Die Intensivstationen in Deutschland stoßen an Ihre Kapazitätsgrenzen. Die Infektionszahlen werden so schnell nicht sinken. Hausärzt*innen könnten helfen, die Lage zu entspannen.
Die Lage auf den Intensivstationen ist ernst. Prof. Dr. Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), ist "zutiefst besorgt", dass die dritte Coronawelle dramatischer wird als die zweite. In Zahlen bedeutet das:
Aktuell werden 4.532 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt. Es waren auf dem Höhepunkt der zweiten Welle schon einmal etwas mehr als 5.700. Trotzdem war die Situation noch nie so ernst, twittert Prof. Dr. Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters, am Samstagabend. Das Personal breche weg:
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Diese Situation habe man "erschreckend genau vorhergesagt", sagt DIVI-Präsident Marx. Etwa 1,5 bis 3 Prozent der Infizierten landen auf einer Intensivstation. Allein die am Freitag gemeldeten über 25.000 neuen Fälle bringen also etwa 375 Kranke in die Kliniken. In der Spitze könnten so bis zu 5.800 Menschen Behandlung in Intensivstationen benötigen. Eigentlich müsste ein Lockdown verhängt werden, so der DIVI-Präsident. Und das möglichst schnell. Ob und wann das passiert, ist aber äußerst fraglich.
Viele Patienten kommen zu spät in die Klinik
Ein Patient beschreibt seinen Krankheitsverlauf in der rbb-Doku "Charité intensiv" so:
Diese Darstellung deckt sich mit den Einschätzungen vieler Experten. Durch die Verjüngung der Patienten habe sich der Umgang mit der Krankheit verändert:
Den typischen Patienten, der eingeliefert werde, beschreibt Kardiologe Fabian Mühlberg so:
- Seit sieben bis zehn Tagen Symptome, in den letzten fünf Tagen wurde der Zustand rasant schlechter.
- Der Hausarzt oder die Hausärztin hat bisher nicht viel gemacht, den Patienten eher wie mit einer anderen Viruserkrankung behandelt.
- Die Empfehlung lautete: "Warten Sie ab. Wenn es Ihnen schlechter geht, gehen Sie ins Krankenhaus."
Damit gehe viel Zeit verloren, die Intensivstationen haben große Probleme, die Patienten dann wieder zu stabilisieren.
Wie die Lage entspannen?
Eine entscheidende Rolle bei der Entlastung der Intensivstationen könnte den Hausärzten zufallen. Neun von zehn Patienten mit SARS-CoV-2 werden ambulant behandelt. Ein Faktor, warum das deutsche Gesundheitssystem im europäischen Vergleich bisher recht gut durch die Pandemie gekommen ist. Oft können Hausärzte auch sehr genau einschätzen, welche Ihrer Patienten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf der Krankheit mitbringen und wer es ohne Behandlung schaffen kann.
Wichtig sei, dass die Erkrankten in engem Kontakt mit dem Arzt bleiben, sich idealerweise täglich melden, um ihren Zustand zu schildern. Nur so könne der Zeitpunkt für eine stationäre Behandlung richtig erkannt werden.
Hausärztin: 1.000 Patienten, keiner gestorben
In der Praxis von Ulrike Leimer-Lipke in Berlin Reinickendorf funktioniert dieses Monitoring schon sehr gut. Die Ärzin hat sich bereits vor einem Jahr auf Corona spezialisiert. Ihre Praxis ist inzwischen eine Covid-Schwerpunktpraxis. Zusätzlich zum engen Kontakt zu den Patienten behandelt sie Covid-Erkrankte auch schon früh mit Medikamenten, etwa mit Blutverdünnern zur Thromboseprävention oder mit Kortison gegen die Überreaktion des Immunsystems.
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Von den rund 1.000 Covid-Patienten in ihrer Behandlung mussten nur fünf in ein Krankenhaus gebracht werden, kein einziger ist an Corona verstorben.
Bisher keine Leitlinien für ambulante Covid-Therapien
Leimer-Lipkes Ansatz ist ein Versuch, Patienten besser zu behandeln. Die Daten aus ihrer Praxis sollen nun ausgewertet werden in einer Studie. Leitlinien, mit welchen Medikamenten Covid-Patienten behandelt werden können, gibt es noch nicht.
An dieser Evidenz werde gearbeitet, erklärt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM), Martin Scherer: "Es laufen etwa 4.500 Studien mit etwa 400 Substanzen weltweit, alleine 90 davon in Deutschland." Es seien viele Daten nötig, um eine allgemeingültige Therapieempfehlung abzugeben.
Den Kontakt zu den Patienten zu halten sei absolut wichtig, "um den Punkt zu erwischen, wann Patienten ins Krankenhaus müssen". Dieses Monitoring sei aber ab einer bestimmten Anzahl an Infektionen gar nicht mehr leistbar.
[Nach eigenen Angaben steht die TU Braunschweig kurz vor einem Durchbruch bei der Entwicklung eines Corona-Medikaments. Was sie nun brauchen, sehen Sie hier.]
Viele Schwierigkeiten, was also tun?
Die Pandemie ist eine absolute Ausnahmesituation auch für Hausärzte. Trotzdem gibt es Ansätze, wie die Lage verbessert werden kann:
- "Wir brauchen mehr Überblick über die Fälle", meint Dr. Marc Kurepkat aus Berlin. Er hat ein ambulantes COVID-19-Register entwickelt: Das Register soll in den nächsten drei Monaten starten und dann 1.000 Patienten beobachten. Sie sollen täglich melden, wie es ihnen geht.
- "Die Hausärzte müssen sich trauen, jemanden anzurufen, der sich besser auskennt, wenn dadurch Einlieferungen verhindert werden können", meint Intensivmediziner Mühlberg. Corona-Schwerpunktpraxen oder Kliniken sollen bei der Bewertung von Patienten helfen.
- "Die Möglichkeit der passiven Immunisierung", nennt Prof. Dr. Christian Karagiannidis vom DIVI. Wenn man Patienten an Tag eins oder zwei der Infektion erwischt, können mit Antikörpermedikamenten einige sonst schwere Verläufe verhindert werden.
- "Die Einbeziehung in die Impfstrategie" ist für Prof. Dr. Uwe Janssens, ebenfalls vom DIVI, ein zentraler Punkt: Der Impfkampagne könne dadurch ein maximaler Schub verliehen und Intensivstationen damit entlastet werden.
[Die gesamte DIVI-Pressekonferenz zur Auslastung der Intensivstationen vom 09. April 2021 können Sie hier auf Youtube nachschauen.]
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