippe dürfte in diesem Herbst für viele größer sein als in früheren Jahren, warnte auch der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Thomas Dittrich, am Rande des Deutschen Apothekertags in München.
Weil das Immunsystem nach zwei Jahren mit niedrigen Grippezahlen auf den Erreger nicht gut vorbereitet ist.
Thomas Dittrich, DAV-Vorsitzender
Insgesamt sollen für die bevorstehende Grippeimpfsaison rund 26 Millionen Dosenzur Verfügung stehen. "Das wird reichen", versicherte Dittrich.
Impfungen können gleichzeitig erfolgen
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Schutzimpfung gegen die Grippe in erster Linie älteren Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranken mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma oder Herzkreislauferkrankungen, medizinischem Personal und Pflegekräften sowie Schwangeren. Die Risikogruppen ähneln jenen, die auch bei Corona schwere Verläufe fürchten müssen.
Die ausdrückliche Empfehlung für Risikopatienten bedeutet aber nicht, dass allen anderen von einer Impfung abgeraten wird. Die Influenzaimpfung sollte ab Mitte Oktober bis Mitte Dezember erfolgen. Die Impfung gegen Covid-19 und gegen Influenza kann zeitgleich erfolgen.
Angesichts hoher Corona-Zahlen fragen sich auch jüngere Menschen, ob sie eine zweite, an Omikron angepasste Boosterimpfung brauchen. Kann es zu einer "Überimmunisierung" kommen?