Eine Karnevalssitzung im Kreis Heinsberg wird 2020 zum ersten deutschen Corona-Hotspot - und liefert bis heute wertvolle Erkenntnisse für die Wissenschaft.
Zentraler Infektionspunkt war in Heinsberg die Bar des Festsaals. Etwa 250 Menschen haben sich am Abend hier mit Corona infiziert.
Im zweiten Teil der "Heinsberg-Studie" gehen Forscher der Uniklinik Bonn aktuell der Frage nach, ob eine überstandene Corona-Infektion Schutz vor einer Neu-Ansteckung bietet. Die Studie läuft noch bis April/ Mai. Über 700 Personen nehmen teil, darunter viele ehemalige Gäste der "Kappensitzung" in der Bürgerhalle Gangelt-Langbroich. Von dort hatte sich das Virus ab Februar 2020 im gesamten Kreis Heinsberg verbreitet. Die Studie wird voraussichtlich im Sommer 2021 veröffentlicht.
Heinsberg-Studie: Erste Ergebnisse zu Antikörpern
Doch es gibt schon jetzt erste Ergebnisse:
- Seit Beginn der Studie im März 2020 hatten zehn Prozent der Patient*innen nach sechs Monaten einige Antikörper nicht mehr.
- Nach neun Monaten waren es 20 Prozent, die diese Antikörper nicht mehr aufwiesen. Andere Immunantworten konnten noch nachgewiesen werden.
Ob sie sich - auch wenn dieser Schutz nicht mehr gegeben ist - wieder anstecken können, ist noch nicht bekannt. Allerdings, so Streeck, "zeigen die Erfahrungen mit heimischen Coronaviren, dass mögliche Reinfektionen in aller Regel milder verlaufen".
Heinsberg-Studie untersucht Dunkelziffer, Symptome, Ansteckungswege
Die Wissenschaftler*innen der Uniklinik Bonn forschen seit März 2020 im Kreis Heinsberg zu Sars-CoV2-Infektionen. Der erste Teil der Heinsberg-Studie hatte vor allem Ansteckungswege, Dunkelziffer und Symptome untersucht.
Wichtigste Ergebnisse dieser ersten Heinsberg-Studie:
- Jede fünfte Infektion verläuft ohne Symptome
- Häufige Symptome einer Covid-19-Erkankung sind der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns
- Es waren fünfmal mehr Teilnehmende infiziert, als bis dato durch offizielle Testergebnisse bekannt war
Forscher*innen der Uniklinik Bonn untersuchen in ihrer Studie die Ausbreitung des Coronavirus im besonders betroffenen Kreis Heinsberg.
Die Ergebnisse der ersten Heinsberg-Studie wurde über 22.000 Mal von Wissenschaftler*innen abgerufen und gingen unter anderem in eine große Meta-Studie des Wissenschaftlers John Ioannidis ein, die die WHO im Juli 2020 zur Sterblichkeit im Zusammenhang mit Corona veröffentlicht hat.
Weltweit laufen derzeit an verschiedenen Forschungseinrichtungen parallel zur Heinsberg-Studie über 1000 wissenschaftliche Corona-Studien.